10.07.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{22} Der Unglaube der obersten Priester und Pharisäer (Joh. 7,45-53)
Da spricht zu ihnen Nikodemus, der des Nachts zu ihm gekommen und einer der Ihren war: (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 7,50 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die beiden ersten Jünger des Herrn verließen den sich noch im Gesetz befindenden Täufer Johannes und dessen Autoritätsbereich und gelangten zum Wohnort Jesu, der das himmlische Jerusalem darstellt.
Der Pharisäer Nikodemus entspricht in seinem Hinzukommen zu Jesus diesem Anfang der Nachfolgerschaft in der Gnade Gottes.
Ebenso wie die Jünger Johannes und Andreas, stellt er diejenigen dar, die aufhörten mosaischen Schüler zu sein und zu „Lernende“ Jesu wurden.
Nikodemus ist der prophetische Beginn der Annahme derer, die die Finsternis des irdischen Jerusalem hinter sich lassen. Er ist ein Bild der Gesetzischen, die das Gesetz verlassen und zur Gnade finden.
Das Hören der ersten beiden Jünger Jesu entspricht dem an die Pharisäer ergehenden Aufruf des Nikodemus, zu hören und zur Kenntnis zu nehmen, was Jesus tut.
Bei Johannes dem Täufer kommt dieses Handeln Jesu in der Bezeichnung „Lamm Gottes“ zum Ausdruck. Er tut das, was ein Schlachtlamm tut.
Da das Lamm des Allerhöchsten ideal ist (würde der heilige Gott-Vater ein makelbehaftetes Opfer erbringen?), müssten auch die Kosmischen nach ihrem Gesetz gerecht urteilen und Jesus als das wahre und reine Opferlamm Gottes erkennen, das den ganzen Menschen zu Recht am Sabbat heilt.
Eine solche Annahme Jesu im Glauben gleicht dem Hören der beiden ersten Jünger Jesu.
Aus ihr resultiert die Nachfolge, also Jüngerschaft eines Christen, d. h. der praktizierte Glaube.
Nikodemus hat also für den Kreis der Pharisäer die Funktion inne, die der Täufer Johannes für die ersten Jünger erfüllte.
Er ist der Anbruch der Gesetzischen, die die heilige Vollkommenheit und Gottheit Jesu erkennen und Babylon verlassen.
Ebenso wie die ersten Nachfolger Jesu erkennen sie das einzigartige Tun des Lammes Gottes und vertrauen darauf. Sie stammen zwar aus den Pharisäern, sind aber keine mehr.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.