03.04.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{12} Jesus heilt einen Kranken am Sabbat (Joh. 5,1-18)
Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke auch. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 5,17 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Das in völliger Übereinstimmung mit dem Tun Gottes gegebene Werk des Sohnes vollendet das bis jetzt andauernde Handeln des Vaters.
Dieses Tun des Willens dessen, der ihn entsandte ist die Speise des Herrn.
Die Heilung des Lahmen Bethesdas geschah in einer vollständigen Deckungsgleichheit Jesu mit dem, was er beim Vater erblickt hatte.
Wäre die Heilung nicht erfolgt, dann wäre das Werk Gottes unvollendet geblieben.
Die Vervollständigung des Werkes Gottes betrifft also nicht allein die Heilstat Jesu auf Golgatha, sondern alles, was er im Namen des Vaters tat oder tut, d. h. sein komplettes „Lebenswerk“.
Indem Jesus den Juden gegenüber klarstellte, dass sein Handeln in Übereinstimmung mit dem Tun des Gott-Vaters erfolgte, wies er ihren Einwand zurück, an einem Sabbat nicht heilen zu dürfen.
Dies entspricht Pilatus‘ Ablehnung der Beanstandung der Juden, denen der am Kreuz von Golgatha angebrachte Titel Jesu missfiel.
Ebenso wie es richtig war, dass Pilatus den Herrn als den König der Juden titulierte und nicht schrieb, dass Jesus lediglich sagte, ihr König zu sein (denn der Herr hatte so etwas niemals behauptet), war es korrekt von Jesus, am Sabbat zu heilen, denn als Sohn Gottes und Gott war er der Regent aller und verfügte auch über die himmlische Autorität, den Sabbat der Juden zu übergehen.
Dies tat Jesus, indem er, paradoxerweise darin das irdisch-mosaische Sabbatgebot im wesenhaften Sinn erfüllend, den höheren Sabbat seines Vaters an dessen Stelle setzte.
Dass die Juden diese Vollmacht des Sohnes ablehnten, stellt eine Verwerfung Jesu als den inkarnierten Gott und Schöpfer dar, der in seinem Tun mit dem Werk des Gott-Vaters völlig übereinstimmt.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.