13.02.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{6} Die Hochzeit zu Kana (Joh. 2,1-12)
Jesus spricht zu ihr: Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 2,4 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die noch nicht eingetroffene Stunde, in welcher Jesus den Wein gibt, ist die noch nicht gekommene Stunde seiner Festnahme bzw. die noch nicht erreichte Zeit seines Hinaufstiegs zum Gott-Vater.
Im erstgenannten Fall geht es um das auf Golgatha vergossene Blut Jesu, das der ideale Wein ist.
Durch die Hinaufnahme Jesu wurde es ihm möglich, seinen Nachfolgern den vom Vater erhaltenden Beiseiterufer (heiliger Geist als persönlicher Ermahner und tröstender Beistand) zu geben, der ebenfalls als der ideale Wein Gottes gedeutet werden darf.
Während Jesus bei dem ihn entsendenden Gott war, suchten ihn seine Jünger und fanden ihn nicht. Seine Stunde traf noch nicht ein.
Joh. 1,47 [D4] <Joh. 1,51*> Joh. 2,4 [D4]
Joh. 1,47 Der JESuU´S, ´gewahrthabend den zu ihm kommenden NAThANAE´L, sagt betreffs des NAThANAE´L: ´Gewahre! Wahrhaft ein Israelit, in wdem nicht Betrug ist. (4)
Joh. 2,4 Der JESuU´S sagt zu ihr: Was ist zwischen mir und dir, Weib? Noch nicht traf meine d Stunde ein. (4)
Das Sehen dessen, der wirklich ein Israelit ist, in dem kein Betrug zu finden ist :Joh. 1,47:, entspricht der Wahrnehmung des „großen Nathanael“ (Jesus), der vor dem Kommen seiner Stunde im Himmel als der Treue, Wahre und Gerechte gesehen werden wird :Joh. 1,51; Joh. 2,4; Offb. 19,11:.
Der Begriff „wahrhaft“ in Joh. 1,47 ist möglicherweise eine verbale Anspielung auf die Einleitung „Amen, Amen“ in Joh. 1,51.
Die Betonung, dass im Israeliten Nathanael kein Betrug ist, impliziert, dass dieser Lebenswandel etwas Besonderes darstellt, sodass hieraus geschlossen werden kann, dass Israel in der Regel das unwahrhaftige und betrügerische Krämerwesen der großen Hure Babylon besitzt. Nathanael steht zu Babylon in einem scharfen Kontrast.
Laut F.H. Baader leitet sich der Name „Nathanael“ von EL gibt; EL gab, ab.
Jesus Christus ist der „große Nathanael“, weil ihn Gott gab, damit jeder, der an ihn glaubt nicht verloren geht, sondern „ewiges“ Leben hat :Joh. 3,16:.
Die in Nathanael dargestellten Christen in der Endzeit werden zum letzten Teil des sich dann noch auf der Erde befindenden Leibesglieder des Lämmleins kommen und an Jesus glauben :Joh. 1,47:, d. h., sie werden das Licht der Welt vor dessen Eintreffen in der Stunde des Gerichts ergreifen :Joh. 2,4:.
Das Lämmlein ist der sich noch inmitten seiner Muttergemeinschaft (144 000) befindende, d. h. noch „ungeborene“ männliche Sohn :Offb. 12,5:.
Dass Jesus Nathanael bereits sah, bevor Philippus ihn rief :Joh. 1,48:, ist ein Hinweis auf eine Reihenfolge des Erkennens bzw. Glaubens in mehreren Verspaaren, die Joh. 1,51 betreffen.
Es hat möglicherweise mit dem spiegelgleichen, in Richtung auf den Menschensohn erfolgenden „Hinauf“ und „Herab“ der Engel zu tun.
Ebenso wie in Joh. 2,4 die Stunde Jesu noch nicht eingetroffen war, wird zum Zeitpunkt des Hinzukommens der „Nathanael-Christen“ auch in der äonischen Endzeit die Stunde des Herrn noch nicht begonnen haben.
Anders als bei den ihm von Gott gegebenen Christen, machte der Herr seiner von ihm „Weib“ genannten irdischen Mutter klar, dass die Stunde des Gerichts damals, als er anlässlich der Hochzeit zu Kana anwesend war, noch nicht gekommen war :Joh. 2,4:.
Hierbei geht es entweder um die Stunde, in der das „Weib“ Babylon-Jerusalem dafür sorgte, dass das am Kreuz von Golgatha erhöhte Lamm Gottes seinen Wein (= Blut) des Neuen Bundes gab oder um die Stunde, in der das im Himmel erhöhte Lämmlein :Joh. 1,51: das Gericht der Weinkelter an dem an den „Wasserkrügen“ Babylons sitzenden „Weib“ beginnt :Joh. 2,6; Offb. 17,1; Offb. 19,11:.
Beide Auslegungsebenen überlagern sich in Joh. 1,47*Joh. 2,4.
„Weib“ (die durch Jesus herzukommenden 12 Jünger, die die 144 000 des neuen himmlischen Jerusalem darstellen) und „Anti-Weib“ (die nach dem Wein / Blut Jesu und seiner Gläubigen fragende Frau, die die irdische Hure versinnbildlicht :Offb. 17,3:) befinden sich also in Joh. 1,47*Joh. 2,4 beide zeitlich-prophetisch vor dem Beginn der Stunde, in der das Lämmlein die Wasser Babylons zu Wein „verwandeln“ wird.
Wir haben hier also eine Darstellung der Nachtwache „Hahnenschrei“, die zeitlich unmittelbar vor der „Stunde des Gerichts“ liegt.
In der Mitte dieser Zeit wird der sich zum Kampf und Gericht Aufmachende im Himmel innerhalb seiner sich auf ihn ausrichtenden Engel gesehen werden :Joh. 1,51; Offb. 19,11:.
Dass Nathanael zu Jesus kommt :Joh. 1,47:, bedeutet also, dass er den himmlischen Engeln entspricht, die sich auf den Menschensohn ausrichten :Joh. 1,51:.
Joh. 2,4 [D55] <Joh. 3,34*> Joh. 4,53 [D55]
Joh. 2,4 (Joh.*Offb.) Offb. 18,8+10
Joh. 2,4+7+10 (Joh.*Offb.) Offb. 17,1+2+4+6
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.