01.05.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{16} Jesus ist das aus dem Himmel herabsteigende Brot (Joh. 6,22-59)
Beginn der Mikrostruktur {16} Jesus ist das aus dem Himmel herabsteigende Brot (Joh. 6,22-59)
Am folgenden Tage sah das Volk, das jenseits des Meeres stand, daß kein anderes Schiff daselbst war, als nur das eine, in welches seine Jünger gestiegen waren, und daß Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Schiff gestiegen war, sondern daß seine Jünger allein abgefahren waren. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 6,22 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Im vorliegenden strukturellen Kontext zu Joh. 6,22 geht es um die räumliche Trennung der Jünger von ihrem Herrn.
Als sie sich nach Kapernaum aufmachten, waren sie für sich allein in ein Boot gestiegen.
Dies entspricht ihrer Distanzierung von Jesus, als sie weggehend zur das irdische Jerusalem darstellende Stadt Sichar gekommen waren, um dort Nahrung zu kaufen.
Im Kontext beider Seiten dieses Vergleichs geht es um das Thema Nahrung bzw. Tränkung, d. h. um die ideale Sättigung durch Jesus oder um das minderwertige Angebot der Hurenstadt Babylon.
Wer den himmlischen Jesus verlässt, richtet sich zwangsläufig auf das Irdische aus.
Der Umstand, dass die Jünger von Jesus weggingen und zum jenseitigen Ufer des „Meeres“ Genezareth strebten, gleicht einer späteren Situation, nämlich, als viele seiner Nachfolger nicht mehr mit ihm wandeln wollten. Als sie ihn verließen, d. h. keine Jünger mehr waren, gaben sie den „Glauben“ an Jesus auf.
Außerdem entspricht die Bootsfahrt der Jünger in Joh. 6,22 dem Umstand, dass die leiblichen Brüder Jesu ohne ihn nach Jerusalem hinaufstiegen, was den hier in Hinsicht auf Sichar erklärten Zusammenhang bestätigt.
Erst nachdem die ungläubigen Brüder Jesu für sich allein zum Fest des Jerusalem-Kosmos hinaufgegangen waren, stieg auch der Sohn Gottes im Verborgenen dorthin hinauf.
Wer das wesenhafte Licht Gottes verlässt, gelangt zwangsläufig in die Finsternis Babylons.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.