27.05.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{38} Die Kreuzigung Jesu (Joh. 19,17-22)
Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 19,18 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Auch wenn anzunehmen ist, dass damals noch mehr Menschen auf Golgatha starben, werden biblisch zwei bestimmte Männer erwähnt, die den Weg Jesu gingen, d. h. ihn gleicherweise in den Tod begleiteten.
Diese beiden, die auf Golgatha links und rechts neben Jesus gekreuzigt wurden, spiegeln sich inhaltlich in den beiden Engeln wider, die in der Gruft Gethsemanes exakt an der Stelle Platz nahmen, wo der Kopf bzw. die Füße des toten Leibes Jesu gewesen waren (oben und unten).
Dass die beiden Männer neben Jesus an ihre Kreuze hinaufgesetzt wurden, ist das textlich-strukturelle Gegenteil davon, dass man sie von dort wieder hinunternahm.
Dasselbe gilt auch für die Kreuzigung Jesu, also für seine „Enthebung“ nach oben und die Entfernung seines toten Leibes vom Schandpfahl nach unten.
Im Vergleich dieser beiden Männer zu den beiden Engel in der Gruft Jesu entsprechen „links und rechts“ „oben und unten“.
Der seiner Kleidung entledigte Totgeweihte bildet also die räumliche Mitte zweier Menschen, die neben ihm die Todesstrafe erleiden müssen, während er, als derjenige, der zum Leben auferstanden war, lediglich indirekt, nämlich in der Abwesenheit seines toten Leibes als die Mitte zweier Engel „gesehen“ wird.
Diese Konstellation finden wir auch in Joh. 18,15, wo Petrus und der „andere Jünger“ (Johannes) Jesus in den kosmischen Bereich der anklägerischen Pseudogeistlichkeit nachfolgten. Diese Erwählten Jesu begleiteten ihn dorthin.
Sie entsprechen den beiden Mitgekreuzigten Golgathas bzw. den leuchtenden Engeln des finsteren Grabes Gethsemanes.
In dem ihm von Jesus prophezeiten Tod gab Petrus schließlich dem Gott-Vater Herrlichkeit. Seine Drängnis (Fesselung, Misshandlung; Kreuzigung) gleicht dem Tiefenweg Jesu.
Zusammen mit Johannes :Offb. 1,9: ist Petrus tatsächlich mit Jesus „gekreuzigt“ :Lk. 9,23:. Er ist aber auch jemand, der in Engelherrlichkeit den Sieg des Herrn über den Tod bezeugt :2.Kor. 4,10+11:.
Jesus ist auferstanden!
(Die Parallelität von Petrus und Johannes zu den beiden Männern, die neben Jesus am Kreuz hingen, ist auch aus anderen Gründen gegeben :Lk. 23,39+43; Mt. 26,74; Joh. 21,23:.)
Die drei Gekreuzigten (Jesus und die zwei unbekannten Männer) entsprechen auch den im Johannesevangelium erwähnten drei „Marias“, die unterhalb des Kreuzes Jesu standen.
Das Geschehen der Kreuzigung Jesu ist textlich-strukturell mit Kajaphas‘ Rat verbunden, Jesus möge für das jüdische Volk in den Tod gehen.
Jesu Hinweis auf seinen Tod, der durch die Hand der Nicht-Juden geschehen sollte, hängt textlich mit der Umsetzung dieser Prophetie zusammen.
Ebenso steht die Forderung der Hohepriester und Diener der Juden, Jesus zu kreuzigen seiner Kreuzigung spiegelgleich gegenüber.
Zu Joh. 19,17+18, siehe Joh. 19,20.
Joh. 19,18 (Joh.*Offb.) Offb. 2,1
Joh. 19,18 [D53] <Joh. 20,29*> Offb. 2,7 [D54]
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.