25.09.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{26} Die Heilung eines Blindgeborenen (Joh. 9,1-41)
Da sprachen etliche von den Pharisäern: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält! Andere sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es entstand eine Spaltung unter ihnen. (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 9,16 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Das den Herrn betreffende Urteil der Pharisäer war ebenso ungerecht, wie Judas‘ Einwand, das zur Salbung Jesu verbrauchte wertvolle Nardenwürzöl hätte besser verkauft und sein finanzieller Gegenwert den Armen gegeben werden können.
Jedoch ist der von den Pharisäern höher als der Sohn Gottes geachtete Sabbat, den „dieser Mensch“, wie sie Jesus nannten, nicht achtete, als er den Blinden heilte weniger wichtig als Jesus und nicht umgekehrt :Mt. 12,2+5+8:.
Dementsprechend dient das wertvolle Würzöl der himmlischen Herrlichkeit Jesu. Die Hilfe für bedürftige Menschen steht lediglich an zweiter Stelle.
Die Pharisäer sprachen den Namen Jesu bezeichnenderweise nicht aus. (Auch Kajaphas nannte ihn lediglich „den Menschen“ und gab den Ratschlag, dieser möge für das Volk sterben.) Der in ihren Augen nicht von Gott kommende Übertreter der Sabbatruhe sollte um der Rettung des Volkes willen geopfert werden.
Die Jerusalemer „Geistlichkeit“ wäre durch die Verwerfung dieses vermeintlich Wertlosen ein „Erlöser“, was die Qualität ihres Anstatt-Geistes verrät.
Ironischerweise gehörte der von Jesus an einem Sabbat geheilte Blinde einst zu den Bettlern, die der falsche „Christ“ Judas angeblich finanziell unterstützen wollte.
Judas „frommer“ Einwand wegen des vermeintlich an Jesus vergeudeten wertvollen Salböls offenbart, dass sein Denken dem Geist der Gesetzlichen entspricht, die die Bedürftigkeit der Armen erhalten wollen.
Dieser Geist ist nämlich nicht sozial, wie es äußerlich zu sein scheint, sondern asozial, denn er verwirft den einzigen Erlöser und Bewahrer („Soter“) derer, die sich von ihm retten lassen. Er ist nicht christlich, sondern antichristlich „sozialistisch“ (gottlos „soteriologisch“)
Die in Jesus vollbrachte echte Heilung durch Gott wird in einer diabolischen Weise durch ein unzulängliches und meist verlogenes Gutmenschentum ersetzt; der Heilige wird als Sünder geschmäht.
Die eitlen selbstgerechten Fälscher glauben hingegen aus Gott zu stammen und „von“ ihm zu sein.
Wenn man aber die Worte und Zeichen Jesu als einen Beweis dafür anerkennt, dass er von Gott gekommen ist, schätzt man ihn wert.
Man erkennt an, dass er über jedes irdische Tun steht. Jesus ist größer, als die buchstäbliche Auslegung des Gesetzes. Als Gott steht er über dem Sabbatgebot.
Im unterschiedlichen Verständnis der Person Jesu liegt also der Zwiespalt unter den Menschen. Ist er ein Mensch, der nicht von Gott kommt oder ist Jesus der sündlose Heilige Gottes?
Wer sich für Letzteres entscheidet, achtet ihn zwangsläufig höher, als das Sozialchristentum oder den Gehorsam dem tötenden Buchstaben des Gesetzes gegenüber.
Weil sie den wahren Stand des Herrn missachten und sich an die Stelle Jesu setzen, sind beide Prinzipien zwei Extreme des jüdischen Anstatt-Christentums und all seiner dazwischen liegenden Schattierungen.
Joh. 9,16 (Joh.*Offb.) Offb. 13,13
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.