Sophie hat zu meinem Blog-Beitrag "Ein gegen die Allversöhnungslehre gerichteter kritischer Kommentar" eine Frage gestellt, die ich hier gerne zu beantworten versuche:
Hallo liebe Sophie,
es freut mich, dass Du die Zeit gefunden hast, auf unsere Website zu gehen.
Zwar glaubt Brigitte auch an die biblische Allversöhnung, aber Dir antworten kann ich nur aus meiner Perspektive. Du schreibst:
"Es ist falsch zu behaupten, dass alle Christen mit dieser Meinung es den anderen Menschen nicht "gönnen" würden dass sie in den Himmel kommen - das ist zynisch, das zu behaupten, und ich weiß sicher, dass es bei mir zumindest nicht stimmt."
Ich gebe Dir recht. Wenn ich das so behaupten würde, wäre das sicherlich sehr zynisch. Das tue ich aber in dem Artikel über Allversöhnung an keiner Stelle. Ich stelle z. B. auch im Abschnitt "Die Menschen müssen über die biblische Allversöhnung informiert werden" klar, dass viele Leute über dieses Thema schlicht und einfach nichts wissen. Die meisten glauben das, was sie an Predigten bislang hörten. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie es anderen Menschen nicht gönnen, zu Gott zu kommen.
Ich glaube nicht, dass alle Menschen nach ihrem Tod automatisch in den Himmel kommen. Da habe ich in meinem Artikel zugegebenermaßen zu wenig differenziert argumentiert. Das habe ich aber in dem Folgeartikel "Die Auferstehungen und das Gericht Gottes" etwas ausgeglichen.
Selbstverständlich gibt es eine Hölle, die im Griechischen "Gehenna" genannt wird. Und in der von Dir angeführten Stelle (Mt. 10,28) verwendet Jesus genau diesen Begriff. Im NT kommt er nur weitere 11 Mal vor.
Ich wurde bereits von einem Glaubensbruder zu diesem Thema befragt und denke wirklich, dass es nötig ist, mehr über die Hölle zu schreiben, denn so wie der Artikel über die Allversöhnung momentan vorliegt, bleiben tatsächlich noch viele Fragen offen. Allerdings fände ich es schön, wenn meine darin angeführten Argumente für die Rettung aller Menschen mehr Anklang fänden. Aber das kann nur Gott schenken.
Deine Frage nach der Hölle möchte ich aber zumindest teilweise beantworten, indem ich aus einer E-Mail zitiere, die ich dem oben erwähnten Bruder zuschickte:
"Luther übersetzte fast überall wo im hebräischen oder griechischen Urtext "Scheol" oder "Hades" geschrieben steht "Hölle". Tatsache ist aber, dass es sich hierbei um Totenräume handelt. Der "Tod" ist ebenfalls ein Totenraum, der noch tiefer liegt als der Scheol. Umgeben werden sie durch den Totenraum "Meer". Abgebildet wird das im Herzen mit seinen beiden Hauptkammern (Tod und Scheol), umgeben von der Lunge (Meer).
Wenn Jesus jedoch im NT von "Hölle" spricht, dann steht im Urtext "Gehenna" geschrieben. Dieses Wort leitet sich aus dem Hebräischen "Gej Ben Hinom" ab, was "Tal der Söhne Hinoms" bedeutet. Es war ein Tal außerhalb von Jerusalem, wo die Israeliten dem Gott Moloch ihre Kinder im Feuer opferten. Jesus spielte hierbei auf diese Praxis an, wenn er davor warnte, dass man in die "Hölle" kommen kann. Es war lediglich ein Vergleich, um zu verdeutlichen, was die "Gehenna" ist, von der er sprach. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Hölle gibt. Allerdings gibt es momentan nur die Totenräume "Tod", "Scheol" und "Meer", die eines Tages samt Inhalt alle in den Feuersee (Luther "feuriger Pfuhl") geworfen werden. Dieser auch "zweiter Tod" genannte Feuersee existiert meines Wissens noch nicht, sondern ist ein Teil der neuen Schöpfung. Er ist das, was man gemeinhin unter "Hölle" versteht :Offb. 20,13-15:.
Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken.
Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee.
Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen.
Ich möchte betonen, dass dieser Gerichtsort für solche bereitsteht, nachdem jeder Auferstandene nach seinen Werken gerichtet wird. Das bedeutet, das vorher niemand in die "Hölle" in diesem Sinne kommen kann. Das bedeutet auch, dass niemand unendlich gequält werden wird, denn das Gericht Gottes kennt immer ein Maß, nämlich das Maß der Schwere des begangenen Verbrechens des zu Richtenden. […]"
Nicht überall wo in den deutschen Übersetzungen "Hölle" geschrieben steht, geht es demnach wirklich um den Gerichtsort "Feuersee". Vor dem Jesus warnt. Es gibt hunderte von Stellen in der ganzen Bibel, in denen es um Totenräume geht und nicht um die "Hölle".
Ob nun bereits jetzt in den Totenräumen oder später in der Hölle, stellt sich die Frage, ob es die Gerechtigkeit Gottes ihm selbst wirklich erlaubt, unendlich zu strafen. Das Wort der Wahrheit betont aber an vielen Stellen, dass Gott gemäß den begangenen Taten richtet und nicht maßlos. Dies ist ein Aspekt seiner auch für alle zukünftigen Gerichte geltenden Gerechtigkeit.
Es besteht also für mich kein Zweifel daran, dass es eine Hölle geben wird. Wichtig ist, ob alle Wesen im Tod, Scheol (Hades), "Abgrund" in diesem zweiten Tod für "immer und ewig" i. S. v. unendlich bleiben werden. Diese Frage habe ich in den beiden Artikeln "Die Allversöhnung (Wiederbringung der Schöpfung)" und "Die Auferstehungen und das Gericht Gottes" zu beantworten versucht.
Wie gesagt, das Thema "Hölle" muss ich noch ausarbeiten und ins Netz stellen. Offensichtlich besteht hier ein Mangel meinerseits und ein Bedürfnis der Leser. Danke, liebe Sophie, für Deinen Hinweis.
Ich hoffe, ich konnte Dir mit dieser Teilantwort dienen.
Um auf das Thema "zynische Behauptung" zurückzukommen: Im Artikel "Die Allversöhnung (Wiederbringung der Schöpfung)" habe ich nirgends geschrieben, dass alle Christen, die die Allversöhnung ablehnen, es anderen Menschen nicht gönnen, in den Himmel zu kommen. Im Text stehen Formulierungen wie "viele gläubige Leser", "bei vielen von ihnen", "so viele Christen", "solche Leute", "oftmals" oder ich schreibe später in einem anderen Zusammenhang von "Christen" im Allgemeinen. Und wie bereits erwähnt, glaube ich nicht, dass jeder sofort in den Himmel kommt. Da gibt es große Unterschiede, wie Du im Artikel "Die Auferstehungen und das Gericht Gottes" nachlesen kannst.
Abschließend möchte ich betonen, dass ich zwar vehement mein Verständnis der Bibel als Wahrheit vertrete, aber auch ich selbstverständlich irren kann. Ich biete lediglich meine Sicht der Dinge an und ich glaube, sie ist biblisch wahr. Ich lasse mich aber gerne korrigieren, wenn ich etwas nachweislich falsch verstanden haben sollte. Ich habe sogar die Pflicht dazu.
Ebenfalls liebe Grüße und Dank für Dein Interesse
Freddy