Jesus antwortete: Der ist's, dem ich den Bissen eintauchen und geben werde. Und er taucht den Bissen ein und gibt ihn dem Judas, Simons Sohn, dem Ischariot. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 13,26 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Im Unterschied zu Joh. 6,70+71, als Jesus den von ihm gleichfalls auserwählten Judas, den Sohn Simons, als (einen) „Teufel“ bezeichnete, allerdings den Namen dieses Verräters verschwieg, identifizierte er ihn diesmal dadurch, dass er ihm einen eingetauchten Bissen gab.
Darin beantwortete der Herr die Frage seiner Jünger nach der Person dessen, der ihn ausliefern würde. Er tat es jedoch ebenfalls ohne dessen Namen auszusprechen.
Der Umstand, dass Judas von einem Mann namens „Simon“ abstammte, wirft ein klärendes Licht auf Joh. 13,26*Joh. 18,25, denn ebenso wie der „Petrus“ genannte Simon im Hof des Hohepriesters als jemand offenbart wurde, der den Namen Jesu leugnete, eröffnete Jesus, dass der Sohn Simon Iskariots (Judas) von ihm abstehen wird, sodass diese Sohnschaft des Judas gewissermaßen eine Sohnschaft im Geist ist.
Dieser Zusammenhang ist schlüssig, auch wenn es hierbei um zwei ganz verschiedene Personen mit dem Namen „Simon“ geht und der am Kohlefeuer Babylons stehenden Petrus von Jesus rehabilitiert wurde, denn Simon Petrus war der Sohn eines „Johannes“ :Joh. 21,15-17:, der mit dem Apostel Johannes korrespondiert, dem Gegenpol des Judas.
(Die inhaltliche Verknüpfung von Judas und Petrus fällt auch in Zusammenhang mit Joh. 13,27 und Mk. 8,33 auf.)
Der Judas gegebene in Bitterkräuter eingetauchte Bissen (vmtl. Lammfleisch oder rote Linsen :1.Mose 25,34:, siehe die Jakob-Typologie) ist das Gegenbild des dem Herrn vom Gott-Vater zugeteilten Gerichtskelchs Golgathas.
Die Bitternis des in höchster Eile gegessene Passahopfers :2.Mose 12,8+11: ist die Bitternis des Kelches Jesu, der für die „Ägypten-Welt“ als das große Passah in den Tod gegeben wurde :1.Kor. 5,7; Offb. 11,8:.
Der durch Judas schneller zu vollbringende Verrat am Sohn Gottes an die „Jerusalem-Welt“, die Jesus hasste :Joh. 13,27:, ist die andere Seite davon, dass das Lamm den Willen Gottes in Kürze erfüllen wollte, indem es, in Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen, die Sünde der Welt auf sich nahm und den Opfergang in das „Feuergericht“ Golgathas beschritt :Joh. 13,33; Lk. 12,49+50; Jes. 26,12; Joh. 1,29; Joh. 13,1:.
Dies ist der Grund dafür, warum Jesus vmtl. einen Bissen feuergebratenes (gegrilltes) Lammfleisch auswählte :2.Mose 12,8+9:, um Judas zu identifizieren.
Judas' zukünftiges Tun bzw. das des Herrn bilden eine komplementäre Einheit. Das, was ihnen gereicht wurde (Bissen bzw. Kelch), nahmen sie an.
Joh. 13,3-9 und Joh. 13,23-26 bilden laut dem Chiasmus in Joh. 13,1-30 ein textlich gegenüberliegendes Verspaar.
Auf beiden Seiten dieses Textvergleichs steht eine Frage des Apostels Petrus zum Tun Jesu. In beiden Fällen betrifft sie Golgatha, denn die Fußwaschung der Jünger ist ein Gleichnis für die „Entleerung“ und den Hinabstieg Jesu bis zum Todes-Pfahl (Kreuz). (Siehe hierzu Phil. 2,6-8, als eine inhaltliche und verbale Parallele zu Joh. 13,4-9.)
Simon Petrus und Judas (der Sohn eines Simon) spiegeln einander :Joh. 13,6+26:.
Der Erstgenannte wurde durch das Opfer Jesu völlig geheiligt, das der andere durch seinen vollbrachten Verrat vorantrieb.
Petrus‘ Frage nach dem Verräter ist also die komplementäre Seite seiner Frage nach der Notwendigkeit der Reinigung durch Jesus, denn ohne die Übergabe des Herrn an die Jerusalem-Welt, hätte es keine Heiligung durch ihn gegeben. Beides musste sein.
Ebenso wie Petrus nicht verstand, was Jesus tat, als der Herr ihm die Füße wusch :Joh. 13,7:, es aber später begreifen sollte, erkannten die Jünger nicht gleich, was das „Tue schneller“ Jesu in Joh. 13,27 bedeutete.
Die Fußwaschung korrespondiert damit, dass der für Judas bestimmte Bissens eingetaucht wurde. In beiden Fällen agierte Jesus in Hinsicht auf Golgatha. Das Element des Flüssigen ist hier gemeinsam.
Allerdings reinigte und heiligte Jesus durch sein Lebenswasser des Wortes Gottes :Joh. 15,3:.
Der Bissen, den er Judas reichte, führte hingegen dazu, dass Satan in den Verräter hineinkam, dessen Makel also vollkommen wurde.
Joh. 13,26+27 (Joh.*Offb.) Offb. 10,9+10
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.