08.10.2024 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{47} Jesus zeigt sich 7 Jüngern (Joh. 21,1-14)
Er aber sprach zu ihnen: Werfet das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, so werdet ihr finden! Da warfen sie es aus und vermochten es nicht mehr zu ziehen vor der Menge der Fische. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 21,6 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Ebenso wie die Schafe Jesu nur dann gerettet werden und eine üppige Weide finden, wenn sie durch ihn, als die wesenhafte Tür, hinein- und hinauskommen, fangen seine Jünger nur dann eine große Menge an Fische, wenn sie das Netz nach seiner Anweisung auswerfen und in erster Linie nicht dem Menschen Petrus folgen und vertrauen, denn Letzterer ist nicht die Tür zum Reichtum der Weide.
Jesus, der ideale Hirte, kam, damit seine Nachfolger durch ihn das „ewige“ Leben und das „Um-und-Um“ der Fülle (umgebender Überfluss) der Fische haben.
Er kennt den Ort der Fische ebenso, wie ihm der Weg zur Weide der Schafe bekannt ist. Dieser Ort liegt in Richtung der rechten Teile des Schiffs (Steuerbord) der mit dem Geist Gottes gesalbten Jünger (Christen).
Dorthin, zum „Berg der Öligen“ (Ölberg), führt sie der ideale Hirte aus der Dunkelheit des (linken) Jerusalemer Hofs hinaus.
Es ist der Ort, in dem die römischen Soldaten aus den Gewändern Jesu 4 Teile machten.
Er liegt gleich gegenüber dem „Ort der Stadt“ (Tempelberg), aus dem der Hirte mit seinen Schafen hinausgegangen war.
In ihm, auf dem Ölberg, befindet sich ein paradiesischer Weidegarten, in dem die aus dem (linken) Tod hervorkommende wesenhafte Lebensfrucht (Jesus) für die Schafe auferstand, sodass dadurch, bei Anbruch des Tages (wenn die Zeit des finsteren Babylon-Kosmos endet), unfassbar viele (Fisch-) Seelen gerettet werden.
Zu Joh. 21,6, siehe Joh. 21,9-11.
Joh. 20,22 [D8] <Joh. 20,29*> Joh. 21,6 [D8]
Joh. 20,22 Und dies ´gesagthabend hauchti er sie an und sagt zu ihnen: ´Nehmet heiligen Geist; (8)
Joh. 21,6 Er sagt zu ihnen: ´Werfet* das Netz hin Richtung auf die rechtsseitigen Teile des Schiffes, und ihr werdet finden. dSie aber ´warfen's, und nicht mehr waren sie stark genug, es zu ziehen° vnzufolge der Fülle der Fische. (8)
Das vorliegende Verspaar ist ein eindrücklicher Beweis für den Chiasmus der textlichen Inklusion Joh. 20 und Joh. 21.
Dieser Versbereich hat Joh. 20,29 zum Zentrum.
(Möglicherweise bildet aber Thomas‘ Ausruf „Mein Herr und mein Gott!“ in Joh. 20,28 das „Herz“ dieser beiden Kapitel des Johannesevangeliums, denn Joh. 20,29 spiegelt sich in Joh. 20,27 gegen.)
Das Geben des heiligen Geistes und der Sendungsauftrag an die Jünger (Jesus schickt sie ebenso wie ihn der Vater schickte :Joh. 20,21+22:) spiegeln sich in Joh. 21,6 im Befehl des Herrn wider, die Jünger mögen ihr Netz zur rechten Seite des Schiffs auswerfen und es zusammen mit den „gefundenen“ Fischen einholen.
Die beiden Entsendungen entsprechen einander, was leicht nachzuvollziehen ist, denn die zur Mission entsandten Jünger Jesu wurden zu „Menschenfischern“ gemacht :Mt. 4,19:.
(Siehe hierzu die Erklärung zu Joh. 21,2+4-6*Offb. 1,9-11.)
Wie auch aus dem Kontext von Joh. 4,35-38 zu entnehmen, geht es bei dieser Hinzunahme der Gläubigen Jesu um eine Ernte infolge des ausgesäten Wortes Gottes.
Der Sendungsauftrag Jesu in Joh. 4,38 entspricht also seinem Missionsbefehl in Joh. 20,21. Dies zeigt auch der Kontext der beiden analogen Berichte.
Die die Seelen aus dem Totenraum „Meer“ herausfischenden Engel sind, laut Joh. 21,6 und Mt. 13,48, die 144 000 Nachfolger Jesu, die in den 12 Jüngern Jesu typologisch dargestellt werden.
Bei dem großen Fischfang in Joh. 21,6 geht es in erster Linie nicht um eine Evangelisation, d. h. um das Hinzunehmen der erretteten Menschenseelen aus dem Tod in das „Schiff der Gläubigen“ :Lk. 9,60:, sondern um die Zusammenführung aller Nationen vor dem Gerichtsthron Jesu :Mt. 25,32:.
Es sind die zu Rechten des weißen Gerichtsthrones stehenden Seelen („Fische“), die in das höhere Leben hinzugenommen werden und das Reich Gottes erben :Mt. 25,34; Joh. 21,6:. Sie werden in den 153 Fischen symbolisiert :Joh. 21,11:.
Dieses großartige „Fischessen“ wird auch in Lk. 24,41-43 angedeutet.
Im Parallelgeschehen zu Mt. 25, in Joh. 4 und Joh. 5, ist das gerechte Richten Jesu in Joh. 5,25-30 ein wichtiges Thema.
Die Sortierung der „Fische“ zur Rechten und zur Linken des Gerichtsthrons kommt hier in der Auferstehung des Lebens bzw. in der Auferstehung des Gerichts zum Ausdruck :Joh. 5,29:.
Die Sortierung der Auferstandenen nach rechts und links wird in Joh. 20,23 darin gezeigt, dass die Jünger dieselbe Autorität zur Sündenvergebung haben wie Jesus.
Sie können also entscheiden, wessen „Sünden“ festgehalten werden, sodass diese Person, auf der linken Seite des Gerichtsthrones bleibend, als verdorben (DÜ: „faulig“) erachtet, in den Hochofen des Feuers nach draußen geworfen werden wird :Mt. 13,48-50:, also in dasselbe Kohlenfeuer Jesu gelangt, das bereits seit dem 255. Tag der Nachtwache „Morgen“ brennt (Harmagedon / Joschafat) :Joh. 21,9:.
(Er ist der 1515. Tag nach Punkt „Mitternacht“.)
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.