Beginn der Mikrostruktur {47} Jesus zeigt sich 7 Jüngern (Joh. 21,1-14)
Darnach offenbarte sich Jesus den Jüngern wiederum am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 21,1 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Joh. 20,26 [D3] <Joh. 20,29*> Joh. 21,1 [D3]
Joh. 20,26 Und nach acht Tagen waren die Jünger* nochmals in jenem Raum und ThOoMA´S mit ihnen. Da kommt der JESuU´S, als die Türen verschlossen worden waren, und ´stand hin die Mitte und ´sagte: Friede ist euch! (3)
Joh. 21,1 Nach diesem offenbarte* der JESuU´S sich selber nochmals den Jünger gebiets des Meeres, gebiets der Stadt TIBÄRIA´S; er offenbarte sich aber also: (3)
Der Umstand, dass sich Jesus den Jüngern am See Tiberias offenbarte, kann nur verstanden werden, wenn man dieses Geschehen im Kontext der insgesamt 3 Erscheinungen Jesu betrachtet.
Die endzeitprophetische Dimension dieser spiegelgleichen Ereignisse wird dadurch ebenfalls klarer.
Zum besseren Verständnis des folgenden Textes, sollte die Übersicht „Das Joh. 20,29 betreffende endzeitlich-chiastische Geschehen“ hinzugezogen werden. (Bitte diesem Link folgen.)
Die Zeitspanne der 8 Tage von der 1. Offenbarung Jesu vor seinen Jüngern Joh. 20,19-23: bis zu seinem 2. Kommen zu ihnen :Joh. 20,26: entspricht einer Zeit, die in Joh. 21,1 mit der Formulierung „Nach diesem“ angedeutet wird.
Die 8 Tage begannen, als sich Thomas dagegen entschied, an Jesus zu glauben, ohne ihn vorher gesehen zu haben :Joh. 20,25:.
Die 2. Übergangsfrist bis zum insgesamt 3. Kommen Jesu zu seinen Gläubigen begann hingegen, nachdem Thomas gläubig geworden war. :Joh. 20,28; Joh. 21,1:.
(Hier liegen also eine Kontrastparallele und eine parallele textliche Struktur vor.)
Am Ende der endzeitlichen „Stunde der Versuchung“, am Tag der größten Not und Drängnis, wenn die Furcht der Jünger vor den gegen sie aufgepeitschten tobenden Menschenmassen („Wasser“ :Joh. 6,17+18:) am größten sein wird und sie deshalb ihre Türen verschlossen halten :Joh. 20,26: wird Christus in ihrer Mitte erscheinen und sich ihnen als der wesenhafte Friede zu erkennen geben :Joh. 6,19-21:.
Die Türen der Jünger sind während der gesamten kritischen „Stunde der Versuchung“ (1260 Tage) geschlossen, denn bereits bei dem 1. Kommen und der Offenbarung Jesu ist dies der Fall :Joh. 20,19:.
Der Begriff „Mitte“ in Joh. 20,26 weist entweder auf den Punkt „Mitternacht“ hin oder auf das 630 Tage (½ Stunde) danach erfolgende Geschehen in der Mitte der Nachtwache „Hahnenschrei“, bei dem sich Jesus den „Thomas-Christen“ als der auferstandene Herr und Gott zu erkennen gibt :Joh. 20,28:.
(Dasselbe Ereignis der offenbarenden Anwesenheit Jesu wird in Joh. 4,30+39-42 und Joh. 6,19-21 dargestellt.)
Der 2. Offenbarung Jesu entspricht in Joh. 21,1-8 seine 3. Offenbarung, was aus Joh. 20,26*Joh. 21,1 hervorgeht.
(Hier ist also, neben der spiegelgleichen Struktur, ein paralleles textliches Muster vorhanden.)
Auf der einen Seite des vorliegenden Versvergleichs erkennt der Apostel Thomas, dass Jesus sein Herr und Gott ist :Joh. 20,28:, auf der anderen Seite begreifen die Jünger, dass sie es mit dem Herrn Jesus zu tun haben :Joh. 21,12:.
In der Mitte der Nachtwache „Hahnenschrei“ wird Jesus in seiner göttlichen Autorität und Regentschaftswürde gesehen werden :Offb. 19,11ff:.
Dem Glauben des Thomas entspricht, im Parallelgeschehen zu Joh. 20,24-29, der Glaube des königlichen Beamten und seines Hauses :Joh. 4,53:.
Allerdings vertraute der Staatsdiener allein wegen des Wortes Jesu :Joh. 4,50:, was ihn vom Thomas grundlegend unterscheidet.
Dennoch zeigt der Kontext des analogen Berichts, dass hier eine Entsprechung zu Thomas vorliegt, denn nur so kann erklärt werden, warum Jesus in Joh. 4,48 zuerst von einem Glauben spricht, der nur vorhanden ist, wenn Zeichen und Wunder geschehen.
Diese Bedingung der unentschlossenen Juden entspricht nämlich Thomas‘ Bitte, das „Zeichen und Wunder“ der Auferstehung Jesu empirisch prüfen zu dürfen, bevor er zum Glauben kommt :Joh. 20,25:.
(Bezeichnenderweise geht es in Joh. 4,46-54 um das Zum-Leben-Kommen eines Sohns, was der Auferstehung des Sohns Gottes gleicht.)
In der Nachtwache „Morgen“ ständigt sich der Herr seinen 144 000 Jüngern bei :Offb. 12,14:.
Dies entspricht den gesamten 40 Tagen seiner Anwesenheit und geistlichen Verköstigung der Jünger nach seiner Auferstehung :Apg. 1,3:, die in den 40 Jahren Israels in der Wildnis vorgeschattet werden, in denen Jahwe das Volk Israel begleitete und körperlich verpflegte.
Wie dem spiegelgleichen Muster des Textes zu entnehmen ist, steht die 3. Offenbarung Jesu jedoch nicht seiner 2. Offenbarung gegenüber, sondern seinem 1. Kommen zu den Jüngern.
In Joh. 20,19 steht Jesus in der Mitte der Jünger.
In Joh. 21,4 steht er bei seinem Erscheinen hingegen außerhalb von ihnen am Strand (eine noch zu überwindende Distanz).
Die Freude des Wiedersehens und der an die Jünger gerichtete Sendauftrag entsprechen sich jedoch in beiden Fällen.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.