23.07.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{42} Die Grablegung Jesu (Joh. 19,31-42)
Es war aber an dem Ort, wo Jesus gekreuzigt worden war, ein Garten und in dem Garten eine neue Gruft, in welche noch niemand gelegt worden war. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 19,41 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der dem Ort der Kreuzigung Jesu (Golgatha ist „des Schädels Ort“, wohin Jesus aus Jerusalem hinauskam) nahe Garten Gethsemane auf dem Ölberg ist das Gegenbild des Ortes der Stadt (Weihestätte) auf dem Tempelberg.
Die Begegnungsstätte des kosmischen Tempels war dem Ort der Kreuzigung ebenfalls nahe und sie spiegelt sich deshalb im Garten der Gnade des wesenhaften Tempels Gottes (Jesus) inhaltlich und räumlich gegen.
Das Kreuz von Golgatha bildet die Mitte zwischen diesen beiden Autoritätsbereichen.
Die finstere Gruft Jesu, in der vor ihm kein Leichnam beigesetzt worden war, die Stätte der Bindung in der Gefangenschaft des Todes, entspricht demnach der Nacht der unter das Gesetz versklavenden blinden Blindenführer der Stadt Ägypten-Jerusalem, aus welcher der Herr sein Volk in einem großen „Exodus“ befreite :Tit. 2,14; 1.Kor. 5,7; Joh. 1,29; 1.Petr. 1,19:.
Die leere Gruft vor der Grablegung des Herrn spiegelt sich in sich selbst wider, nachdem Jesus auferstanden war und sie von Maria verlassen vorgefunden wurde.
Der Garten Gethsemane und die Beisetzung Jesu stehen dem Herrn als dem scheinbaren Gärtner dieses Gartens und der vermeintlichen erneuten Beisetzung seines Leibes inhaltlich gegenüber.
Wer an Gethsemane, dem Garten der Gnade, der Bleibestätte des Herrn und seiner Jünger, Anteil hat, wer also dem künftigen Jerusalem des Lämmleins angehört, der wird von den Sklaven des jetzigen Jerusalem als ein Nachfolger Jesu erkannt :Joh. 18,26:.
Ihm ist es deshalb bestimmt, auch an der sich in diesem Garten befindenden Gruft des Todes Jesu zu partizipieren, d. h. um des Herrn willen von Babylon in den Tod gegeben zu werden, also das Sterben Jesu im eigenen Leib „umherzutragen“, um darin Gott zu verherrlichen :2.Kor. 4,10+11; Joh. 21,19:.
Als ein Nachfolger des Herrn gelangt er aus der Todesgruft heraus und kommt in das Licht des Gottesgartens. Dieses Hinauskommen ist das Gegenteil des Hinausgehens nach Golgatha.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.