05.08.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{43} Die Auferstehung Jesu (Joh. 20,1-10)
Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn aus der Gruft genommen, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 20,2 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die Entfernung („Enthebung“) der Tauben aus dem Jerusalemer Tempel steht nicht nur dem Umstand textlich gegenüber, dass der Gruftstein Jesu weggehoben wurde, sondern auch der vermeintlichen Beseitigung („Enthebung“) seines toten Körpers aus dem Grab.
Dadurch, dass das wesenhafte „Haus Gottes“ (der Leib Jesu) nicht mehr in der Gruft lag, war es keine entweihte „Wohnstätte“ der Krämer Babylons mehr.
Es war dem Einfluss der kosmischen Finsternis entrückt („enthoben“) worden. Der Herr hatte die „Welt“ besiegt.
Der Umstand, dass Maria und die anderen Jünger Jesus nicht sahen, spiegelt sich in dem früheren Wunsch der Hellenen gegen, ihn zu sehen.
Hier stehen sich die von den Hellenen Angesprochenen (Andreas und Philippus) denen inhaltlich gegenüber, die Maria Informierte (Petrus und Johannes).
Es ist wichtig zu verstehen, dass in der Unfähigkeit, Jesus wahrzunehmen eine sehr große Chance liegt.
Durch sie kann man nämlich glauben, ohne zu sehen. Denn ein solches Vertrauen höherer Stufe bewirkt eine außerordentliche Glückseligkeit.
Dass Maria und die Jünger Jesus nicht sahen, ist auch damit verbunden, dass der vom Herrn geliebte „andere Jünger“ Johannes den Auferstandenen später erkannte und ihn Petrus gegenüber offenbarte, sodass Letzterer ins Wasser sprang, um dem Herrn entgegen zu schwimmen.
Der von Jesus bevorzugte „andere Jünger“ spiegelt sich laut Joh. 20,2*Joh. 21,20 textlich in sich selbst wider, nämlich, als Petrus sah, dass er dem Herrn nachfolgte. Johannes, der Freund Jesu, wird hier als jemand geschildert, den der Herr liebte und der sich während des Mahls auf dessen Brust lehnte, d. h. sich zum Herzen Jesu ausrichtete und darin seine Liebe zu Gott erwies.
Der Freund Johannes ist das Gegenteil der jüdischen Hasser Jesu, welche Freunde des Kaisers sind.
Auf beiden Seiten dieses Versvergleichs sind Petrus und Johannes ein „Paar“ was das Sehen bzw. Nichtsehen Jesu angeht, denn Maria Magdalena kam zu diesem von Jesus geliebten „anderen Jünger“ und zu Petrus und berichteten ihnen, dass sie und die anderen Frauen den Herrn nicht sahen.
Johannes weist starke inhaltliche Bezüge zu Maria Magdalena auf.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.