15.04.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{35} Der Verrat und die Gefangennahme Jesu (Joh. 18,1-11)
auf daß das Wort erfüllt würde, das er gesagt hatte: Ich habe keinen verloren von denen, die du mir gegeben hast. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 18,9 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Das gegen seine Jünger erweckte tobende „Meer“ (also die von Judas angeführte nach Gethsemane kommende Menschenmenge) konnte keinen einzigen der Gläubigen Jesu in den Tod geben.
(Allein Judas ging völlig verloren, weil ihn Gott Jesus nicht zugeteilt hatte.)
Dementsprechend konnte kein einziger Mensch die Seele Jesu von ihm nehmen. Er setzte seine Leben also in derselben Autorität, in der er seine Nachfolger bewahrte und rettete.
Der Herr reagierte nicht, sondern er agierte. Seine „Passivität“, sein Opfergang nach Golgatha, war ein Akt höchster Aktivität.
Joh. 18,9 ist strukturell auch mit Joh. 13,28 verbunden, denn hier heißt es, dass kein einziger derer, die zu Mahl lagen begriff, was Jesus meinte, als er von Judas verlangte, eine bestimmte Sache „schneller“ zu tun. Auch hier nahm Judas eine Sonderrolle ein, denn er wusste sehr wohl, was es bedeutete.
Die Rettung der Jünger in Gethsemane entspricht der Stillung des Tumults der Wasser des „Meers“ Genezareth und dem Umstand, dass die Jünger das sichere Festland erreichten.
Über diese Bewahrung wurden die gesprochenen Worte Jesu und die geschriebenen Worte Gottes vollständig erfüllt.
Hierzu gehört auch die prophetische Erfüllung der Schrift, dass der Leibrock Jesu nicht „zerrissen“ wird, denn dieses Gewand stellt die Gemeinde dar, die nicht „zertrennt“ wird und von der auch kein einziges Teil verloren gehen kann.
Golgatha ist die Garantie für den bleibenden Bestand der Leibeseinheit aller lebenden Gläubigen.
Die Treue Jesu zu seinen Leibesgliedern zeigt sich auch darin, dass er sie nicht als Verwaiste allein lässt.
Selbst in seinem Tod und im Fortgang zum himmlischen Vater sorgt der Herr für alle seine Schafe, sodass sie nicht in die Tiefe der „Welt“ gelangen müssen.
Er schenkt seinen Gläubigen einen reichen „Fischzug“ lebender Seelen, sodass jeder von ihnen die Identität des inkarnierten Gottes erkennt.
Diejenigen, die nicht verloren gehen, sehen und kennen das Lebenslicht. In der Gnade ihres Gottes werden sie dazu befähigt, die Verlorenen zu Jesus zu führen, sodass auch diese der „weltlichen“ (Jerusalem-kosmischen) Todesfinsternis entrissen werden.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.