16.01.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{3} Das Lamm Gottes (Joh. 1,29-34)
Und ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen du den Geist herabsteigen und auf ihm bleiben siehst, der ist's, der im heiligen Geiste tauft. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 1,33 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Laut dem vorliegenden Kontext gleicht Johannes allen Jüngern Jesu und speziell Petrus, denn der den Täufer entsendende Gott, hatte ihm prophetisch angekündigt, er werde denjenigen, der mit heiligem Geist tauft daran erkennen, dass zu ihm der Geist Gottes aus dem Himmel hinabsteigt.
Dies entspricht nämlich der allen Jüngern gegebenen prophetischen Ankündigung Jesu, dass die Engel Gottes durch den geöffneten Himmel hindurch auf ihn, den Menschensohn, hinabsteigen werden, sodass diese Engel dem den Sohn verherrlichenden Geist Gottes gleichen.
Bei der Taufe Jesu wurde der Himmel ebenfalls geöffnet, sodass der Geist Gottes hinabsteigend auf Jesus gelangen konnte :Mt. 3,16:.
Johannes der Täufer gleicht vor allem Petrus, denn ebenso, wie er durch den ihn sendenden Gott auf Christus hingewiesen wurde, offenbarte der Apostel Johannes Petrus die Identität des am Strand des Sees Genezareth stehenden Jesus.
Geradeso wie der Herr nicht mehr im Wasser des „hinabstürzenden“ Jordan stand (der Name dieses Flusses bedeutet „Hinabstürzender“), als der Geist auf ihn hinabstieg, sodass der Täufer seine Identität erkennen konnte :Mt. 3,16:, befand sich der Herr nicht in den Wassern des „Meeres“ Genezareth, nachdem er durch den zu ihm hinabsteigenden Geist aus dem Tod erweckt und von Petrus gesehen wurde.
Der „Heil-land“ stand nämlich am Ufer dieser den Totenraum „Meer“ darstellenden Wasser.
Joh. 1,33*Joh. 4,51 zeigt, dass der Geist des Gott-Vaters im königlichen Beamten dargestellt wird, der zu seinem aus den „Todeswassern des hitzigen Tumultes“ (Fieber) erstandenen lebenden Sohn hinabsteigt.
In der spiegelgleichen Struktur in Joh. 1,29-34 sind auf beiden Seiten des Versvergleichs die Formulierung „Und ich, nicht hatte ich ihn gewahrt“ und das darauffolgende „jedoch...“ gleich :Joh. 1,31+33:.
Aus Joh. 1,32 geht indirekt hervor, dass die Taufe Jesu durch Johannes bereits erfolgt war, als er seine diesbezügliche Erklärung abgab, sodass das eigentliche Zentrum der vorliegenden Textstruktur die im Johannesevangelium nicht beschriebene, sondern vom Apostel lediglich berichtete Taufe Jesu ist.
Joh. 1,31*Joh. 1,33 zeigt, dass der Täufer allein deshalb von Gott entsandt wurde, um den mit heiligen Geist Taufenden anlässlich einer Wassertaufe zu sehen :Joh. 1,32; Mk. 1,10: und dem Volk Israel den Auserwählten Gottes zu offenbaren.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.