12.02.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{32} Jesus sagt seinen Verrat voraus (Joh. 13,1-30)
Ende der Mikrostruktur {32} Jesus sagt seinen Verrat voraus (Joh. 13,1-30)
Da nun jener den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Es war aber Nacht. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 13,30 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Dass Judas von Jesus wegging und nach draußen hinauskam, war zwangsläufig eine Hinwendung zur Finsternis der irdischen Stadt Jerusalem.
Denn, weil der Herr das Licht des Jerusalem-Kosmos ist, verlässt jeder, der sich von ihm abwendet den Tag, wählt die kommende Nacht zu seinem Haupt und wandelt in diesem Bereich der Dunkelheit.
Die diesbezügliche Gegenbewegung sehen wir bei Nikodemus, denn dieser kam des Nachts hinein zu Jesus (zur für die Ungläubigen verborgenen Sonne Gottes).
Sie wird auch in Lazarus‘ Auferstehung dargestellt, der seine finstere Gruft verließ, um von dort zum Sohn Gottes nach draußen zu gelangen.
Lazarus‘ Gruft stellt somit den finsteren Ort des irdischen Jerusalem dar, und Jesus ist der wahre Tempel Gottes, der jenseits dieses Bereichs der Nacht liegt.
Im Gegenbild zu Judas, der in die Dunkelheit der „Welt“ ging und den „Tag“ hinter sich ließ, treibt der sich am Wort Jesu störende finstere „Kosmos“ das wesenhafte Licht und seine Leibesglieder aus seinem Ort heraus, denn der Sohn bleibt dabei, den ihm vom Vater gegebenen Kelch außerhalb der irdischen Stadt zu trinken.
So trieben die ungläubigen Juden der Jerusalemer Weihestätte denjenigen nach draußen, der sehend wurde, weil ihn Jesus von seiner Blindheit befreit hatte. Dadurch verließ er die Nacht Babylons und wurde vom „Tag“ gefunden.
Ebenso wie der Herr zustimmte, den Kelch aus der Hand des himmlischen Vaters zu nehmen, blieb Judas in Wesenseinheit mit dem Teufel dabei, Jesus auszuliefern, nachdem ihm Letzterer den Bissen gereicht hatte.
Laut dem Chiasmus in Joh. 13,1-30 spiegelt sich Joh. 13,2 in Joh. 13,27 wider.
Dass der Teufel noch vor der Fußwaschung und der Andeutung bzw. Ankündigung des Verrats in Judas' Herz die Absicht warf, Jesus preiszugeben, gleicht dem Umstand, dass er selbst in Judas hineinkam.
(Anders als viele Christen glauben, geht der Besessenheit durch den Bösen die Absicht voraus, das Böse zu tun.)
Hierbei entspricht das „Was du tust, tue schneller“ in Joh. 13,27 dem Anbruch der Stunde der Opferung Jesu, um der Rettung der „Welt“ willen :Joh. 13,1:.
(Auf beiden Seiten des vorliegenden Versvergleichs wird „das Fest“ (Passah) erwähnt :Joh. 13,1*Joh. 13,29:.)
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.