28.08.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{24} Jesus, das Licht der Welt (Joh. 8,12-30)
Ihr richtet nach dem Fleische; ich richte niemand. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 8,15 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Der scheinbare Widerspruch, dass Jesus in Joh. 8,15+16 nicht richtet und dennoch in Wahrheit richtet, kann am Beispiel der von den Pharisäern zu ihm gebrachten Ehebrecherin erklärt werden.
Jesus richtete die nach ihrem Fleisch, d. h. ungerecht urteilenden Ankläger der Frau, indem er sie ihrer eigenen Sündhaftigkeit und Unwahrhaftigkeit überführte.
Er fällte aber über die Sünderin kein Urteil, denn er war nicht in die Welt (also in das Irdische) gekommen, um die Menschen zu richten, sondern sie zu retten.
Es stimmt also beides: Der inkarnierte Sohn richtete nicht und übte dennoch ein wahres Gericht aus.
Dass der Herr keinen einzigen richtete, spiegelt sich laut Joh. 8,15+16*Joh. 9,4 darin wider, dass in der Nacht kein einziger Mensch aktiv sein kann, sondern jedes Tun nur im „Christus-Tag“ möglich ist.
Das Richten Jesu war ein gerechtes Werk des ihn sendenden Gott-Vaters. Wen der Himmel richtete, der war nicht zur Rettung bestimmt.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.