17.07.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{23} Die beim Ehebruch ergriffene Frau (Joh. 8,1-11)
Ende der Mikrostruktur {23} Die beim Ehebruch ergriffene Frau (Joh. 8,1-11)
Sie sprach: Herr, niemand! Jesus sprach zu ihr: So verurteile ich dich auch nicht. Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 8,11 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die Ehebrecherin spiegelt sich insofern in ihren Gegnern wider, dass sie, nachdem ihr Jesus die Sünden vergab, sie also vom Gericht freigesprochen wurde, von ihm wegging und nicht mehr sündigte, die verfehlenden Pharisäer hingegen nicht zum die Sünde der Welt weghebenden Lamm Gottes kamen, also in ihren Sünden verblieben.
Äußerlich mochten beide einen Abstand zu Jesus einnehmen, jedoch lebte die einstige Hure fortan in Wahrheit und Gnade, die gesetzlichen Pseudofrommen blieben hingegen Sünder, die eine Heiligkeit vortäuschten, die sie nicht besaßen. Sie gaben sich als das treue „Weib“ Gottes aus, waren aber tatsächlich die frevlerische Hure Babylon, auf der das Gericht blieb.
Da der gegen die Frau gerichtete „Sturm“ dieser Ankläger abflaute, wurde die Hure auch von Jesus nicht verdammt :Joh. 12,47:. Sie stellt die tatsächliche Braut Gottes dar.
Wie der Chiasmus in Joh. 8,1-11 zeigt, spiegelt sich Joh. 8,1-5 in Joh. 8,9-11 wider.
Das laut dem mosaischen Gesetz gebotene Gericht an der Sünderin steht ihrer Begnadigung durch Jesus gegenüber.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.