29.04.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{36} Jesus vor dem Hohenpriester (Joh. 18,12-27)
Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich zu der Welt geredet; ich habe stets in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen, und im Verborgenen habe ich nichts geredet. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 18,20 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Dass die Finsteren der Welt die Lehre und die Jünger des wesenhaften Lichts nicht begreifen, liegt an ihrem Unwillen, es von oben in jeder Hinsicht anzunehmen, denn es schien inmitten des Ortes ihrer Stadt :Joh. 1,5+10+11:.
Von oben hinab nehmen bedeutet, anzuerkennen, dass Jesus nicht irgendeiner, sondern der aus dem Himmel hinabsteigende Prophet und Lehrer ist und er allein das wahre Wort des himmlischen Vaters spricht.
Wer nicht akzeptiert, dass seine Lehre göttlich ist, der kennt Jesus, dessen Wort und Jünger nicht.
Jesus offenbarte allen Juden des „Kosmos“ in diesem speziellen „Ort der Stadt“ auf dem Jerusalemer Tempelberg seine Worte, wohingegen die Worte Babylon-Jerusalems, gemeint ist der an am Kreuz Golgathas angebrachte Titel des Herrn, von vielen Juden im Ort der Kreuzigung Jesu (Ölberg) gelesen wurden.
Die Rechtfertigung Jesu, also die Wahrheit und Öffentlichkeit seiner himmlischen Lehre und die falsche Anklage Babylons, die Bezichtigung, Jesus wolle der irdische König der Juden sein, spiegeln einander.
Wort und Anti-Wort, Wahrheit und Fälschung, wurden den Juden der „Welt“ wahrnehmbar gemacht.
Jesus sprach im jüdischen Kosmos frei und offen, sodass ihn die „Babylonier“ eigentlich hätten kennen müssen.
Für die ungläubigen Irdischen gilt aber, dass Jesus in den Kosmos („Jerusalem-Welt“) kam, um durch sein freimütiges Sprechen diejenigen, die erblicken blind zu machen.
Dieselben Worte des Herrn, die die Juden erblinden ließen, führten dazu, dass viele, die die Wahrheit nicht begriffen sehend wurden.
Sich selbst und sein Wort verbarg Jesus vor niemandem. Als das wesenhafte Licht der Welt, in dem das Werk Gottes vollbracht werden kann, hielt Jesus keine einzige Lehre vor dem „Kosmos“ der Juden im Geheimen zurück.
Im Gegensatz hierzu kam Nikodemus, ein Repräsentant dieses „Kosmos“, im Verborgenen zu Jesus. Er nahm aber das Sprechen Jesu in sein Herz hinein, und ihm wurde später geschenkt, seine Zugehörigkeit zum Herrn öffentlich zu bekennen :Joh. 19,39:.
(Ähnliches gilt für Josef von Arimathia, der anfangs die Juden fürchtete und sich vor ihnen verbarg, später aber freimütig bekannte, ein Jünger Jesu zu sein.)
Entscheidend ist aber, dass das Sprechen im Verborgenen eine Domäne der großen Hure ist, die nicht zufällig das Wort „Geheimnis“ auf ihrer Stirn trägt :Offb. 17,5.
Das Verborgene ist das Wesen der Nacht, die nicht will, dass die Werke dessen, der den Sohn entsendet getan werden und deshalb das erleuchtende Wort Jesu hasst.
Der Jesus von den Juden unterstellte Mangel an Freimut ist in Wirklichkeit ihr eigenes Kennzeichen, denn sie unterbanden das freie Bekenntnis der Gläubigen, dass Jesus der Christus ist.
Sie wussten also sehr wohl was Jesus lehrte und woran seine wahren Jünger festhielten.
Durch Restriktionen, u. a. der Drohung aus der Synagoge „exkommuniziert“ zu werden, trieben sie viele Nachfolger Jesu in die Verbergung und bezichtigten sie danach der Geheimnistuerei und irdischen Verschwörung, was ihren listigen satanischen Geist offenbart.
Wenn Gläubige in der kommenden antichristlichen Endzeit beschuldigt werden, gefährliche Verschwörer zu sein, sollten sie, wie Jesus in Joh. 18,20, freimütig und wahrheitsgemäß bekennen können, dass das Gegenteil der Fall ist. Babylonisch „infizierte“ Christen (und verwirrte, sich mit den geheimen Tiefen Satans beschäftigende Verschwörungstheoretiker) werden dies nur schwerlich tun können.
Uns sollte klar sein, dass Satan ein Theologe des Irdischen ist. Sein Interesse an der Lehre Jesu und an uns ist eine Schlangenlist. Er kennt die Bibel bereits sehr gut.
Die Himmlischen müssen der Schlange nichts erklären. Die Kosmischen Babylons haben Ohren und verwirrende Zungen. Sie wollen von uns nichts lernen, sondern die Wahrheit vernebeln.
Joh. 18,20 (Joh.*Offb.) Offb. 3,9
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.