11.03.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{34} Das Werk des Geistes (Teil 1/2: Joh. 15,1-Joh. 16,15)
Das gebiete ich euch, daß ihr einander liebet. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 15,17 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Joh. 1,17 [D328] <Joh. 8,7*> ®Joh. 15,17 [D328]
Joh. 1,17 da das Gesetz durch MOoUSE´S gegeben wurde, jedoch die Gnade und die Wahrheit durch JESuU´S ´wurden. (328) (DÜ)
Joh. 15,17 Dies gebe ich euch als Zieli, af-dass ihr einander liebet´. (328) (DÜ)
Der Zielgebung (Thora) des Alten Bundes, also dem durch Moses gegebenen Gesetz :Joh. 1,17:, setzt Jesus in Joh. 15,17 das neue Ziel (Gebot) des Neuen Bundes gegenüber, nämlich das Ziel, einander zu lieben.
Die mosaische Gabe und die Gabe des „großen Josua“, also die des Christus, bilden einen scharfen Kontrast.
Im Unterschied zur Liebe werden die Forderungen des Gesetzes als eine Pflicht auf der „kaufmännischen“ Basis des Gebens und Nehmens erfüllt. Hier geschieht alles um des Lohnes willen oder aus Furcht vor Strafe.
(Siehe hierzu den Abschnitt „Sollen wir Gott aus Furcht und Eigennutz lieben?“ im Artikel „Die Allversöhnung ist eine biblische Wahrheit“.)
Die uns als Ziel gegebene Liebe ist hingegen frei.
Sie kann geben, ohne hierfür eine Gegenleistung zu nehmen, und doch erschöpft sie sich nicht, sondern die Liebe wird aus einer göttlichen Quelle gespeist.
Sie ist ein wesenhaftes Gnadengeschenk des Vaters. Ihr befreiender Geist kennt keine Furcht. Er bewirkt die Lebensfrucht in den Gläubigen Jesu.
Das durch Moses gegebene Gesetz versklavt hingegen.
Es hält in Furcht vor Gericht und Tod, denn in ihm ist kein Raum für Gnade, sodass es, um der Gerechtigkeit Genüge zu tragen, unerbittlich die Bestrafung der Sünder fordert.
Eben dieser krasse Unterschied zwischen dem Gesetz des irdischen Jerusalem und der durch Jesus ermöglichte Gnade und Wahrheit für diejenigen, die zum himmlischen Jerusalem gehören, kommt im spiegelgleichen Zentrum von Joh. 1,17*Joh. 15,17, in Joh. 8,1-11, beispielhaft zum Ausdruck.
Hier prallen das der Wahrheit und Gnade entbehrende mosaische Gesetz :Joh. 8,5: und die von dem Gesetz der Freiheit der Kinder Gottes erlösende Liebe Jesu in einer dramatischen Weise aufeinander, und das Gnadenwort Jesu vertreibt die zu Babylon-Jerusalem gehörenden gesetzlichen Ankläger und rettet und heiligt die von Gott geliebte Sünderin :Joh. 8,7-11:.
Die praktische Zielgebung der Liebe ist der Fruchtertrag der Gläubigen, der u. a. darin besteht, nicht mehr zu sündigen :Joh. 8,11:.
In ihr nehmen wir aus der wesenhaften Vervollständigung des Christus, d. h. aus dem heiligen Geist des Gott-Vaters, Gnade anstatt Gnade (stets neue, relativ größere Gnade), sodass wir aus dem uns anklagenden und versklavenden Gesetz zur Zielgebung Jesu hin befreit sind.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.