26.02.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{33} Der wesenhafte Weg und sein neues Gebot (Joh. 13,31-Joh. 14,31)
In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen; wo nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 14,2 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Den Leibesgliedern des großen Babylons des Weinstocks Israel (sie sind das Gegenbild der Jünger Jesu, die als Reben am wahren Weinstock Gottes hängen, also am größeren „Israel“) drohte der Verlust ihres „Ortes“, d. h. der irdischen Stadt Jerusalem und ihrer Weihestätte, in welchem sie nicht mehr bleiben werden.
Hingegen hegen die Jünger des Herrn die Hoffnung, dass ihnen Jesus im himmlischen Haus seines Vaters einen „Ort“ bereitet, d. h., sie kommen zum Jerusalem oben und zu dessen Tempel, dem Lämmlein Gottes, und haben dort ihre Bleibestätten.
Wer im wahren Weinstock, d. h. im Herrn bleibt, gehört den himmlischen Wohnungen des wesenhaften Hauses des Gott-Vaters an, denn Jesus Christus ist das Haus Gottes.
Hingegen ist der Anti-Weinstock die Pseudonation, d. h. der irdische Bereich des Antichristus.
Hier liegt also eine gegenläufige Bewegung der beiden Arten von Jüngern vor.
Der drohende Verlust der einen Seite spiegelt sich im anstehenden Gewinn der anderen Seite wider. Ein Hinab- bzw. Hinaufstieg zum jeweiligen Vater sind die Folge.
Ironischerweise ist ausgerechnet die Hoffnung der irdischen Pseudogeistlichkeit, ihre Stadt nicht zu verlieren die Grundlage der Erwartung der Himmlischen, die andere Stadt in Empfang zu nehmen.
Denn es sind die von Kajaphas propagierte Tötung Jesu, seine Erhöhung am Kreuz von Golgatha (das „Abschneiden“ weg von der Erde), und der letztlich daraus resultierende Hinaufstieg Jesu zum Gott-Vater, die es dem Herrn ermöglichen, die gesamte Schöpfung zu sich zu ziehen bzw. seine Jünger persönlich zu sich selbst zu nehmen.
Die Hinrichtung Jesu ist nichts anderes als die Beseitigung des wesenhaften Tempels Gottes, worin sich Jerusalem als das große Babylon bzw. das große Rom erweist, d. h. als Vollerfüllung dieser den irdischen Tempel zerstörenden Städte.
Das Spiegelzentrum des vorliegenden Geschehens und der beiden „Orte“ (des himmlischen bzw. irdischen Jerusalems) ist also das Kreuz von Golgatha.
Die an seine Nachfolger ergehende Aufforderung des Herrn, um des Empfangs ihres zukünftigen Ortes willen an Gott und auch an ihn zu glauben, ist das Gegenteil der Befürchtung der Hohepriester und Pharisäer, alle ihre „kosmischen“ Jünger könnten zum Glauben an Jesus kommen, sodass ihnen deshalb der irdische Ort verloren zu gehen drohte.
Es geht hier also um den Kampf des Glaubens bzw. Pseudoglaubens der beiden Städte und ihrer jeweiligen Tempel.
Der Glauben ist auch im Kontext von Joh. 11,6*Joh. 14,2 wichtig, denn Jesus blieb zwei Tage in seinem Ort, damit seine Jünger, die Chance erhielten, zu glauben :Joh. 11,6+15:, und er geht zu seinem Vater, um ihnen eine Bleibestätte zu bereiten, damit sie in der Zeit seiner Abwesenheit an Gott und an ihn glauben können :Joh. 14,1:.
Das Kreuz befindet sich zwischen dem außerhalb Jerusalems liegenden Garten Gethsemane, dem Ort der Zusammenführung des wesenhaften Tempels mit seinen Jüngern, der den sich im himmlischen Haus des Vaters befindenden Ort der Gemeinschaft Jesu mit seinen Nachfolgern darstellt, und dem jenseits des Ölberges liegenden Tempelberg, in dem die Bleibestätten der irdischen Weihestätte sind, in denen die Sklaven des Gesetzes und der Sünde zusammenkommen.
Der Sklave bleibt jedoch nicht im wirklichen Haus Gottes, denn die „Ismael-Juden“, die Söhne der Hagar-Jerusalem, sind keine Erben :Gal. 4,7+24+25:.
Sie werden hinausgetrieben, d. h., sie verlieren ihren irdischen Ort und seine Bleibestätten.
Die Juden besitzen keine himmlische Hoffnung, denn sie sind keine Söhne Sarah-Jerusalems und können in diese Stadt nicht eingehen :Gal. 4,30+31; Joh. 3,4:.
Isaak sollte nicht mit Ismael verwechselt werden.
Siehe hierzu die beiden Kapitel „Die Erfüllung und Darstellung des ersten Bundes mit Abram“ und „Die Erfüllung und Darstellung des zweiten Bundes mit Abraham“ im Artikel „Die beiden Bündnisse Gottes“.
Joh. 14,2 (Joh.*Offb.) Offb. 12,6
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.