Da versammelten die Hohenpriester und Pharisäer den Hohen Rat und sprachen: Was wollen wir machen? Denn dieser Mensch tut viele Zeichen! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 11,47 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Joh. 4,48 [D184] <Joh. 8,7*> Joh. 11,47+48 [D182+183]
Der Glauben ohne Zeichen und Wunder ist der Glaube an die Wahrheit des Wortes Jesu.
Offenbar besaß der königliche Beamte in Joh. 4 beide Ebenen des Glaubens, denn er glaubte allein wegen der mündlichen Zusage Jesu, dass sein Sohn lebt (Wort) :Joh. 4,50:, aber er tat es auch später, als er begriff, dass diese Heilung genau dann erfolgte, als Jesus die Worte gesprochen hatte (Zeichen) :Joh. 4,53:.
Diesen Glauben aus Zeichen warf „ihm“ Jesus in Joh. 4,48 vor, allerdings geht es hier um die Ausschließlichkeit des Wunderglaubens, was beim Adligen nicht zutrifft.
Dass die Vorhaltung Jesu in Joh. 4,48 in erster Linie nicht auf diesen königlichen Beamten gemünzt war, sieht man auch daran, dass Jesus den Juden im Allgemeinen sagt, ihr Glaube komme allein daher, dass sie Zeichen sehen.
Dieser Vorwurf scheint anlässlich einer Begebenheit, in der er nicht zutrifft fehl am Platz sein. Dass er dennoch hier hingehört, erklärt sich, wenn man das spiegelgleiche Gegenüber von Joh. 4,48, Joh. 11,47+48, kennt.
Die Hohepriester und Pharisäer befürchteten, dass die vielen Zeichen Jesu zum Glauben aller Menschen an ihn führen würden, sodass es auf beiden Seiten des vorliegenden Versvergleichs um den Glauben der Juden im Allgemeinen geht. So gesehen, ist die Vorhaltung Jesu in Joh. 4,48 textlich exakt an der richtigen Stelle.
Was die blinde Jerusalemer Geistlichkeit in ihrer kosmischen Ausrichtung jedoch nicht begriff, ist, dass Jesus weit mehr wollte, als „nur“ einen Glauben auf der Basis von Zeichen und Wundern.
Aber selbst dieser vergleichsweise geringere Glaube stellte für die Wahrung ihrer Autorität eine solch große Gefahr dar, dass sie beschlossen, Jesus zu beseitigen :Joh. 11,53:.
Bezeichnenderweise schlug der Herr die finsteren Gesetzischen in Joh. 8,1-11, dem spiegelgleichen Zentrum des vorliegenden Textvergleichs, allein durch sein haltemächtiges Wort in die Flucht.
In Joh. 8,5 fragten sie Jesus nach seiner Meinung zur Forderung des mosaischen Gesetzes, Ehebrecherinnen zu steinigen („Was sagst du?“).
Diese Frage spiegelt sich möglicherweise in dem „Was sollen wir tun?“ in Joh. 11,47 wider. (Die angestrebte Beseitigung der Sünderin entspricht demnach dem Ziel, Jesus umzubringen.)
Der Denkhorizont der jüdischen Pseudogeistlichkeit war sehr begrenzt. Diese Menschen begriffen nicht, welch revolutionäre Sprengkraft die Reden Jesu jenseits von Zeichen und Wunder besaßen, denn für Satan steht durch das Lebenswort des Herrn viel mehr auf dem Spiel, als nur der Verlust vom „Ort und Nation“ :Joh. 11,48:.
Das Wort des Sohns wird letztlich die gesamte Schöpfung in das Licht des Gott-Vaters transformieren, sodass das Reich der Finsternis aufhört.
Satan verliert alles an Jesus :1.Kor. 15,21-28; Phil. 2,11:. Und er kann nichts dagegen tun :Ps. 2,1-4:. Die pseudo-weisen Kosmokratoren der Bosheit zittern vor diesem Ende ihres jetzigen Wesens :Eph. 6,12:.
Sie hassen die Allversöhnung Gottes.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.