Und währenddem kamen seine Jünger und verwunderten sich, daß er mit einer Frau redete. Doch sagte keiner: Was fragst du? oder: Was redest du mit ihr? (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 4,27 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Das, was Jesus von der Samariterin suchte, ist die andere Seite der Medaille dessen, was seine beiden ersten Jünger von ihm suchten.
Hierbei geht es nämlich um ein und denselben wesenhaft-komplementären Vorgang der Ausschau Gottes nach seinen Gläubigen und um ihre gleichzeitige Ausrichtung auf ihn.
Ebenso wie der unverständige Nikodemus nicht staunen sollte, dass es zwingend notwendig ist, von oben her geboren zu werden, betrifft das Staunen der Jünger über das Gespräch Jesu mit der Samariterin diese Wiedergeburt durch den Geist Gottes, die die Apostel nicht begriffen.
Der Umstand, dass kein einziger der Jünger wagte, den Herrn zu fragen, was er von der samaritischen Frau suchte, hat damit zu tun, dass es keinem einzigen Menschen möglich ist, zu Jesus zu kommen, ohne dass der Vater ihn zum Sohn zieht.
Offensichtlich wurde die Samariterin von Gott zu Jesus „gezogen“.
Die Jünger Jesu mussten gespürt haben, dass diese absolute Souveränität im Handeln des himmlischen Vaters keine Kritik duldet.
Ein gesetzlich denkender und auf seine eigene Leistung erpichter Mensch kann jedoch das Gnadendenken Gottes nicht verstehen.
Folglich staunte er angesichts der daraus resultierenden vermeintlichen Ungerechtigkeit bzw. Unheiligkeit.
Dem Chiasmus in Joh. 4,3b-42 ist zu entnehmen, dass Joh. 4,16-18*Joh. 4,27-29 ein Verspaar bildet.
Jesus sagte der samaritischen Frau „alles“ über ihre früheren Männer und ihren damaligen Mann :Joh. 4,17+18:. (Sie begriff, dass es sich hierbei um eine prophetische Gabe des Herrn handelte :Joh. 4,19:.)
Dementsprechend bezeugte die Samariterin in Joh. 4,29, dass ihr Jesus „alles“ sagte, was sie einst (ihre Männer betreffend) getan hatte.
Der Umstand, dass die Samariterin ihren Mann nicht rief und herbeibrachte :Joh. 4,16: spiegelt sich in Joh. 4,29 darin wider, dass die Bewohner Sichars gerufen wurden.
In beiden Fällen bestand die Aufgabe der Frau darin, den bzw. die Hergerufenen zum Christus zu bringen, also ihn bzw. sie zu ihm kommen zu lassen.
Die Erlöste führte sehr viel mehr Menschen zu Jesus, als nur ihren Mann, der eigentlich nicht ihr Mann war.
Joh. 3,7 [D27] <Joh. 3,34*> Joh. 4,27 [D29]
Joh. 3,7 Nicht solltest du staunen, dass ich dir ´sagte: Bindend ist euch, dass ihr erwerdet* von* oben* her. (27)
Joh. 4,27 Und indem er dies sagte, kamena seine d Jünger* und staunten, dass er mit einem Weib sprach; nicht e i n e r allerdings ´sagte zu ihm: Was suchst du von ihr? oder: Was sprichst du mit ihr? (29)
Wie der vorliegende Versvergleich zeigt, gleicht das mögliche, aber vom Herrn nicht gewünschte Staunen darüber, dass die Pharisäer erst von oben geboren werden müssen, um das Reich Gottes sehen zu können :Joh. 3,3: (Wahrnehmung des Himmelsreichs durch die Herkunft aus Wasser und Geist :Joh. 3,7:) dem Umstand, dass die Jünger Jesu darüber staunten, dass der Herr mit einer Frau sprach :Joh. 4,27:.
(Es stellt ein überaus erfreuende prophetische Verheißung Jesu dar, dass dies geschehen wird: Selbst die Pharisäer werden einst von oben in das ewige Leben hineingezeugt werden :Joh. 3,7:. Halleluja!)
Auch das Staunen der Jünger des Herrn wurde vermieden. Sie wagten es nicht, Jesus auf sein Tun anzusprechen.
Sowohl der Pharisäer Nikodemus, als auch die Nachfolger Jesu mussten lernen, nicht über eine überraschende Tatsache zu staunen.
Nikodemus hatte zu verstehen, dass es eine zur Erwählung und Rettung führende Zeugung und Geburt gab, die jenseits der irdischen Abstammung vom Volk Israel lag.
Diese Geburt erfolgte nämlich aus dem Himmel durch Wasser und Geist.
Gleicherweise mussten die 12 israelitischen Jünger lernen, dass Jesus auch Menschen annahm, die keine Kinder Israels waren.
(Außerdem war die Samariterin eine Frau. Dass sich Jesus mit ihr beschäftigte, war nach dem jüdischen Paradigma ein Ding der Unmöglichkeit.)
Auf beiden Seiten von Joh. 3,7*Joh. 4,27 geht es im Tun Jesu um den Beginn einer neuen Zeit, in der die irdische Abstammung und das Geschlecht eines Menschen nicht dafür maßgeblich sind, ob sich Gott seiner annimmt.
Allein die himmlische Zeugung aus den geistgefüllten Reden Gottes, die der von Gott Entsandte in die Herzen seiner Gläubigen spricht ist maßgeblich :Joh. 3,34:.
(Der Begriff „oben“ in Joh. 3,7 weist auf den himmlischen Ursprung des zeugenden Wortes hin. (Siehe Joh. 3,34, den D-Punkt von Joh. 3,7*Joh. 4,27.) Außerdem deuten die Begriffe „sagen“ bzw. „sprechen“ auf dasselbe textlich Zentrum.)
Über das jenseits jeder natürlichen Vorstellungskraft liegende Geschehen sollen die Irdischen nicht staunen :Joh. 3,7:, weil sie es sowieso nicht begreifen :Joh. 3,12:.
Sie spüren etwas von der bedeutenden Außergewöhnlichkeit des himmlischen Geschehens der Wortzeugung aus dem heiligem Geist, sodass es niemand wagt, den Herrn darüber zu befragen. Keiner bringt sein Staunen über das äußerlich irdische Tun Jesu zum Ausdruck :Joh. 4,27:.
Eine durchdringende Ahnung, kein Wissen, verschloss den 12 Jüngern den Mund darüber, was sie sicher zu verstehen meinten, nämlich, dass ein jüdischer Mann nicht mit einer Frau sprechen sollte.
Tatsächlich begriffen sie selbst dieses irdische Tun nicht, denn das wesenhaft-göttliche Geschehen der Rettung durch die Reden Gottes (Wasser und Geist) blieb ihnen verschlossen.
(Im vorliegenden Versvergleich entspricht also Nikodemus den 12 Jüngern Jesu.)
Die Jünger waren nicht anwesend, als die gläubigen Samariterin die Lebenswasser des Gott-Vaters empfing und sie durch seinen Geist in die himmlische Kindschaft gezeugt wurde.
Als eine Tochter Gottes war ihre irdische Abstammung und ihr Geschlecht irrelevant.
Die himmlische Abstammung durch Wortzeugung ist maßgeblich.
Diese kann gleichermaßen bei Juden und Nicht-Juden vorhanden sein. Eine gleichwohl genetische Zugehörigkeit zum jüdischen Volk ist hierbei unerheblich, weil es nach dem neuen Bund nur noch Juden nach dem Geist gibt.
Die Annahme derer, die genetisch nicht von den Juden abstammen ist möglich, weil allein die Zeugung aus Gott wichtig ist, also keine irdisch-genetische, sondern eine göttlich-leibliche Zugehörigkeit :Joh. 4,27:.
Menschen, die auf ihre Abstammung von Abraham, Isaak und Jakob pochen, müssen lernen, nicht darüber zu staunen, dass es einer himmlischen Zeugung und Herkunft bedarf, um das wesenhafte Reich Gottes zu sehen und keiner irdischen :Joh. 3,7:.
Wenn sie zum Glauben an Jesus Christus kommen, wenn sie vom lebenden Wort erkannt werden und es erkennen, sind sie Himmlische und dadurch Nicht-Juden nach dem Fleisch!
Joh. 4,27 (Joh.*Offb.) Offb. 17,6
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.