09.07.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{41} Der Tod Jesu (Joh. 19,28-30)
Beginn der Mikrostruktur {41} Der Tod Jesu (Joh. 19,28-30)
Nach diesem, da Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, damit die Schrift erfüllt würde, spricht er: Mich dürstet! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 19,28 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der Umstand, dass Jesus seine Mutter und seinen geliebten Jünger wahrnahm und dass er am Kreuz von Golgatha die Vollendigung aller Dinge erkannte :Joh. 19,26a+28:, umrahmt die Erkenntnis der Identitäten des Johannes und Marias textlich :Joh. 19,26+27:.
(Das diesbezügliche Spiegelzentrum liegt zwischen Joh. 19,26 und Joh. 19,27.)
Am Kreuz wurde auch das mosaische Gesetz vollendigt, denn Jesus erfüllte die Gesamtheit seiner Forderungen für alle Menschen rechtlich, sodass es an solche, die in Jesus sind, also der Leibesherrlichkeit des Sohnes angehören, keine Ansprüche mehr stellen kann. Es hat über die Erwählten Jesu seine Autorität verloren.
Dieses Ende des Alten Bundes Gottes für die Gläubigen sah Jesus am Kreuz von Golgatha und diese Kenntnis spiegelt sich in der freudigen Erkenntnis der Jünger gegen, als sie später die Todeswunden des Auferstandenen sahen, denn dadurch begriffen sie den Beginn des Neuen Bundes, d. h. ihre Befreiung vom Gesetz des Todes und der Sünde, ihre Heilsgewissheit „ewigen“ Lebens auf der Basis der durch das Gericht Golgathas gerecht gemachten Gnade Jesu.
Die rechtliche Vollendigung des Heilswerkes Jesu durch seinen Opfertod auf Golgatha ging einerseits mit der vollständigen Erfüllung der Schrift einher, andererseits wurde damals auch das diesbezügliche mündliche Wort des Herrn vollständig verwirklicht. Der Herr hatte nämlich die Art seines Sterbens vorhergesagt.
Zur Umsetzung der heiligen Schrift gehört die Zerteilung der Gewänder des Herrn durch die Soldaten und letztlich, dass die Römer Jesus Essig darreichten, um seinen Durst „zu stillen“.
In der „Welt“ erfüllte der Menschensohn die Schrift Gottes vollständig, aber dieses umfassende Tun Jesu kann aber selbst eine Vielzahl geschriebener Buchröllchen nicht erfassen, denn der Jerusalem-Kosmos ist nicht fähig, ihnen Raum zu geben.
Die letzte Tat Jesu nach der Schrift des Alten Bundes spiegelt sich in seinen vielen Taten wider, die nicht aufgeschrieben wurden.
Die Erkenntnis Jesu, die Schrift vollständig erfüllt zu haben, gleicht unserem Wissen, dass das von Johannes schriftlich vervollständigte Wort wahr ist, also unserem Glauben, dass der Apostel ein vertrauenswürdiger Zeuge des gesamten Wortes Gottes ist.
Das Opfer Jesu ist die Vollendigung seines Weges zum Gott-Vater.
Hier befindet sich der Wendepunkt des Tiefenweges Jesu, hin zur Höhe Gottes.
In dem, der mit dem Pfahl vereint wurde, wird der Weg zum Himmel erkannt. Allein durch Jesus, und zwar durch ihn als den, der am Kreuz hängt, kommt man zum Vater :Joh. 3,14; Joh. 14,6:.
Wer nicht sieht, dass auf Golgatha alles vollbracht wurde, der kennt den Weg zu Gott nicht und kann Jesus nicht nachfolgen. Er ist kein Christ.
Der mit den drei schluchzenden Marias am Kreuz Jesu stehende Apostel Johannes hörte die letzten Worte des Lammes Gottes :Joh. 19,28+30:.
Als jemand, der zur himmlischen Brautstadt gehört, bildet der Evangelist Johannes zum Täufer Johannes eine Kontrastparallele.
Letzterer nahm mit dem Bräutigam der Gemeinde als dessen Freund Stand und „freute sich mit Freude“, als er die erste Stimme Jesu hörte. Damals wurde die Freude des Täufers vervollständigt.
Nun, auf Golgatha, vollendigte das Lamm Gottes alles und es vervollständigte sein geschriebenes und mündliches Wort :Joh. 4,34:.
Die Freude der Gläubigen, unsere Freude, ist die persönliche Erwartung des Herrn laut seinem sich erfüllenden Wort, denn das Bezeugen Jesu erfolgt im Wort Gottes wohnenden Geist der Prophetie :Offb. 19,10:.
Weil Jesus, der große Prophet Gottes und Retter der „Welt“ :Joh. 4,19+42:, auf Golgatha für uns dürstete :Joh. 4,7; Joh. 19,28:, werden wir laut Joh. 4,13-15, Offb. 21,6 und Offb. 22,17 niemals mehr dürsten.
Das ist unsere Freudenbotschaft des vervollständigten Tuns Gottes!
Zu Joh. 19,28, siehe Joh. 19,30.
Joh. 19,28 [D43] <Joh. 20,29*> Offb. 1,15 [D42]
Joh. 19,28+30+40+42 (Joh. // Offb.) Offb. 20,2+3+5
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.