03.04.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{12} Jesus heilt einen Kranken am Sabbat (Joh. 5,1-18)
Denn ein Engel stieg zu gewissen Zeiten in den Teich hinab und bewegte das Wasser. Wer nun nach der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, der wurde gesund, mit welcherlei Krankheit er auch behaftet war. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 5,4 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der Umstand, dass sich Jesus mit Nikodemus traf und die diesbezügliche Kontrastparallele seines Gesprächs mit der Samariterin Sichars entsprechen dem Geschehen am Teich Bethesda insofern, weil der Hineinstieg in die irdischen Wasser Jerusalems dem von Nikodemus falsch gedeuteten Hineinkommen eines Greises in die vorgeburtlichen Fruchtwasser seiner Mutter gleicht und die Samariterin sich auf die irdischen Wasser des Brunnens Jakobs ausrichtete.
All diesen Wassern stehen die himmlischen Lebenswasser Gottes inhaltlich gegenüber, die geistgefüllt und stetig geistbewegt sind und deshalb den Gläubigen von oben her kommend in das bleibende wesenhafte Leben des Christus hineinzeugen können.
Die flüchtige Bewegung / „Belebung“ der toten Wasser Bethesdas durch einen auch von oben hinabsteigenden Engel ist im Vergleich hierzu eine schwache Abschattung.
Dieser Engel ist ein niedrigeres Abbild des aus dem Himmel zur Rettung der Welt hinabgestiegenen Menschensohns, denn die Lebenswasser Jesu werden durch den ebenfalls von oben kommenden heiligen Geist bewegt.
(Außerdem war Jesus, als Jahwe-Elohim Abrahams, Isaaks und Jakobs, tatsächlich der Engel-Gott des Volkes Israel :Gal. 3,19; Apg. 7,38+53:.)
Das irdische Jerusalem bietet hingegen ein Pseudoleben an.
Diese Stadt wird der Ort des Anti-Retters sein :Joh. 5,43; Hes. 28,15:.
Joh. 1,51 [D59] <Joh. 3,34*> Joh. 5,4 [D60]
Joh. 1,51 Und er sagt zu ihm: AME´N*, AME´N, ich sage euch: Ihr werdet eraugen* den sich geöffnethabenden Himmel und die Engel* Gottes als Hinaufsteigende und Herabsteigende auf den Menschensohn zu. (59)
Joh. 5,4 – 1Vers 4 in A; nicht in S,B. Elberfelder Übersetzung:
Denn zu gewissen Zeiten stieg ein Engel in den Teich herab und bewegte das Wasser. Wer nun nach der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, ward gesund, mit welcher Krankheit irgend er behaftet war. (60)
Der Hinauf- und Hinabstieg der Engel in Richtung auf den sich im Himmel befindenden Menschensohn :Joh. 1,51:, das Hinab eines Engels zum Teich Bethesda (= Haus der Olive) und das „Hinein“ eines Schwachen, Blinden, Hinkenden oder „Vertrockneten“ in diese Wasser des irdischen Jerusalem sind die verbalen und inhaltlichen Gemeinsamkeiten des vorliegenden Verspaars.
Der Name „Haus der Olive“ weist auf das irdische Gesamt-Israel hin, denn Israel wird biblisch als ein Ölbaum dargestellt.
(Siehe hierzu die Erklärung zu Joh. 5,2-4*Offb. 18,1+2+21.)
Es geht hier also um die Wasser (Reden / Lehre) des Alten Bundes, die in Joh. 4,6+12 in den relativ minderen Wasser des Brunnens Jakobs / Israels dargestellt werden.
Diese Wasser des „Hauses der Olive“ können die Unreinheit der Menschen nicht bleibend wegwaschen :Joh. 5,5+6:, sodass die große Hure (Babylon-Jerusalem) ein Ort der zu ihr hinabsteigenden Unreinen ist :Offb. 18,2:.
Dass Engel, vom Menschensohn kommend, in den Himmel hinaufsteigen, steht dem gegenüber, dass Kranke in das Wasser Bethesdas hinabsteigen (Wasser unten / Wasser oben :1.Mose 1,7:).
Dies bedeutet, dass die nach Bethesda hinabsteigenden Menschen u. a. „kranke“ Engel darstellen, was den inhaltlichen Bezug von Joh. 5,4 zu Offb. 18,2 in Hinsicht auf Babylon-Jerusalem bestätigt.
Zudem steigen Engel vom Himmel auf den Menschensohn hinab, was im Gegenbild dem Hinabstieg eines Engels zum Teich Bethesda entspricht.
Dieser auf Babylon ausgerichteter Engel ist also ein durch Inkarnation nach Israel kommender Anti-Engel. Hier unten wird er einiges in „Bewegung“ setzen :Joh. 5,43:.
Ihren scharfen Kontrast kann man allerdings nur verstehen, wenn man weiß, dass es hier um den Gegensatz zwischen den geistgefüllten Wassern der Gottesrede des vom Vater Entsandten, d. h. den Wassern des Lämmleins des himmlischen Jerusalem, geht und, auf der anderen Seite, um die irdischen Wasser der Hurenstadt Babylon-Jerusalem.
Joh. 1,51*Joh. 5,4 muss von Joh. 3,34 aus betrachtet werden, dem spiegelgleichen Zentrum der vorliegenden Inklusion.
In dieser textlichen Mitte ist es der vom Gott-Vater aus dem Himmel zur Erde (Jerusalem-Welt) entsandte Sohn :Joh. 3,17:, der, wie Joh. 3,13 zeigt, der einzige ist, der aus dem Himmel herab- und hinaufsteigt.
Hier geht es um seine Herkunft und Orientierung vom und zum himmlischen Vater, die, auf einer niedrigeren Erfüllungsebene, von seinen Engeln nachgeahmt wird :Joh. 1,51:.
Demgegenüber steht in Joh. 5,4 eine ganz andere Art von Engel, die nicht den Christus als das wesenhafte Zentrum hat, sondern zu den Wassern des irdischen Jerusalem hinabsteigt.
In Joh. 1,51 <Joh. 3,34*> Joh. 5,4 spiegelt sich also die Autorität des Christus und seiner Engel im Pseudovermögen der Wasser des irdischen Jerusalem und ihrer Engel gegen.
Der Grund für die Vollmacht Jesu bildet das Spiegelzentrum: Die Geist-Reden des Vaters im Himmel.
Der Teich Bethesda steht auch in einem Gegensatz zum Teich Siloah, dessen Name mit „Entsandter“ übersetzt werden kann und dessen Wasser deshalb die sehen machenden Geist- und Lebenswasser des entsandten Sohns Gottes darstellen. (Siehe hierzu die Erklärung zu Joh. 9,7ff..)
Bethesda gibt nicht die Gnadenwasser des aus dem Himmel Entsandten, sondern die olivbitteren Gesetzeswasser des irdischen Israel und des sie bewegenden Engels.
Laut diesen Wassern des irdischen Jerusalem zählt allein das harte, unerbittliche gesetzische Leistungsprinzip, nach welchem der sich aus eigener Kraft schneller bewegende kranke Mensch zu den Wassern gelangt, die ihn „heilen“.
Bethesda bietet für die Rettung aus Gnade, d. h. für das angebotene Geschenk dessen, der vom himmlischen Vater entsandt wurde, keinen Raum.
Bethesda ist antichristlich.
Die „Schwimme“ (der Teich) Bethesda befand sich am Schaftor des irdischen Jerusalem.
Ihre Wasser sind also die Wasser der Hure Babylon. Hier ist der Aufenthaltsort des zu sehenden und anzubetenden Tieres (Antichristus).
Hingegen wird das Lamm / Lämmlein Gottes, der Christus, inmitten seines himmlischen Jerusalem durch den geöffneten Himmel hindurch (hier wird also gewissermaßen das „Lämmlein-Tor“ der Brautstadt angedeutet) inmitten seiner bleibenden Lebenswasser gesehen werden.
Folglich ist der Teich Bethesda antichristlich, denn seine Wasser sind das Antizentrum im Vergleich zum tatsächlichen Lebenszentrum der Welt und seiner Wasser: Jesus Christus.
Der Sohn Gottes ist also gewissermaßen der entsandte „Anti-Teich“ im Vergleich zu Bethesda.)
Das Pseudoangebot des irdischen Jerusalem ist antichristlich, weil es sich an die Stelle des Christus setzt, also ein „Anti“ (= Anstatt) zu ihm bildet.
Dieses Antichristentum ist das Wesen des Zionismus der großen Hure Babylon.
(Siehe hierzu die Artikel „Die babylonische Verführung der Christen“ und „Die große Babylon und ihr Bräutigam“.)
So ist der zu Bethesda hinabsteigende Engel folglich ein verführender „Anti-Engel“, weil er, dadurch, dass er die falschen und fälschenden Wasser des irdischen Jerusalem bewegt, bei den das Todeswesen Babylons an sich tragenden Menschen die irrige Hoffnung weckt, die Wasser der Hure würden bei ihnen das bleibende Leben ermöglichen, was sie jedoch nicht tun können. Er ist kein Engel Gottes, sondern ein Engel des Anti-Gottes.
Im Gegensatz hierzu weisen die in Richtung auf den himmlischen Menschensohn hinauf- und hinabsteigenden Engel Gottes in ihrem Tun auf das wahre Lebenszentrum hin, auf Jesus Christus, dessen Wasser, im Unterschied zu den toten Wasser Bethesdas, tatsächlich leben, d. h. durch den Geist Gottes bewegt werden, also stetig stellungswechselnd in fortwährenden Strömen fließen und zum „ewigen“ Leben führen. :Joh. 4,14:.
Die Wasser Jesu bewegen sich nicht nur zu gewissen (gesetzlichen) Zeiten :Joh. 5,4:, sondern durchweg.
Der sich in ihnen befindende heilige Geist wird nicht aus Maß gegeben, d. h. er ist nicht begrenzt, sondern handelt in einer unerschöpflichen immerfort sprudelnden himmlischen Gnadenfülle :Joh. 3,34; Joh. 4,14:. Das Leben in Person (Jesus) garantiert das Leben derer, die seine Wasser trinken.
Die „Gesundung“ durch Gott übersteigt unverhältnismäßig alles, was die irdischen Wasser der Babylon-Welt zu tun vermögen.
Sie ist eine Rettung und Bewahrung mit dem Ziel des bleibenden ewigen Lebens.
Die fälschenden Wasser des irdischen Jerusalem können dies jedoch nicht. Als „Wasser von unten“ sind sie ein leeres Versprechen des bleibenden Todes in Person.
Die kosmischen Wasser der irdischen Pseudobraut sind die todbringende Frucht des Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen, der eine falsche Mitte bildet, wohingegen die geistgefüllten himmlischen Lebenswasser dem Baum des Lebens entspringen.
Ebenso wie der Hinabstieg des falschen Engels zur falschen Mitte lockt, also dazu verführt, dem irdischen Jerusalem zu vertrauen, sich also auf diese Pseudobraut und deren Wasser auszurichten, sind die christuszentrierten Engel solche, die zum größeren Glauben an den Regenten der Regenten führen.
Dieser weitaus größere Glauben an den himmlischen Christus im Vergleich zum „Feigenbaum-Glauben“ an ihn als den Regenten des irdischen Israel ist das Thema in Joh. 1,50+51:.
Die stete Ausrichtung Jesu auf den Gott-Vater hat diese Engel zu Engel Gottes gemacht, d. h. der hinauf- und hinabsteigende Sohn ist ihr Vorbild, sodass sie durch die Nachahmung seines Tuns, als Leibesglieder des Christus :Joh. 3,13:, selbst zum göttlichen Muster für andere werden können.
Sie sind der Anfang der Hinzuführung der Welt zum wesenhaften Leben.
In ihrer Christuszentriertheit erweisen sich die Engel Gottes als Leibesglieder des himmlischen Jerusalem und dessen Wasser :Offb. 22,17:.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.