11.09.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{25} Ehe Abraham war, bin ich (Joh. 8,31-59)
Bist du größer als unser Vater Abraham, welcher gestorben ist? Und die Propheten sind auch gestorben. Was machst du aus dir selbst? (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 8,53 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Wie aus Joh. 8,53*Joh. 10,29 hervorgeht, kommen die unterschiedlichen Vatervorstellungen der ungläubigen Juden und des Herrn darin zum Ausdruck, dass sie ihren genetisch-leiblichen Vorvater Abraham anführten und auch auf die Propheten Israels verwiesen und argumentierten, Jesus könne als ein Nachfahre Abrahams nicht größer sein, als dieser Stammvater der Hebräer, wohingegen Jesus bezeugte, dass sein himmlischer Vater größer ist als alle.
Der Gott-Vater ist größer als sein einziggeborener Sohn und die gesamte Schöpfung.
Als Schöpfer ist aber kein Geschöpf größer als der Herr Jesus, sodass die Antwort auf die rhetorische Frage der Juden lauten muss: „Ja, ich bin größer als Abraham!“ Da sie ihm aber unterstellten, sich selbst verherrlichen zu wollen, ging Jesus nicht sofort auf ihr Argument ein.
Da die Schafe des Gott-Vaters dem Sohn gegeben wurden, vermag sie niemand aus dessen Hand zu stehlen, denn dies würde bedeuten, dass sie aus der Hand Gottes geraubt werden würden, sodass ihnen Jesus das „ewige“ Leben unanfechtbar geben kann und kein einziges von ihnen bis in „Ewigkeit“ verlorengeht.
Weil der Vater Jesu Gott ist, schauen solche, die das Wort des Herrn bewahren den Tod mit Sicherheit nicht.
Im Gegensatz hierzu, war der vergleichsweise geringere Vater Abraham ein Mensch und auch die Propheten waren lediglich sterbliche Menschen.
Abraham und das Wort des Alten Bundes können die Schafe Israels, also die Kinder nach dem Fleisch (solche, die irdisch-genetisch von ihm abstammen), vor dem Tod nicht bewahren. Die mosaischen Jünger sind nicht gerettet. Weil sie die Reden „ewigen“ Lebens Jesu ablehnen, werden sie in den Tod gehen.
Sein Zeugnis des Wortes des himmlischen Vaters ist größer als das Wort des größten unter denen, die von Frauen geboren wurden, d. h. größer als die Lehre des als Johannes inkarnierten Elia :Lk. 7,28; Joh. 5,36:.
Deshalb ist Jesus größer als der Vater Abraham oder sonst irgendeines Wortzeugen des Alten Bundes, egal, ob sie als Propheten aus Galiläa „erwachten“ oder nicht, aus diesem Bereich stammten oder nicht, denn der Herr kommt aus dem Himmel. Er stammt aus Gott.
Laut dem Chiasmus in Joh. 8,31-59 spiegelt sich die Bezeichnung Abrahams als der Vater der Juden in Joh. 8,39a*Joh. 8,52+53 wider.
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.