25.09.2023 | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
{26} Die Heilung eines Blindgeborenen (Joh. 9,1-41)
Er antwortete und sprach: Wer ist es, Herr, auf daß ich an ihn glaube? (SLT 1951)
Die Erklärung beruht auf Versen des Johannesevangeliums, die mit Joh. 9,36 textlich-strukturell und inhaltlich zusammenhängen.
Die Gegenfrage des Sehenden nach der Identität dessen, an den er glauben soll, steht nach der vorliegenden Textstruktur der Frage des Johannes inhaltlich gegenüber, wer der Ungläubige ist, der Jesus ausliefern wird.
(Genau genommen, geht es in beiden Fällen um das Potential des Glaubens bzw. Unglaubens.)
Der Herr offenbarte die jeweilige Identität.
Er wies darauf hin, dass der einst Blinde an den glauben sollte, den er nun sah.
Jesus machte sich also zum Glaubenszentrum derer, die ihn als den erkannten, der er ist.
Zum anderen identifizierte der Herr den Verräter, indem er darauf hinwies, dass dieser Mensch den eingetauchten Bissen Jesu in Empfang nehmen würde.
Judas Iskariot war also der Ungläubige. Er war das Gegenbild derer, die das göttliche Gotteslicht annahmen und an es, als den inkarnierten Menschensohn glaubten.
Der Judas gegebene Bissen des Herrn gleicht dem Sprechen Jesu zum aus dem Tempel hinausgeworfenen Gläubigen.
Im vorliegenden Abschnitt geht es also um den Sehenden, der aus der Weihestätte des irdischen Jerusalem hinausgetrieben wurde bzw. um solche, die vom wesenhaften Tempel Gottes weggehen, der eigentlich von ihnen gesehen werden sollte.
Es geht um Gläubige des wahren Tempels und Ungläubige des falschen Tempels.
Es geht um Christen und Anti-Christen, denn die Entscheidung für den einen Tempel, ist zwangsläufig eine Ablehnung des anderen.
Wer wahrhaft Gläubige aus dem irdischen Tempel hinauswirft, darf zum inkarnierten himmlischen Tempel nicht kommen.
Wahrer Glaube an Jesus wird daran geprüft, wie man zu seinem göttlichen Wort steht.
Welchen „Bissen“ wollen wir aus der Hand des Herrn empfangen? Kennen wir den, an den wir glauben sollen? Fragen wir Gott danach?
Im Kapitel "Das Herz des Johannesevangeliums" wird auf den Vorwurf des Antisemitismus und Antijudaismus eingegangen.