03.07.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{21} Die Ströme lebenden Wassers (Joh. 7,37-44)
Andere sagten: Er ist der Christus. Andere aber sagten: Christus kommt doch nicht aus Galiläa? (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 7,41 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der Herr ist der nach Galiläa kommende Sohn Gottes und König Israels, d. h., er stammte ursprünglich nicht aus diesem Bereich.
Dies gilt sowohl für seine irdische Herkunft als Mensch, denn er wurde nicht in Nazareth, sondern im judäischen Betlehem geboren, als auch hinsichtlich seiner göttlichen Herkunft aus dem Vater (und später aus dem himmlischen Jerusalem), sodass auch das irdische Jerusalem nicht seine Mutter ist.
In Galiläa fand Jesus jedoch seine Gläubigen, sodass diese Gegend den „Kosmos“ darstellt, in den Jesus als das Licht Gottes hinabstieg.
Der himmlische Vater ist der eigentliche Ursprung des Herrn und nicht sein vermeintlich genetischer Vater Josef.
Jesus als den Christus abzulehnen, weil er angeblich nicht aus Judäa, sondern aus Galiläa kommt, gleicht demnach der Verwechslung des irdischen Jerusalem mit der himmlischen Brautstadt.
Das falsche Verständnis offenbart, dass der Himmlische des Gott-Vaters nicht gekannt wird; es zeigt die Unfähigkeit, über den eigenen Tellerrand des Sichtbaren hinauszuschauen.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.