27.02.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{7} Der Eifer für die Wohnstätte des Vaters (Joh. 2,13-25)
Als er nun von den Toten auferstanden war, dachten seine Jünger daran, daß er solches gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Worte, das Jesus gesprochen hatte. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 2,22 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
In den vorliegenden Versstrukturen wird der Glauben an die den Herrn betreffende (mosaische) Schrift und an das prophetische Wort Jesu dem diesbezüglichen Unglauben der Juden inhaltlich gegenübergestellt.
Das prophetische Wort Jesu bezog sich auf den Zeitpunkt der Wiederaufrichtung seines Leibestempels, also auf die Zeit der 3 Tage bis zu seiner Auferstehung.
Es wurden also die diesbezügliche Prophetie der Schrift und das Wort Jesu erfüllt, was den Glauben der Jünger stärkte.
Ebenso erfolgte die Belebung des Sohnes des königlichen Beamten exakt im Moment des diesbezüglichen Wortes Jesu, was im Nachhinein ebenfalls dazu führte, das Menschen an Jesus glaubten.
Der Glauben an die alttestamentlichen Schriften bereitet das Vertrauen auf das gesprochene Wort Jesu lediglich vor :Gal. 3,24-26:, denn allein solche, die an den Namen Jesu glauben, sind Kinder Gottes :Joh. 1,12:.
Hieraus ergibt sich, dass das gesprochene Wort Jesu dem Text des Alten Bundes qualitativ und hierarchisch überragt.
Die Juden glaubten nicht einmal an die den Herrn bezeugende Schrift. Gleiches gilt für die leiblichen (genetischen) Brüder Jesu nach dem Fleisch. Auch diese Ungläubigen lehnten das Wort des Sohnes ab.
Solche, die seine gesprochenen Reden bewahrten, z. B. der Apostel Johannes, glaubten hingegen, als sie sahen, dass sie sich erfüllten.
Johannes glaubte, ohne den die Auferstehung Jesu betreffenden Text des Alten Bundes zu kennen, der relativ weniger wert war. Das Wort des Neuen Bundes war für den Apostel wichtiger.
Da die Gotteskindschaft an den Glauben an das Wort Jesu und an die göttliche Person des Sohnes geknüpft ist, müssen die an den Namen Jesu nicht glaubenden Juden Söhne eines anderen Gottes sein.
Da sie das Wort des Herrn nicht hören und dem ihn Sendenden nicht glauben, haben sie das „ewige“ Leben nicht.
Auch wenn sie von sich selbst behaupten, das Volk des Wortes zu sein, haben sie keinen wortbasierten Glauben.
Auch wenn sie meinen, das Volk Gottes zu sein, ist ihr Gott nicht der Vater Jesu und folglich sind sie auch nicht dessen Kinder.
Sie kennen das aus dem Tod erweckte wesenhafte Wort nicht, das allein das Leben zu geben vermag, d. h., ihnen ist der zum Leben erstandene Sohn Gottes unbekannt, der als ein Auferstandener die Autorität besitzt, alle zum Leben bzw. zum Gericht zu erwecken.
Unser Glauben gilt diesem auferstandenen und mit göttlicher Vollmacht ausgestatteten Jesus. Jeder andere „Jesus“ ist ein falscher, diabolischer und toter Götze.
Wie aus Joh. 2,13-25 hervorgeht, spiegelt sich in Joh. 2,17*Joh. 2,22 die in Ps. 69,10 den Jerusalemer Tempel betreffende Schrift und ihre Erfüllung durch Jesus :Joh. 2,15: in der die die Erstehung seines Leibestempels betreffenden Schrift und dem Wort Jesu wider :Joh. 2,22:.
In beiden Fällen erinnerten sich die Jünger Jesu an die Prophezeiung und begriffen, dass sie vor ihren Augen erfüllt worden war.
Die Jerusalemer Tempelreinigung und die Auferstehung des wahren göttlichen Tempels des himmlischen Jerusalem entsprechen sich also.
Beides stellt eine Rechtfertigung des Heiligen nach dem erfolgten Gericht dar.
Die äußere Abschattung, der irdische Tempel in Jerusalem, wurde vom Herrn jedoch nur kurzfristig geläutert. Schon bald zogen dort wieder Babylon und deren Händler ein.
Das Opfer Golgathas und die Auferstehung des Tempels seines Leibes sind hingegen unumkehrbar, weil hier die Finsternis des Kosmos („Jerusalem-Welt“) nicht mehr einziehen darf :1.Kor. 3,16+17; 1.Kor. 6,16; Offb. 15,8; Offb. 22,15:.
Auf Golgatha zog die Sünde der „Welt“ in den wesenhaften Leibestempel Gottes ein, denn Jesus hatte sich mit ihr vereint :Joh. 1,29; 1.Petr. 2,24; 2.Kor. 5,21:.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.