13.02.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{6} Die Hochzeit zu Kana (Joh. 2,1-12)
Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 2,11 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Im vorliegenden Kontext zu Joh. 2,11 geht es um den Anfang der Zeichen Jesu im Vergleich zum von ihm verheißenen Größeren.
Das von Jesus in Joh. 1,50+51 angekündigte größere Zeichen wurde anlässlich der Hochzeit zu Kana noch nicht gegeben.
(Genau genommen war das Nathanael betreffende Zeichen des Feigenbaums der Beginn der Zeichen Jesu. Öffentlich tat der Herr aber erstmals in Kana ein Wunder.)
Vielmehr entspricht Kana, was die relativ geringere Herrlichkeit seines Zeichens angeht, dem Feigenbaumgeschehen Nathanaels.
Es ist nur der Anfang der Wunder, in denen Jesus die Herrlichkeit des Gott-Vaters um des Glaubens seiner Nachfolger willen offenbarte.
Eigentlich ist das Herzukommen seiner beiden ersten Jünger der Beginn des Glaubens an Jesus. Bereits hier offenbarte er die Herrlichkeit des Vaters, indem er ihnen seinen Aufenthalt zeigte und das Wort Gottes verkündete.
Der Glaube aller Jünger Jesu infolge des Hochzeitgeschehens Kanas stellt lediglich eine weitere Wachstumsstufe dieses „Ur-Glaubens“ der die Herkunft (Bleibe) des wesenhaften idealen Weins erblickenden beiden Jünger dar.
In seinen Zeichen und der Verkündigung des Wortes ging es dem Herrn stets um die Mehrung der Herrlichkeit dessen, der ihn entsandt hatte und um ihre Offenbarung, damit solche, die sie sehen dem Vater glauben.
Das Größere des Herrn ist die Vermittlung des „ewigen“ Lebens für seine Gläubigen.
Es ist die Wahrnehmung des in Herrlichkeit Auferstandenen und der Zentrierung der Engelwelt Gottes auf diesen lebenden und das Leben gebenden Sohn Gottes zu.
Ebenso wie die in Kana offenbarte Herrlichkeit Jesu erst der Beginn des Glaubens in Israel darstellte, ist die Kunde Magdalenas, den Auferstandenen gesehen zu haben lediglich der Anfang eines allumfassenden Glaubens an ihn.
Das Kana-Juda-Feigenbaumgeschehen ist nur das Modell eines unfassbar Größeren.
Gleichwohl stellt die Verwandlung der „jüdisch-gesetzlichen“ Wasser in den idealen Wein, ebenso wie die Heilung eines Lahmen an einem Sabbat :Joh. 5,16+17:, ein göttliches Tun dar, das von der etablierten Jerusalemer Geistlichkeit nicht geduldet werden konnte.
Kana war nicht allein der Beginn der Zeichen Jesu, sondern auch der Anfang seiner Auseinandersetzung mit der ungläubigen großen Hure Babylon.
Allein Nikodemus stellt hierbei eine Ausnahme dar, denn dieser Pharisäer bekannte, dass Gott mit dem die Zeichen vollbringenden Jesus sein musste.
Im vorliegenden Verspaar Joh. 2,1+2*Joh. 2,11+12 wird auf beiden Seiten „Kana, der Ort des Galiläa“ erwähnt :Joh. 2,1+11:.
Die Mutter Jesu war dort anwesend und auch er selbst und seine Jünger wurden zu einer an diesem Ort stattfindenden Hochzeit gerufen :Joh. 2,1+2:.
Dies entspricht in Joh. 2,12 der Erwähnung der Mutter Jesu, seiner Brüder und seiner eigenen Person. (Siehe den Chiasmus in Joh. 2,1-12.)
Aus der vorliegenden spiegelgleichen Struktur erklärt sich, warum im Codex Alexandrinus und Codex Vaticanus neben den Brüdern Jesu auch seine Jünger genannt werden.
Den Schreibern dieser Schriften wird das textliche Muster bekannt gewesen sein. (Das Kommen nach Kana und das Weggehen nach Kapernaum spiegeln einander.)
Der Begriff „dort“ und die Wendung „dritter Tag“ bzw. „nicht viele Tage“ spiegeln einander in Joh. 2,1*Joh. 2,12.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.