06.03.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{8} Nikodemus kommt zu Jesus (Joh. 3,1-21)
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 3,17 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die die Identität des Erlösers der Welt nicht kennenden und deshalb ungläubigen Jerusalemer Juden sind das Gegenteil der zum Glauben an Jesus findenden Samariter Sichars, die den Sohn empfingen, den der Gott-Vater in den Kosmos entsandt hatte.
Da die Stadt Sichar das irdische Jerusalem darstellt, stammen aus diesem Bereich sowohl solche, die in Gnade gerettet wurden, als auch die ungläubigen Gesetzischen.
Für die Gläubigen ist diese kosmische Stadt jedoch lediglich eine Zwischenstation. Ihre eigentliche Mutter ist das himmlische Jerusalem.
Die mit der irdischen Stadt verhafteten Juden sind auch das Gegenbild zu Gott, da sie ihre „Pseudosöhne“ zu Johannes dem Täufer entsandten.
Außerdem sind sie das Gegenteil Jesu, da er seine Jünger in die Welt zur Ernte schickte, woraus sich ergibt, dass die Priester, Leviten und Pharisäer vom Feind delegierte Anti-Jünger sind, die, ganz anders als Jesus, nicht die Rettung der Welt, sondern deren vom Gesetz gefordertes Gericht im Sinn haben.
Wie aus Joh. 3,1-21 hervorgeht, ist der von Gott kommende Lehrer Jesus :Joh. 3,2: der von ihm entsandte Retter :Joh. 3,17:.
Der Vater schickte seinen alleingeborenen Sohn in die Welt, um ihn „zu geben“ :Joh. 3,16:, d. h. ihn für die Rettung der Welt zu opfern :Joh. 3,17:.
Es ging hierbei also um sehr viel mehr, als nur um einen Lehrauftrag und das Tun von Zeichen, wie dies Nikodemus annahm :Joh. 3,2:.
Da der Pharisäer aus der kosmischen Finsternis (Nacht :Joh. 3,2) zum wesenhaften Licht (Jesus) :Joh. 3,1+2: kam, unterschied er sich von den Menschen, die die Finsternis lieben und das Licht hassen :Joh. 3,19-21:.
Nikodemus‘ Bewegung spiegelt sich gewissermaßen im Weg des wesenhaften Lichtes in die Finsternis des Kosmos („Jerusalem-Welt“) wider :Joh. 3,19; Joh. 1,5:.
In ihrem jeweiligen Hinaus- und Hineinkommen trafen sich Jesus und Nikodemus „in der Mitte“.
Joh. 3,17 [D17] <Joh. 3,34*> Joh. 4,17+18 [D19,20]
Joh. 3,17-21 (Joh.*Offb.) Offb. 21,24-27
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.