28.08.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{24} Jesus, das Licht der Welt (Joh. 8,12-30)
Da sagten sie zu ihm: Wer bist du? Und Jesus sprach zu ihnen: Erstens das, was ich euch eben sage! (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 8,25 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Aus Joh. 7,16-18*Joh. 8,25-27 geht hervor, dass der Begriff „Anfang“ in Joh. 8,25 wesenhaft zu verstehen ist, denn Jesus redet in Übereinstimmung mit der Lehre des ihn sendenden Gottes.
Wenn er also die Frage nach seiner Identität damit beantwortete, dass sein Sprechen zu den Juden dem „Anfang“ gleicht, bedeutet dies, dass Jesus das wahre Wort des „Anfang“ in Person seienden Gott-Vaters wiedergibt.
Die Frage nach der Identität Jesu ist mit der Frage der (präexistenziellen) Identität des Täufers Johannes verbunden, sodass es nicht verwundert, dass Joh. 8,25 strukturell mit Joh. 1,19+21+22 verknüpft ist.
Das Sprechen und Richten Jesu geschieht in Übereinstimmung mit dem wahren Wort Gottes, das er bei dem hörte, der ihn in die Welt schickte.
Jesus kann vom wesenhaften Anfang nicht getrennt werden, denn der Herr richtete sich bereits als er in die Leibesbucht („Schoß“) des Vaters gekommen war im Anfang zum Anfang aus :Joh. 1,1+18:.
Auch als Menschensohn, d. h. als der in das Fleisch der Menschen inkarnierte Gott, konnte man die Identität Jesu daran erkennen, dass er das Wort des Anfangs (himmlischer Gott-Vater) sprach, d. h., sich in seinem Tun an dem orientierte, den die Irdischen der „Welt“ nicht zu sehen vermögen.
Die Frage der Juden nach dem „Wo“ des den Sohn bezeugenden Vaters :Joh. 8,19a: spiegelt sich laut dem Chiasmus in Joh. 8,12-30 in ihrer Frage nach der Identität des „Ich bin“ wider :Joh. 8,25a:.
Dies ist deshalb so, weil der Gott-Vater und der Sohn eins sind und sich der Vater im Sohn, also im wesenhaften Licht der Welt befindet.
Wer also weiß, wo der Vater ist, weiß wer der Sohn ist, nämlich derjenige, der mit dem Vater seienden Anfang übereinstimmt: Der von oben kommende Gott und Leib Gottes.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.