15.01.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{31} Der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem (Joh. 12,12-50 – Teil 1: Joh. 12,12-30)
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, so bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, so bringt es viele Frucht. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 12,24 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Jesus ist deshalb die Tür seiner Schafe, durch die sie zum bleibenden Licht gelangen, d. h. als solche, die sein Wort hören und hüten den Tod bis in „Ewigkeit“ nicht schauen, weil er als das wesenhafte Getreidekorn für sie in den Tod ging und dadurch viel Herrlichkeitsfrucht des Lebens trägt.
Dies bestätigte er in Joh. 10,1*Joh. 12,24 gleichfalls mit einem „Amen, Amen“ ("Wahrlich, wahrlich"), denn er kann nur auf diese Weise zu seinen Schafen gelangen und sie aus der Finsternis des Hofs hinausführen, in dem sie sich befinden.
Demnach gleicht bereits der Eintritt des idealen Hirten in den kosmischen Hof seinem Fall in die finstere Erde.
Die Inkarnation Jesu als Mensch hatte seinen Kreuzestod auf Golgatha und die daraus resultierende Herrlichkeit des Gott-Vaters zum Ziel.
Erst hier erfolgte seine Ankunft vollständig, sodass Jesus zur Rettungstür seiner Schafe wurde.
Das in Joh. 12,24 gesprochene Wort des Sterbens Jesu erfüllte sich vollständig, als ihn die Juden Pilatus übergaben. Der frevlerische Kosmos („Jerusalem-Welt“) ließ die Römer das Korn Gottes in die Erde säen.
Das göttliche Getreidekorn (Jesus) wurde in Hinsicht auf den Tag seiner Grablegung gesalbt.
Als der tote Leib Jesu in die Gruft gelegt wurde, befand er sich als das wesenhafte Getreidekorn im Herzen der Erde, wo er darauf wartete, fruchtherrlich zu erstehen.
Menschlich gesprochen ist es paradox, dass Jesus deshalb nicht allein blieb, weil er allein in das Grab ging.
Der „Dieb und Bandit“ (der Antichrist und die Antichristen) fällt hingegen nicht in die Tiefe des Erdbodens, sondern steigt von unten (aus dem Abyssus) in den finsteren Hof der Schafe hinauf, sodass er für sie keine Tür des Lebens ist.
Im Gegenteil: er kommt, um diejenigen, die im Jerusalemer Hof gefangen sind, zu stehlen, schlachtend zu opfern und völlig dem gottfernen Tod zu überlassen.
Dies bestätigte Jesus ebenfalls mit einem „Amen, Amen“.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.