Einer aber von ihnen, Kajaphas, der in jenem Jahre Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wisset nichts (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 11,49 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die Vorhaltung des Hohepriesters Kajaphas, dass die anderen Mitglieder des Synedriums überhaupt nicht begriffen, wie man im „Fall Jesus“ richtig handeln sollte (das korrekte Vorgehen bestand seiner Meinung nach darin, Jesus, um des Erhalts der irdischen Nation willen, in den Tod zu geben), spiegelt sich darin wider, dass die Jünger Jesu den zum himmlischen Ort des Gott-Vaters führenden Tiefenweg des Herrn nicht begriffen, der ebenfalls darin bestand, dass der Herr in den Tod ging, dies allerdings, nicht um die Juden zu bewahren, sondern die „Nation“ für seinen Namen (also gläubige Christen) zu retten.
Nach Kajaphas‘ Logik sind die Unwissenden solche, die ausnahmslos (nicht „ein einziger“ von ihnen) ihre Hände nicht gegen Jesus erheben. Würden sie nämlich auch nur „eine einzige Sache“ begreifen, dann würden sie Jesus zum Tod verurteilen.
Tatsächlich verstehen geistlich sehende Menschen aber, dass kein einziger Mensch so sprach, wie der Mensch Jesus.
Demnach gleicht der in Wirklichkeit überhaupt nichts begreifende Hohepriester Kajaphas dem von Jesus angekündigten Fürsten der Welt, der keine einzige Sache in Jesus, d. h. in der Wahrheit, besitzt, weil er ein Fälscher und Sohn der Fälschung ist.
Die Jünger Jesu verstanden die an ihnen vollzogene, den Tiefenweg des Herrn (Golgatha) darstellende Fußwaschung vorerst nicht. Sie sollten diese prophetische Darstellung Jesu aber später begreifen lernen (zur Kenntnis nehmen).
Dementsprechend waren Kajaphas‘ prophetische Worte für die Anti-Jünger Babylons unbegreiflich.
Ferner gilt die hier aufgezeigte Kontrastparallele für das weitere Ziel Jesu, denn das „Ihr, ja ihr, gewahret nicht, ja nicht e i n e s“ des Kajaphas ist auch das Gegenteil des „Und wohin ich, ja ich, weggehe, den Weg dorthin gewahret ihr“ Jesu.
Das jüdische Synedrium wird also als die Versammlung der Anti-Jünger identifiziert und der Hohepriester ist das „Anti“ zum idealen Hirten.
(Letzterer ist unser „ewiger“ Priester :Hebr. 7,24+25:.)
Als die „Anti-Mitte“ des Synedriums stellt Kajaphas den Antichristus dar.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.