06.03.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{8} Nikodemus kommt zu Jesus (Joh. 3,1-21)
Beginn der Mikrostruktur {8} Nikodemus kommt zu Jesus (Joh. 3,1-21)
Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern, namens Nikodemus, ein Oberster der Juden. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 3,1 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Aus dem vorliegenden strukturellen Kontext geht hervor, dass der zu den Pharisäern gehörende Mensch Nikodemus, der ein Oberster der Juden war, dem den Ursprung des idealen Weins nicht kennenden Obersten des dreitägigen Hochzeitsgelages Kanas (Wirt der Hochzeitsfeier) und dem lahmen Menschen an den Wassern Bethesdas entspricht, den diese Wasser nicht zu heilen vermochten.
Dass Nikodemus des Nachts zu Jesus kam, wird in Joh. 19,39 spiegelgleich bestätigt.
Hier findet seine die „Wasser“ Babylon-Jerusalems und die Juden betreffende Sonderrolle keine Erwähnung mehr.
Joh. 1,24-26 [D25-27] <Joh. 1,51*> Joh. 3,1+2 [D26+27]
Joh. 1,24 Auch waren Geschicktwordene aus den Pharisäern,
Joh. 1,25 und sie ´sagten zu ihm: Was taufst du denn dann, wenn du, ja du, nicht der ChRISTO´S bist, aber auch nicht ELI´AS, aber auch nicht der Prophet?
Joh. 1,26 Da antwortete ihnen der JOohA´NNES, indem er sagte: Ich, ich taufe imit dem Wasser, doch inmitten von euch hatte jemand Stand genommen, wden ihr, ja ihr, nicht gewahrt habt; (25-27)
Joh. 3,1 Es war aber ein Mensch aus den Pharisäern, ihm war der Name NIKO´DEMOS, ein Anfänglicher* der Juden;
Joh. 3,2 dieser ´kam des Nachts zu ihm und ´sagte zu ihm: RABBiI´*, wir gewahren, dass du von Gott gekommen bist als Lehrer, und nicht e i n e r vermag*, die diese Zeichen zu tun, wdie du, du tust, so nicht der Gott mit ihm ist´. (26+27)
In Joh. 1,24-26*Joh. 3,1+2 geht es um das Erkennen bzw. Nicht-Kennen des von Gott kommenden Christus und um die diesbezügliche Unfähigkeit derer, die von den Pharisäern entsandt wurden.
Sowohl die Johannes befragende Delegation, als auch Nikodemus waren „aus den Pharisäern“ :Joh. 1,24; Joh. 3,1:. (So gesehen entspricht Johannes dem Herrn, allerdings auf einer geringeren Herrlichkeitsebene.)
Aus der vorliegenden Analogie lässt sich ableiten, dass auch Nikodemus von den Pharisäern zu Jesus entsandt wurde.
Nikodemus' ausdrückliche Bezeichnung als ein „Mensch“ in Joh. 3,1 könnte ein verbaler Hinweis auf Joh. 1,51 sein, wo es u. a. um die Existenz Jesu als ein Mensch geht.
Weitere sprachliche Hinweise auf diesen D-Punkt des vorliegenden Verspaars sind die Formulierungen und Begriffe „er / sie sagte / n“, „wissen“ und „von Gott gekommen“.
Obwohl es in Joh. 1,24-26*Joh. 3,1+2 ungläubige Pharisäer bzw. Nikodemus waren, die zu Johannes bzw. zu Jesus kamen, klingt hier die Ausrichtung der Engelwelt auf den Menschensohn entsprechend dem D-Punkt des vorliegenden Verspaars an.
Johannes wies richtigerweise von sich weg auf den Christus, da dieser das Zentrum aller hinauf- und hinabsteigenden Autoritäten ist.
Der dem Sohn Gottes vorausgehende, d. h. vor ihm hinabsteigende Täufer befand sich im Ausrichtungsprozess auf das wesenhafte Licht selbst auf dem „Weg“ des Hinaufstiegs, der allerdings erst in die Tiefe führte.
Johannes war nicht der allmächtige zielseiende wesenhafte Friede (Jesus), sondern lediglich ein Hinweis auf ihn, so wie es alle Engel Jesu in ihrem Tun sind.
Die zum Täufer ausgesandten Pharisäer begriffen weder dessen Autorität und Funktion noch die des Christus.
Der dem Sohn Gottes vorausgeschickte Johannes :Joh. 1,26+27: musste die Pharisäer erst darauf hinweisen, dass „jemand“ inmitten von ihnen Stand genommen hatte, den sie jedoch nicht erkannten :Joh. 1,26:.
Christus, Elia und der „Prophet“ :Joh. 1,25: sind die Hauptschaften des neuen Jerusalem, nämlich: das Lämmlein (Christus zusammen mit seinen Leibesgliedern erster Ordnung), Elia-Johannes und der Moses gleichende Prophet Jesus :5.Mose 18,15:.
Die pharisäische Delegation offenbarten in ihrem Statement ein Unwissen, das aus der Unfähigkeit erwuchs, das göttliche Licht wahrzunehmen.
Die Pharisäer erkannten weder dessen niedrigere Stufe (Johannes) :Joh. 5,35:, noch die Herrlichkeit Jesu, obwohl beide inmitten von ihnen standen.
Somit bilden die Pharisäer der großen Stadt Babylon einen scharfen Gegensatz zu den Jüngern Jesu.
Letztere durften den Messias bereits erkennen, als er im Fleisch der Menschen auf der Erde weilte.
Ihnen, die seinem Wort glaubten, wurde verheißen, ihn auch in seiner himmlischen Herrlichkeit inmitten seiner Brautstadt sehen zu dürfen :Joh. 1,51; Offb. 19,11ff; Offb. 19,8:.
Was das Sehen Jesu angeht, bildet hier der Vordere (der Anfang und Oberste) des neuen Jerusalem (der Täufer ist zusammen mit Moses das dem Lämmlein unterstehende Doppelhaupt der Brautstadt) einen Gegensatz zum zur sich unten befindenden Stadt Jerusalem gehörenden Nikodemus, der ebenfalls ein „Vorderer“ ist, also ein „Anfang“ und Oberster, d. h. Erstrangiger.
Das ungläubige Babylon vermag es hingegen nicht, den Himmlischen wahrzunehmen, denn es kennt nur die Dinge der irdischen Welt und denkt deshalb in materiellen Kategorien :Joh. 3,12:.
Es war deshalb ein Fehleinschätzung des Pharisäers Nikodemus, zu meinen oder auch nur zu behaupten, die autoritative Stellung Jesu zu kennen.
(Dem babylonischen „Wir“ des Pharisäers setzte Jesus in Joh. 3,11 das „Wir“ der neuen Brautstadt Jerusalem und ihres Bräutigams entgegen. Das erstgenannte „Wir“ korrespondiert mit dem „Ihr“ in Joh. 1,26:.)
Eine solche Wahrnehmung ist für Babylon wegen des Unglaubens grundsätzlich nicht möglich.
Gleichwohl stellt der Oberste („Vordere“) Nikodemus einen Anbruch der Rückführung Babylons zu Gott dar, denn er kam später zum Glauben an Jesus und seiner „Stadt des Tages“ :Joh. 19,39; Offb. 22,5:.
Nikodemus geht als erster aus der Nacht der großen Stadt in das Licht der heiligen Stadt voraus. Er ist also auch in diesem Sinne ein „Vorausgeschickter“.
Das eigentlich Unmögliche macht Gott letztlich für alle Menschen möglich, selbst für die Pharisäer Babylons :Mt. 19,26:.
Da Babylon jedoch derzeit keinen Sinn für das Himmlische hat, ist es nicht verwunderlich, dass der Gesalbte Gottes inmitten des irdischen Jerusalem der äonischen Nacht :Joh. 3,2: stehen konnte, ohne dass er von diesem Ort des Unglaubens erkannt wurde :Joh. 1,26:.
Das Finstere des Jerusalem-Kosmos nahm das in ihm scheinende wesenhafte Licht nicht von oben herab :Joh. 1,5:.
Joh. 3,2 hat mit seinem D-Punkt Joh. 1,51: auch insofern zu tun, dass Nikodemus dem Herrn gegenüber bezeugte, zu wissen, dass Letzterer von Gott gekommen sei.
Dieses Kommen zur Erde und die Rückkehr zum Himmel erklärt Jesus in Joh. 3,13 als einen exklusiven Hinauf- und Hinabstieg, sodass das Auf und Ab auf den Menschensohn zu, wie es der Herr in Joh. 1,51 erwähnt, nur möglich ist, wenn die betreffenden Engel zur Leibesherrlichkeit des Sohnes Gottes gehören und deshalb in ihm auf ihn ausgerichtet sein können und so dazu befähigt werden, zu ihm zu kommen.
Außerdem zeigt Joh. 3,15-18, dass die irdische Erhöhung Jesu auf Golgatha erfolgte, um solchen, die an ihn glaubten das „ewige“ Leben geben zu können.
So erkennen auch diejenigen, die an diesen Jesus glauben seine Autorität über die Engelwelt, d. h. seine himmlische Erhöhung.
Joh. 3,1 (Joh. // Offb.) Offb. 2,15
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.