26.06.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{20} Der mehrfache Versuch, Jesus festzunehmen (Joh. 7,10-36)
Viele aber aus dem Volke glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommt, wird er wohl mehr Zeichen tun, als dieser getan hat? (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 7,31 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die Masse der Gläubigen berief sich in ihrem „Glauben“ auf die Anzahl der von Jesus vollbrachten Zeichen.
Die Vielzahl seiner Wunder, das eindrücklichste von ihnen war die später erfolgte Erweckung des Lazarus, musste einfach bedeuten, dass es keinen anderen Christus geben konnte, als ihn, denn diese Fülle an Zeichen konnte kaum übertroffen werden.
Das Tun Jesu, zu dem auch seine außerordentlich bewegende Lehre in den Worten „ewigen“ Lebens gehörte, veranlasste viele Juden, an ihn als den Heiligen Gottes und Christus zu glauben, wodurch sie das „ewige“ Leben empfingen.
Die Menge verstand also mehr, als die „geistliche“ Elite des Landes :Joh. 7,48+49:, denn Nikodemus ermahnte später die Pharisäer, „den Menschen“ gesetzkonform zu richten, d. h. zuvor zur Kenntnis zu nehmen, was er tut.
Hingegen waren den Ungläubigen, z. B. seine leiblichen Brüder, die Zeichen Jesu zu gering. Sie forderten ihn dazu auf, sich dem „Kosmos“ zu offenbaren, indem er noch mehr Wunder tut.
Auch sie beriefen sich gewissermaßen, allerdings in ihrem Unglauben, auf die Anzahl der vom Herrn vollbrachten Zeichen.
Tatsächlich erkannten diese „Schein-Heiligen“ aber kein einziges Werk Jesu an. Die Finsteren nahmen das Licht Gottes nicht an.
Ihr an Jesus gerichteter Appell zielte nicht auf den Glauben der Menschen ab, sondern auf das Scheitern des Herrn.
Diese im Tod bleibenden Menschen richteten Jesus, ohne sein Tun zu berücksichtigen, denn sie ignorierten und verachteten seine guten Werke. Sie leugneten sie.
Wie aus Joh. 7,10-36 hervorgeht, entspricht Joh. 7,14 Joh. 7,28-31.
Dass Jesus in der Mitte des Festes zur Weihestätte hinaufstieg, um zu lehren, steht textlich dem gegenüber, was er in diesem Bereich laut schreiend lehrte.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.