11.09.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{25} Ehe Abraham war, bin ich (Joh. 8,31-59)
Weil aber ich die Wahrheit sage, glaubet ihr mir nicht. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 8,45 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Wie Im Kapitel „Das Herz des Johannesevangeliums“ im Abschnitt „Das Zentrum des Johannesevangeliums“ erklärt, ist in Joh. 8,45 der kompromisslose Sinn und die Seele des gesamten biblischen Textes zu finden.
Dieser herausfordernde Kern des Evangeliums prägt dessen Inhalt und appelliert an den Leser, die Wahrheit nicht nur zu erkennen, sondern sich auch auf ihre Seite zu stellen und sie nicht mehr zu verlassen.
Es ist nicht so, dass die finsteren Kosmischen („Irdischen“) Jerusalems Jesus verwarfen, obwohl er die Wahrheit sagte, sondern sie glaubten ihm nicht, weil er die Wahrheit sprach.
Sie stießen sich an den Handlungen dessen, den Gott heiligte. Die Taten des Vaters im Sohn waren ihnen ein Ärgernis. Sie hassten die Wahrheit in Wort und Tat und glaubten deshalb dem Wort Jesu nicht.
Jedoch forderte der Herr die Juden dazu auf, ihn nur dann abzulehnen, wenn er nicht die Werke seines Vaters tat. Jesus stellte klar, dass er die ihn bezeugenden Werke im Namen Gottes vollbrachte, d. h., er verdeutlichte denen, die ihn hassten, dass ihr Unglaube ein böser Akt der Verwerfung des idealen Tuns des Vaters war, eine Zurückweisung des göttlichen Lichts.
Ihre Ablehnung der von Jesus verkündeten Wahrheit war eine bewusste Abwendung von Gott, welcher die wesenhafte Wahrheit in Person ist.
Sie war das Zeugnis einer Zugehörigkeit zum fälschenden Teufel.
Ihre Entscheidung gegen Jesus als das wahre Lebenslicht der Welt bedeutet, dass sie in der versklavenden Finsternis Satans verblieben.
Der Herr erklärte den Juden, was sie taten und wem sie von Anfang an gehörten, damit sie in dem sie treffenden Gericht keine Entschuldigung haben und die Herrlichkeit der Wahrheit gewahrt bleibt.
Jesus kannte die Ungläubigen von Anbeginn an, und zwar nicht allein die Elitären unter ihnen, sondern auch diejenigen, die zu seinen eigenen Nachfolgern und Jüngern zählten, z. B. Judas Iskariot.
Er kannte ihren Hass der Wahrheit gegenüber. Er wusste, dass die „frommen“ Nachfolger nicht zu seinen Schafen gehörten, denn sie nahmen die Wahrheit seines Zeugnisses und der Verkündigung seines Evangeliums nicht wahr.
Wer an den Sohn Gottes glaubt, weil dieser die Wahrheit sagt, bleibt bei ihm und wird durch sie aus der „Jerusalem-Welt“ zum Leben befreit.
Auf dem Wahrheitswort Jesu baut wahrhafte Nachfolge auf. Ohne es ist jede „Jüngerschaft“ toter Unglaube, mag sie noch so „christlich“ erscheinen und sozial sein.
Wahre Theologie ist keine trockene Theorie, sondern das lebende Fundament des Lebens. Gott ist Wahrheit.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.