06.11.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{29} Jesus erweckt Lazarus zum Leben (Teil 1/2: Joh. 11,1-35)
Da sprach Martha zu Jesus: Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 11,21 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Joh. 5,21 [D157] <Joh. 8,7*> Joh. 11,21-23 [D156-158]
Joh. 5,21 Denn so, wie der Vater die Erstorbenen erweckt und leben macht, also macht auch der Sohn, welche er will, leben. (157)
Joh. 11,21 Daher ´sagte die MA´RThA zu JESuU´S: Herr, wenn du hier gewesen wärest, nicht gleichsam wäre mein d Bruder ´wegertotet*.
Joh. 11,22 Und nun gewahre ich, dass so viele, wie du den Gott bitten wirst, dir der Gott geben wird.
Joh. 11,23 Da sagt zu ihr der JESuU´S: Auferstehen* wird dein d Bruder. (156-158)
Offenbar kannte Martha die enge Verbindung des Gott-Vaters zu seinem Sohn. Sie wusste, dass Jesus das tat, was er in gleicher Weise den Vater tun sah :Joh. 5,19:, sodass er ihren Bruder nur dann auferwecken wollte und konnte, wenn diese Auferstehung zuvor von Gott vollbracht wurde.
Martha erkannte also, dass Jesus Gott darum bitten musste, Lazarus wieder ins Leben zu bringen.
Der Sohn stimmt mit dem Vater so sehr überein, dass er einen toten Menschen nur dann erweckt und belebt, wenn es der Vater möchte.
Erst dadurch, dass Jesus Gott (unter Freilassung der Erfüllung) darum bat, Lazarus möge auferstehen und der Vater dieser Bitte des Sohnes entsprach :Joh. 9,31; Joh. 11,41+42:, wurde der Wille des Vaters zum Willen des Herrn.
Vorher konnte es nicht der Wunsch Jesu gewesen sein, denn ansonsten hätte er sich nicht am Verhalten des Vaters orientiert.
Marthas Glaube zeigte sich also darin, dass sie die wesenhafte Machtquelle jeden Tuns Jesu kannte und mit ihrem göttlichen Handeln rechnete.
Marthas Glaube war das Vertrauen auf den Glauben des Sohns an die Treue des Vaters, sodass ihr Jesus in Joh. 11,23 sofort die Auferstehung ihres Bruders bestätigen konnte.
(Hier haben wir es also mit ihrem Vertrauen auf eine andere Treue zu tun, die ihrerseits auf eine weitere Treue beruht.)
Dies ist das Wesen des Glaubens der wahren Gläubigen, denn wahrer „Glaube“ ist keine eigene Leistung, sondern stets das Vertrauen auf die Treue Gottes, der alles zu tun vermag.
Unser „Glaubenskampf“, besteht also darin, an dieser Treue des Vaters festzuhalten: Alles ist sein Werk. Wir sind im Glauben an den Glauben Jesu gerecht gemacht :Röm. 3,21+22:. (DÜ)
Röm. 3,21 (DÜ)
Nun aber ist ohne* Gesetz Gerechtigkeit* Gottes offenbart* worden, die wohlbezeugtseiende unt von dem Gesetz und den Propheten,
Röm. 3,22 (DÜ)
aber Gerechtigkeit Gottes durch Treun* JESuU´ ChRISTuU´ hinein in all die Treuenden*. ·Denn nicht ist Sonderstellungdc;
Der vorliegende Versvergleich zeigt, dass jede von Jesus im Willen des Gott-Vaters vollzogene Erweckung und Belebung in der Auferstehung des Lazarus dargestellt wird.
Lazarus ist ein Typus derer, die nicht im letzten Tag zum Gericht auferstehen werden :Joh. 11,24:, sondern, als wirklich Hörende des Wortes Jesu und als solche, die dem glauben, der ihn entsandte, bereits jetzt aus dem Tod in das Leben weitergeschritten sind :Joh. 5,24:, sodass sie nicht in das Gericht gelangen werden.
Sie müssen also das Urteil der Satanischen (Ankläger) nicht abwarten, sondern sie sind bereits vorher von dem sie bezichtigenden Gesetz befreite Lebende :Joh. 8,5:, die auch der Sohn nicht verurteilt. (Siehe hierzu Joh. 8,10+11!)
Hieraus folgt, dass die Rettung und Bewahrung der sündigen Frau in Joh. 8,1-11 der Lebensvermittlung an Lazarus entsprechen.
In beiden Fällen ist für das Leben das von Jesus gesprochene Gnadenwort des Gott-Vaters maßgeblich.
Jesus ist hier!
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.