15.04.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{35} Der Verrat und die Gefangennahme Jesu (Joh. 18,1-11)
Jesus aber, der alles wußte, was über ihn kommen sollte, ging hinaus und sprach zu ihnen: Wen suchet ihr? (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 18,4 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Alles, was auf den Herrn kurz vor seiner Gefangennahme zukommen würde, ist die gekommene Stunde seines Gerichtes.
Jesus kam zur Truppe des Judas hinaus. Hierbei trennte er sich von seinen Schafen, um die Feinde nach der Identität dessen zu fragen, den sie suchten.
Dass Jesus zu denen hinausging, die ihn hassten, entspricht laut Joh. 11,31*Joh. 18,4 dem Umstand, dass Maria Magdalena aufstand und zu Lazarus‘ Grab hinauskam.
(Auf beiden Seiten dieses Textvergleichs geht es auch um das Erkennen.)
Babylon-Jerusalem ist ein finsteres Grab. Die große Hure ist die im Tod haltende Stadt des „Kosmos“.
Die Trennung Jesu von seinen Nachfolgern (seine Bereitschaft, sich gefangen nehmen zu lassen) spiegelt sich laut Joh. 18,4*Joh. 21,3 darin wider, dass seine Jünger wegkamen, als sie mit Petrus zum Fischen hinausgingen.
Ihre Separierung führte dazu, dass sie keinen einzigen Fisch „gefangen nehmen“ konnten, wohingegen der Herr, dadurch, dass er in Gethsemane hinausging, seine Gläubigen von der Finsternismacht Babylon-Jerusalems rettete, die Hure also keinen einzigen Gläubigen in den Tod geben konnte.
Der Umstand, dass Jesus die Menge im zeitlichen Kontext der Auslieferung nach seiner Identität fragte (was auf ihn, als den wahren Christus abzielt), spiegelt sich in der Frage seiner Jünger nach der Identität dessen wider, der den Sohn Gottes verraten würde, also in der Frage nach dem Antichristus.
Jesus musste den auf ihn zukommenden Menschen diese Frage stellen, denn ansonsten hätten sie ihn nicht sofort erkannt und er hätte sich nicht für seine Nachfolger opfern können, sodass die Gläubigen verloren gegangen wären.
Die das Opfer Jesu herbeiführenden Anti-Jünger, die Juden, und die durch dieses Opfer geretteten gläubigen Christen spiegeln einander in der Unkenntnis bzw. Kenntnis der Identität Jesu.
Die zeitliche Reflexionsmitte ist Golgatha. Seine an Babylon gestellte Frage ist das Gegenteil davon, dass seine geretteten Jünger jede Frage nach seiner Identität unterließen.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.