16.01.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{3} Das Lamm Gottes (Joh. 1,29-34)
Das ist der, von welchem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 1,30 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der nach dem Täufer kommende Mann, den Johannes zuerst nicht kannte, existierte bereits vor ihm.
Ebenso wie die Aufgabe des Täufers darin bestand, diesen zu ihm kommenden Menschen (Jesus) dem Volk Israel zu offenbaren, offenbarte Jesus den Israeliten Nathanael. Der Herr sah Nathanael bereits vorher, bevor dieser zu ihm kam.
Die Joh. 1,30 betreffenden Makrostrukturen haben den vergleichbaren Zeitpunkt einer Ankunft und die diesbezügliche Erkenntnis zum Thema.
So gelangte der Kranke (DÜ: „Schwache“) am Teich Bethesda zu spät in dessen heilende Wasser hinein, weil zuvor stets ein anderer dorthin hinabstieg.
Erst danach empfing er das Lebenswasser Jesu, was wiederum einen Vorzug darstellt, nämlich den anderen Kranken gegenüber.
Jesus hob die Sünde der Ehebrecherin weg.
Solchen, die sein Opfer und die daraus resultierende Gnade ablehnen, bleibt hingegen ihre Sünde. Sie werden von dieser Last nicht befreit.
Sie können das Lamm Gottes nicht erkennen.
Offenbar müssen zuerst die vergleichsweise schlechten Wasser abnehmen oder versagen, bevor jener kommt, der mit heiligem Geist tauft.
Derjenige, der aus der großen Not erlöst, gelangt also erst später „ins Boot“ seiner Gläubigen.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.