28.08.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{24} Jesus, das Licht der Welt (Joh. 8,12-30)
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis wahr, denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisset nicht, woher ich komme und wohin ich gehe. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 8,14 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
In den Joh. 8,14 betreffenden strukturellen Zusammenhängen geht es um das Sehen bzw. Nichterkennen des „Woher“ und „Wohin“ Jesu im Kontext seiner himmlischen bzw. irdischen Herkunft.
Das den himmlischen Ursprung des Sohnes betreffende Unverständnis zeigt sich auch im Unwissen über die Herkunft der zur Speisung der vielzähligen Menge dienenden Brote bzw. in der Unkenntnis der Jünger, dass Jesus die Menschen speisen würde, er aber dieses „Wohin“ der Ereignisse, also die Zukunft, kannte.
Zu ihm, der das himmlische „Woher“ und „Wohin“ sah, gab es für die Gläubigen keine Alternative, kein irdisches „Wohin“, zu dem sie von Jesus weggehen konnten.
Es konnte von ihnen nicht gesehen werden, denn sie wussten, dass allein das Zeugnis des Herrn wahr ist, da er Reden „ewigen“ Lebens von sich gibt.
Die Gebundenen der „Welt“ sahen hingegen nur die irdische Herkunft des Menschen Jesus.
Für diese Ungläubigen stellte das weggehende Kommen zum Himmlischen keine Alternative dar. Auch darüber, dass Jesus weggehen würde, spekulierten die Kosmischen nach ihrem rein irdischen Verständnis.
Als eine Begründung dafür, dass sein Zeugnis wahr ist, gab der Herr an, dass er, im Unterschied zu denen, die ihn der Unwahrheit bezichtigen, wusste, woher er kam und wohin er wegging.
Ihre Unfähigkeit, ihn als den zu erkennen, der er ist, kam also daher, dass sie den größeren, himmlischen Rahmen seiner Existenz nicht kannten.
Dieses „weggehend Kommen“ Jesu wird z. B. in Joh. 6,1+2 dargestellt, als er mit seinen Jüngern von der vielzähligen Menge wegging und in einem den Himmel darstellenden Berggebiet Platz nahm.
Die Beschränktheit der irdisch verhafteten „Geistlichen“ auf das Kosmische (d. h. auf den irdischen „Schmuck“ der Welt) führte dazu, den inmitten von ihnen stehenden Christus als einen Lügner anzusehen.
Sie kannten nur den irdischen Moses, mit dem Gott gesprochen hatte, begriffen aber nicht, dass der Ursprung und das Ziel Jesu der zu ihm sprechende himmlische Vater ist, der ihn, den Gott-Sohn, in die Welt entsandt hatte. Hier war unfassbar mehr als nur „Moses“.
Als ein Entsandter Gottes wird Jesus im Teich Siloah versinnbildlicht, dessen Name „Entsandter“ bedeutet :Joh. 9,7:.
Ebenso, wie Jesus vom Vater herkam und zu ihm wieder wegging, schickte der Sohn den Blinden zum „Entsandten“ (Siloah), sodass der Mann sehend zu ihm zurückkam :Joh. 9,7:. Diese spiegelbildliche Parallele rührt aus der Einheit von Vater und Sohn her.
Um den himmlischen Ursprung Jesu zu verstehen, hätten die Pharisäer ihn als den Entsandten Gottes erkennen müssen, d. h. diese geistlich Blinden hätten ihre mit dem Irdischen behafteten Augen (auf diesen lag der Lehmboden ihrer Weihestätte) mit seiner geistgefüllten Rede „wegwaschen“ müssen :Joh. 15,3:, um sehend zu werden.
Sie hätten im Sohn den Vater und im Vater wieder den Sohn erkennen müssen.
Als solche, die wissen, woher Jesus kommt und wohin er weggeht, hätten sie die Wahrheit seines Zeugnisses erkannt und wären selbst zu Zeugen der himmlischen Wahrheit geworden, was unsagbar mehr ist, als irdisch beschränkte „Zeugen Jehovas“ zu sein.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.