02.01.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{1} Das Wort wurde Fleisch (Joh. 1,1-18)
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 1,17 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Ebenso wie die Hoffnung des Nehmens aus der Gnade Jesu der Ausrichtung auf das auf dem Gesetz gründenden Nehmen inhaltlich gegenübersteht, bilden auch der Glaube an das von Moses stammende Gesetz und der Glaube an die Gnaden- und Wahrheitsreden Jesu einen scharfen Gegensatz.
Dieser absolute Kontrast kann nur überwunden werden, wenn man erkennt, dass Jesus die Vollerfüllung der mosaischen Schriften ist, d. h., wenn man kein mosaischer Jünger mehr ist, sondern zu einem Jünger Jesu wird :Joh. 9,28:.
Hier gibt es keinen Mittelweg, denn Gnade und Wahrheit sind ausschließlich durch Jesus möglich geworden.
Deshalb hat das Judentum mit seinem Gesetz in der Gemeinschaft gläubiger Christen nichts zu suchen und muss aus diesem Bereich entfernt werden.
Die spiegelgleiche Struktur in Joh. 1,1-18 zeigt, dass der Schöpfungsprozess der Welt durch das wesenhafte Wort Gottes :Joh. 1,3: dem Kommen von Gnade und Wahrheit durch Jesus Christus entspricht, der eben dieses Person seiende Wort des Vaters ist.
Aus der Analogie ergibt sich, dass die Ankunft von Gnade und Wahrheit in der Bedeutung der Weltschöpfung gleicht, mehr noch:
Sie ist eine neue Schöpfung in Jesus Christus, nämlich für alle, die das annehmen, was Jesus neu brachte.
Pred. 1,9 trifft auf Joh. 1,17 nicht zu.
In der gesamten Schöpfung mag es zwar nichts Neues unter der Sonne geben :Joh. 1,3:, Gnade und Wahrheit sind jedoch definitiv neu.
Sie kamen erst, als das göttliche Licht in den Kosmos (d. h. in die „Jerusalem-Welt“) hineinschien.
Joh. 1,17 [D93] <Joh. 3,34*> Joh. 5,39 [D95]
Joh. 1,17 [D328] <Joh. 8,7*> Joh. 15,17 [D328]
Joh. 1,17 (Joh.*Offb.) Offb. 22,21
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.