15.01.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{31} Der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem (Joh. 12,12-50 – Teil 1: Joh. 12,12-30)
Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, daß des Menschen Sohn verherrlicht werde! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 12,23 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der Beginn der besonderen Zeit Jesu hängt damit zusammen, dass er sich Jerusalem gegenüber als der Christus (Gesalbter) offenbart.
Hier, im „Kosmos“, würde Jesus verherrlicht werden.
Zur Zeit des Laubhüttenfestes 31 n. Chr. war die Stunde Jesu noch nicht gekommen, aber in Joh. 12,23 war es soweit.
Dass es sich hierbei auch nicht um die Verherrlichung des Sohnes laut Joh. 12,13+21 handelte, also um seine am 9. bzw. 10. Nisan 32 n. Chr. von Menschen empfangene Herrlichkeit, sondern um den Tod Jesu und die Auferstehung aus den Toten, geht u. a. aus Joh. 12,23*Joh. 13,31 hervor, denn als Judas am 13. Nisan hinaus in die Nacht ging, um den Herrn zu verraten, sagte Jesus, dass nun der Menschensohn verherrlicht wird und er Gott verherrlicht :Joh. 5,41; Joh. 8,54:.
(Siehe hierzu die diesbezügliche Parallele in Joh. 21,19. Auch Petrus verherrlichte Gott in seinem Tod.)
Jesus sucht weder die Herrlichkeit (Ehre) von Menschen, noch verherrlicht er sich selbst.
Wer sich ihn zum Vorbild nimmt, wird frei von der „Meinung“ anderer und vom eigenen Ego und dessen Wünschen.
Seine bereits in Joh. 12,23 gekommene Stunde der Verherrlichung war also die „Stunde“ seines Todes auf Golgatha.
Es war die Zeit, in der Jesus preisgegeben wurde, damit der seinen Tod suchende Jerusalem-Kosmos das tun konnte, was rasch kommen musste. Es blieb nur noch eine kurze Zeit :Joh. 13,27+33:.
Es stellt also eine Ironie dar, dass Jesus ausgerechnet im Moment seines scheinbaren Triumphs (schließlich interessierten sich jetzt sogar nichtjüdische Ausländer für ihn) von einer ganz anderen Verherrlichung sprach, die in den Augen der Menschen Schmach bedeutete (Golgatha), aber in Wirklichkeit der größte Sieg Gottes war. Und zwar für alle Menschen, nicht nur für Israel.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.