02.01.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{1} Das Wort wurde Fleisch (Joh. 1,1-18)
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 1,14 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der Umstand, dass die Jünger den Aufenthalt des im Fleisch der Menschen „zeltenden“ Wortes Gottes sehen, spiegelt sich inhaltlich darin wider, dass Jesus solche erblickt, die seine Wohnstatt suchen.
Das Sehen Gottes und der Umstand, dass man von ihm gesehen wird, bilden eine komplementäre Einheit desselben Geschehens.
Die Herrlichkeit Jesu kann auch in seinen Zeichen erblickt werden. Das Sehen seiner Wohnstatt (sie ist sein „Name“ im wesenhaften Sinn) führt jedoch zum Glauben einer relativ höheren Stufe.
Wie Joh. 1,14*Joh. 2,16 zeigt, ist der Einziggeborene des Vaters dessen wesenhafter Tempel. Sein Fleischleib war die Wohnstatt des Vaters, in der die von oben kommende göttliche Herrlichkeit vollständig wie in einem Zelt wohnte (DÜ: „herabwohnte“; „zeltete“).
Der Leib Jesu beherbergte diesen Geist des Vaters, der die Wahrheit ist, sodass wer das wahre Zeugnis Jesu annahm, Gott als wahrhaftig bestätigte ("besiegelte").
Da Jesus seine Herrlichkeit aus Gott erhielt, nahm er von den Menschen keine Ehre (Herrlichkeit) an.
Dies unterscheidet ihn grundlegend von den Juden, die ihr Ansehen nicht bei Gott suchten, sondern es voneinander nahmen, d. h. pseudogeistlich von Menschen geehrt wurden.
Da sie die Bleibe Jesu und die in ihr wohnende göttliche Herrlichkeit ablehnen, haben sie einen anderen Aufenthalt, also eine andere Herrlichkeit, nämlich das irdische „Zelt“, in dem sich der Anti-Gott von ihnen verherrlichen lassen wird :2.Thes. 2,4:. Auch er nimmt Herrlichkeit (Ansehen) von den Menschen.
Ein nützliches Werkzeug zur Identifizierung des antichristlichen Geistes ist, wenn man darauf achtet, ob jemand für sich selbst Herrlichkeit von Menschen sucht, um in deren Augen gut dazustehen.
Man muss lediglich darauf achten, ob der Betreffende aus seinem eigenen Herzen spricht :Joh. 7,18:.
Die spiegelgleichen Struktur in Joh. 1,1-18 zeigt, dass das göttliche Wort inkarnierte, also „Fleisch“ wurde :Joh. 1,14:, als es als das wahre Licht in den „Kosmos“, also in die irdische „Welt“ (im Unterschied zum Himmel) kam :Joh. 1,9:.
Die Geistherrlichkeit Gottes wohnte im Wort ebenso, wie sie es einst, dies darstellend, in der Stifthütte tat, die Moses in der Wildnis Sinai errichten ließ.
Als ein heiliges „Zelt“ hatte Jesus inmitten von uns Zelt. Die in ihm wohnende Herrlichkeit des Vaters wurde von solchen gesehen und erkannt, die das wesenhafte Wort und dessen Sprechen als das wahre Licht annahmen, das jeden Menschen erleuchtet :Joh. 1,9:.
In der allegorisch-prophetischen Darstellung wurde die heilige Wohnstätte Gottes im Zentrum der 12 Stämme Israels aufgerichtet.
Die diesbezügliche Erfüllung zeigt Jesus inmitten seiner 12 Jünger bzw. im Zentrum der Gemeinde, d. h. aller seiner Gläubigen, die ihn als Leibesherrlichkeit umgeben. (Siehe hierzu auch die Vollerfüllung in Offb. 7,17; Offb. 21,22+23.)
Joh. 1,14 [D331] <Joh. 8,7*> Joh. 15,20 [D331]
Joh. 1,14 (Joh.*Offb.) Offb. 21,3
Joh. 1,14 (Joh. // Offb.) Offb. 1,5+6
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.