Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir aus. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 10,18 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Da das Gebot Gottes das „ewige“ Leben ist und der Herr die Autorität, seine Seele (in den Tod) zu setzen und sie wieder zu nehmen, als ein Gebot vom Vater empfing, dient das souveräne Opfer der Seele Jesu der „ewigen“ Bewahrung seiner Gläubigen, also der Rettung seiner Schafe davor, vollständig in die Verdammnis zu gehen.
Dass kein einziger der Jünger des Herrn verloren ging, entspricht dem Umstand, dass kein einziger die Seele Jesu von ihm nehmen („wegentheben“) konnte, was die Freiheit und das Einverständnis dessen impliziert, der den Weg in die Tiefe geht.
Die absolute Sicherheit, dass niemand den wesenhaften Tempel Gottes ohne dessen Einverständnis beseitigen konnte, also niemand die Seele des Herrn gegen seinen Willen von ihm „entheben“ konnte, spiegelt sich in der Befürchtung der Juden inhaltlich wider, die Römer werden den „Ort“ (im engeren Sinn die unwesenhafte, sondern dingliche Weihestätte in Jerusalem) und die Nation „entheben“.
Hier stehen sich „Ort“ (Jesus, der Gottestempel und seine Gläubigen) und „Anti-Ort“ (Jerusalemer Tempel und die zionistische Nation) diametral gegenüber.
Die Rettung des für seinen Namen (Jesus Christus) bestimmt Volks, ist das Gegenbild des Untergangs der seinen Namen ablehnenden jüdischen Nation.
Als die Seele Jesu vom Leibestempel Gottes weggenommen wurde (gemeint ist der Körper des Herrn), verdarb der wahre „Ort“.
Das ungläubige jüdische Volk der großen irdischen Stadt (Jerusalem) :Offb. 11,8: ist das große „Rom“, die große „Babylon“, das den großen Tempel zerstört: Jesus Christus
Merkwürdigerweise dient das Seelenopfer Jesu der eigenen Rettung, denn für seine Seele gilt das Gebot des Vaters ebenfalls, welches das ewige Leben ist.
Deshalb war es zwingend logisch, dass Jesus seine in den Tod gegebene Seele wieder nehmen würde.
Durch das Setzen (Opfern) der Seele dessen, der von Gott entsandt wurde, wird der auf die Augen der Blinden gesetzte Lehmbrei des irdischen Jerusalem weggewaschen.
Dadurch können sich die Gläubigen Jesu davon lösen, die gegenwärtigen „Welt“ anzuschauen. Sie werden zu ihrer himmlischen Heimat, der Brautstadt des Lämmleins, „hinauf-blickfähig“.
Das Setzen dessen, was geopfert werden muss befreit vom gesetzten Todeswesen und der Autorität der „frommen“ Menschenmörder, denn es bringt Licht und Leben hervor.
Die „Wegenthebung“ des Lehmbreis öffnet die Augen, was dem Umstand entspricht, dass der Lazarus in der Gruft haltende Stein entfernt („enthoben“) wurde.
Das Licht Gottes zu sehen, bedeutet also, zu einem neuen Leben aufzuerstehen. Weil Jesus seine nicht entfernbare Seele freiwillig setzte, wurde das Unmögliche möglich, denn ohne sein Einverständnis hätte sie niemand von ihm „wegheben“ können.
Das Setzen der Seele Jesu offenbart die Identität und die Vollmacht des Gesalbten Gottes.
Durch das Seelenopfer Jesu mehren dessen Jünger die auf Golgatha erworbene Herrlichkeit dadurch, dass sie im Tag das Herrn eine Fülle von Seelen („Fische“) aus dem Totenraum „Meer“ (See Genezareth) ans Lebenslicht hinaufbringen.
Diese Befähigung basiert auf der göttlichen trinitären Autorität Jesu, seine Seele zu geben und sie wieder zu nehmen, d. h. sie selbst von unten „herauszufischen“.
Laut Joh. 10,4+5 // Joh. 10,16-18 veranlasst die Stimme des idealen Hirten die auserwählten Schafe aus dem Hof Israels und solche, die nicht aus diesem „Hof“ stammen, ihm nachzufolgen, denn sie hören und verstehen das Wort des Lichtes Gottes. (Siehe hierzu Joh. 10,1-21.)
Der nicht durch die Tür (das Wort) zu den Schafen Kommende hat deshalb eine andere „Stimme“, weil er nicht in Übereinstimmung mit dem Wort spricht. Er wird von den Schafen als ein Fremder erkannt.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.