26.02.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{33} Der wesenhafte Weg und sein neues Gebot (Joh. 13,31-Joh. 14,31)
Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Beistand geben, daß er bei euch bleibe in Ewigkeit, (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 14,16 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die Verflechtung der Gläubigen, des Sohnes, des Gott-Vaters und seines Geistes im Prozess des Nehmens und Gebens, des Entsendens und Hinzukommens hat die Mittlerschaft Jesu zum Zentrum.
Zu Beginn dieser Entwicklung steht der Vater, der es den Erwählten schenkt, zu seinem in die Welt entsandten Sohn kommen zu können.
Laut Joh. 6,65*Joh. 14,16+23 steht dieses „Geben des Kommens“ der Gläubigen zu Jesus der Gabe des Beiseiterufers (Trösters) inhaltlich gegenüber, die dazu führt, dass Jesus in engster Einheit mit dem Vater zu uns kommt.
Braut und Bräutigam kommen im selben Prozess zueinander.
Ihre Bewegungen bilden eine spiegelgleiche komplementäre Einheit.
Jesus tut das, was seine Nachfolger in seinem Namen erbitten, indem er Gott, darin die Bewahrer seiner Gebote in der Welt hütend, bittet, ihnen den Geist der Wahrheit auf die Erde zu schicken.
Diese Mittlerschaft setzt sich fort, indem der Sohn den ihm vom Vater gegebenen Beiseiterufer (persönlicher Ermahner und tröstender Beistand) zu seinen Gläubigen entsendet.
Dadurch kann Jesus als das wesenhafte Wort Gottes und die wesenhafte Wahrheit, also als der Gott-Vater in seinem Geist, zu den Worthütern kommen, die ihn lieben und bei ihnen bleibend wohnen, denn der Geist der Wahrheit bezeugt den Sohn.
Die Voraussetzung für diese Fortsetzung des Werkes Jesu ist Golgatha, denn nur weil er dort am Kreuz seinen Geist opferte, also von seinen Jüngern „wegkam“, war es ihm möglich, zum himmlischen Vater zu gelangen, den Beiseiterufer aus der Hand der wesenhaften Wahrheit in Empfang zu nehmen und diesen Geist zu seinen Nachfolgern auf die Erde hinabzusenden.
Laut Joh. 16,7 „kam“ der Beiseiterufer auch zu Jesus. Dieser musste den Geist also zuerst im Himmel empfangen, um ihn seinen Gläubigen geben zu können.
Dadurch, dass Jesus für die Gläubigen seinen Geist auf Golgatha hinauf gab, gab der Vater für sie dessen Geist hinab.
Das erste ist ein Geben vom Sohn durch das Wirken des Geistes des Vaters. Das zweite ist ein Geben vom Vater von und durch den Sohn.
Das Herz der Mittlerschaft Jesu schlägt auf Golgatha.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.