XX.XX.XXXX | In „Das Johannesevangelium – Eine textlich-strukturelle Auslegung“ | von Freddy Baum
Maria Magdalena, das Gegenbild der ungläubigen Juden, kam nicht an einem Sonntag zum Grab des bereits auferstandenen Jesus (der im Gruftstein symbolisierte, auf dem wahren Tempel Gottes lastende und diesen entheiligende Tod war entfernt worden), sondern noch während der unerlösten und unergiebigen Finsterniszeit eines gewöhnlichen Sabbatmorgens (Samstag), die die Dunkelheit Jerusalems repräsentiert.
In Letzterer suchte Maria einen falschen, weil toten Jesus, was die Gefahr einer falschen Nachfolge (einem falschen „Hinausgehen“) in sich birgt.
Ebenso wie es Lazarus getan hatte, verließ Jesus die Gruft, sodass sein jetzt vom versklavenden Wesen Babylons getrennter Leib geheiligt war. Der Leibestempel Gottes war wiedererstanden. Er hatte die ihn gefangenhaltenden Tuchstreifen abgelegt. Auch das an einen besonderen Ort erhöhte Schweißtuch (Todesplage) war vom Kopf Jesu entfernt worden.
Dass sich Jesus den Frauen nicht zeigte, sie also das befreiende Lebenslicht (die Herrlichkeit Gottes) noch nicht erblickten, ermöglichte ihnen zu vertrauen, ohne zu sehen, um das, was sie bereits glaubten später auch sichtbar zu „be-greifen“.
Es ist ein himmlischer Glaube, der den irdischen Wunderglauben der Juden um Dimensionen übersteigt und im gesprochenen Wort Jesu alle Fragen und Zweifel beseitigt.
Wir müssen nicht sehen, um zu glauben. Wir sehen, weil wir glauben. Zeiten des Unwissens sind unerheblich.
Den Prozess des Glaubens („Sehens“) aus dem Nichtsehen des Todes durchlief der Apostel Johannes zuerst, sodass er Petrus‘ Augen für die Identität des zum Leben Auferstandenen öffnen konnte.
U. a. darin entspricht Johannes Maria Magdalena. Er wusste: Weil Jesus sterben musste, musste er auch auferstehen.
Was das zeitlich relative Hinzukommen zu Jesus betrifft, sind Johannes und Petrus miteinander eng verknüpft.
Die vorliegenden Makrostrukturen zeigen, dass sich die Jesus liebenden Maria Magdalena, die Mutter Maria, Lazarus‘ Schwester Maria und Petrus in ihrer Unerlöstheit und ihrem in einer irdischen Ausrichtung begründeten Unwissen gleichen.
Dass sich Magdalena nach drei Tagen weinend in die Gruft Jesu bückte und den Toten sehen und wiederhaben wollte, der Umstand, dass die Mutter Jesu am dritten Tag der Hochzeit zu Kana darüber unglücklich war, dass der einfache Wein ausgegangen war, Lazarus‘ Schwester Marias Traurigkeit, als sie sich bückte, um die Füße Jesu mit Öl einzusalben und auf diese Weise seine Grablegung vorzubereiten und Petrus‘ Betrübnis, als ihn Jesus das dritte Mal fragte, ob er ihn liebe entsprechen einander.
(Die in Gethsemane dreifach vom Auferstandenen angesprochene Maria Magdalena ist auch mit dem Jesus noch im irdischen Tod „glaubenden“ Thomas und allen Jüngern des Herrn inhaltlich verbunden.)
Die beiden Engel am Kopf- und Fußende (die Kopf- und Fußsalbung Jesu ist hiermit verknüpft), wo der inzwischen auferstandene lebende Gott und Schöpfer mittig im Grab gelegen war, spiegeln sich u. a. in den beiden Männern gegen, die man links und rechts neben Jesus gekreuzigt hatte.
Jesus-Jahwe-Elohim wurde zur unerlösten Zeit des AT durch den blutbesprengten Deckel der Bundeslade (Thron Gottes) prophetisch vorgeschattet, an dessen Kopf- und Fußende sich zwei bückende Kerubim (hochstehende Engel-Elohim) befanden, die auf diesen Deckel hinabblickten.
Allerdings fehlte nun der Tote in der Finsternis des Grabes und die beiden Engel verstanden nicht, warum Maria den aus dem Tod erlösenden Lebenden ausgerechnet hier suchte.
Die Selbsterkenntnis der Gottesliebe, die Liebe zum ewigen Leben in Person, zu Jesus, zum Meister, Herrn (Jahwe) und verherrlichten Gott (Elohim) ist in der Dunkelheit des Alttestamentlichen Scheol („Fragereich“) nicht möglich.
Hier wird die erlösende Freudenbotschaft nicht gehört, weil die von Maria und Johannes verkündete himmlische (Gnaden-) Wahrheit fehlt.
Der lebende Jesus erscheint nur solchen, die ihn lieben.
Der Umstand, dass Jesus die verschlossene Tür seiner sich weinend vor den Juden verkriechenden Jünger überwand, stellt eine Befreiung aus dem finsteren „Grab“, dem Anti-Ort Babylons, dar.
Dieser Sieg Jesu entspricht der Beseitigung seines Gruftsteins des Todes, sodass die himmlische Brautstadt ihrem wesenhaften Lebenslicht begegnen kann. Er erlöst uns von Menschenfurcht, wodurch unser Blick allein auf die Autorität Gottes fällt.
Indem der auferstandene Gott die uns von ihm trennende Tür überwindet, werden wir für Jesus befreit. Wir begegnen der zum Himmel führenden wesenhaften Lebenstür. Wir nehmen unser Lebenszentrum wahr.
Der Umstand, dass sich die Braut Gottes (die Gemeinde Jesu) darüber freut, ihren lebenden Bräutigam zu sehen, der für sie die Forderungen des Gesetzes vollständig erfüllte und sie deshalb vom Tod erlöste, spiegelt sich in dessen Freude gegen, diejenigen zu erblicken, für die er sich misshandeln und töten ließ (er hauchte am „Kreuz“ seinen Geist aus), damit sie die Gnade seines himmlischen Auferstehungslebens empfangen.
Wer das hinaufgestiegene Leben in Person sieht und dessen Göttlichkeit erkennt, vertraut darauf, dass ihm vergeben wurde.
Er hört auf, zu weinen, besitzt den himmlischen Frieden, wird vom Leben mit heiligem Geist angehaucht und lässt sich vom wesenhaften Wort in die „Welt“ entsenden.
Als jemand, der von den Folgen der Sünde erlöst wurde, besitzt er die Autorität Jesu, Menschen von der Dunkelheit zu befreien, ihnen das Geschenk der Vergebung zuzusprechen und sie bleibend ins Leben zu bringen.
Die morddürstende, spöttische, anklagende und richtende Synagoge des Bösen freute sich über den Tiefenweg Jesu aus einem anderen Grund.
Die den Tod „schenkenden“ Gesetzischen werden den Tiefenweg und Hinaufstieg Gottes jedoch noch begreifen lernen.
Wenn die finstere und in Finsternis haltende Anti-Gemeinde das himmlische Zeichen sieht, das größer, als das Feigenbaumwunder Jesu ist, wird sie Gott fürchten, sich weinend vor ihm verkriechen und keine Vergebung, sondern Gericht empfangen.
Beim unentschlossenen Thomas wird die Frage des Glaubens an die Gottheit des auferstandenen Menschen gestellt.
Thomas entspricht Petrus, der auch „außen vor“ war (allerdings im Hof des Hohepriesters) und dessen Glaube an Jesus ebenfalls geprüft wurde.
Petrus Leugnung, ein Jünger zu sein, kann damit gleichgesetzt werden, dass Thomas am gesprochenen Wort der anderen Nachfolger zweifelte, Jesus sei auferstanden, was in beiden Fällen einen Verrat am Herrn darstellt, der in einer rein irdischen („toten“, weil durch den Geist Gottes nicht belebten) Ausrichtung begründet liegt.
Nach dieser, ist Jesus nur ein Mensch, der tot in einer unbekannten Gruft liegt. (Letzteres vermutete Maria Magdalena.)
Nicht, weil ein äußeres Offenbarungswunder geschieht, sind wir gläubig, sondern, weil wir die Freudenbotschaft des Wortes hören und darauf vertrauen, dass Jesus Herr (Adonai = Jahwe) und Gott (Elohim) ist und deshalb auch den himmlischen Aufenthalt des Sohnes Gottes kennen.
In diesem Glauben liegt die Erkenntnis des gemeinsamen Ursprungs mit Christus in Gott verborgen.
Wenn wir, wie Thomas, unsere Hände gläubig (dabei aber auch sinnlich wahrnehmend) in die Wunden des Lammes und Tempels Gottes legen, sind wir ein Teil dieses heiligen „Wort-Ortes“ und untrennbar mit der uns festhaltenden durchbohrten Hand Gottes verbunden. Wir können nicht verloren gehen.
Der im wahren Wort gründende bessere, höhere Glaube ist aber vorhanden, bevor wir dort hineingehen.
Johannes schrieb sein Evangelium, damit wir diesen Glauben an das Wort Jesu empfangen, also geistige Erkenntnis Gottes erlangen.
Der Umstand, dass das auferstandene Licht Gottes mitten im Kreis seiner Jünger erschien, ist das Gegenbild der falschen Gemeinschaft, die Petrus wählte, als er sich im Hof des Hohepriesters am nächtlichen Feuer Babylons wärmte und des Moments, als er in die geöffnete finstere Gruft Jesu hineinkam.
Die endzeitprophetische Relevanz der Thomas-Geschichte wird im Abschnitt „Das Joh. 20,29 betreffende endzeitlich-chiastische Geschehen“ in der Auslegung von Joh. 20,29 thematisiert.
Nach Joh. 20,19 und Joh. 20,26 zeigte sich Jesus in Joh. 21,1 ein drittes Mal seinen Jüngern.
Diese drei spiegelgleich und parallel aufgebauten Offenbarungen des Auferstandenen sind prophetische Darstellungen der endzeitlichen dreimaligen Ankunft Jesu:
a) in der finsteren „Stunde der Versuchung“ (die ersten 3 ½ Jahre der insgesamt 3 X 3 ½ letzten Jahre der Welt)
Hier herrscht eine große Furcht vor antichristlicher Verfolgung.
b) vmtl. in der Mitte der Nachtwache „Hahnenstimme“ (die zweiten 3 ½ Jahre der insgesamt 3 X 3 ½ letzten Jahre der Welt)
Hier werden die unentschiedenen Thomas-Christen das himmlische Nathanael-Zeichen sehen und zum Glauben an die göttliche Autorität Jesu kommen.
c) gegen Ende der Nachtwache „Morgen“ (die dritten 3 ½ Jahre der insgesamt 3 X 3 ½ letzten Jahre der Welt)
In diesen 3 ½ Jahren werden die 144000 namentlich bekannten Nachfolger des Lammes (die in den keine Fische fangenden 7 Jüngern dargestellte fliehende Frau aus Offb. 12) von Jesus in einem Sonderbereich verköstigt (der Ölberg, als eine Gartenweide seiner Schafe).
In dieser Frist erfolgt die Auferstehung der Toten (Fischfang durch die menschenfischenden 144000 „Jünger-Engel“), damit die Seelen vor dem Gerichtsthron Gottes für das Leben oder das Feuergericht bestimmt werden können.
Dass 6 Jünger Petrus nachfolgten, bevor ihnen Jesus ein drittes Mal erschien, stellt eine anstatt-christliche, unverständige und fruchtlose „Jüngerschaft“ in der morgendlich-nächtlichen Finsternis der „Gruft“ Babylons dar, durch die keine Befreiung zum Gottesleben möglich ist.
Diese Anti-Nachfolge ist ein Scheitern im Glauben an Jesus. Sie ist das Gegenbild seines vorbildlichen treuen Hinausgehens aus Jerusalem nach Golgatha.
In der „Jüngerschaft“ des vergeblichen Fischens wird der auferstandene („stehende“) Christus weder gesehen noch als der erkannt, der er ist.
Stattdessen ermöglicht sie den Blick auf den Anti-Stehenden Babylons, d. h. auf den im wölfischen Judas gezeichneten Anti-Hirten der Anti-Schafe (Anti-„Gott“ Antichristus).
Jedoch offenbart die die Tür Gottes sehende und öffnende „Gnade Jahwes“ (= „Johannes“) den Gläubigen aus beiden „Höfen“ des auferstandenen Hirten die göttliche Identität ihres Herrn.
Wer auf ihre Stimme hört, nimmt aus dem auf Golgatha fließenden Wasser und Blut Jesu, verleugnet sich selbst und gibt sich Gott ganz hin.
Er wird aus der Gefangenschaft des Todes (Fragereich des Zweifels) ebenso zum Leben und zur Liebesantwort in Person befreit, wie man die 153 Fische (Seelen) vollständig aus dem See Genezareth barg und zum Auferstandenen brachte.
Er wird von Gott mit Leben gesättigt.
Die drei spiegelgleich aufgebauten Fragen Jesu nach Petrus‘ Liebe zu ihm sind mit anderen Dreiermuster im Johannesevangelium verknüpft.
Sie haben mit Selbst- (Identitäts-) und Berufungserkenntnis und der damit zusammenhängenden Offenbarung (Enthüllung) des Christus zu tun, dessen Liebe und Treue die Menschen unverdientermaßen sehend (gläubig) macht und zur verantwortungsvollen, d. h. worttreuen Nachfolge und zur gemeinschaftlichen Wesenseinheit (als himmlische Braut Gottes) motiviert.
Es geht um den erlösenden und erfreuenden freiwilligen Liebesweg vom „Ich“ zum völligen „Du“ Gottes in Jesus Christus und dessen Leidens- und Opferbereitschaft bis zum Tod.
a) Die Pharisäer befragten Johannes den Täufer dreifach nach dessen Autorität und Identität als der vermeintliche Christus (Unterscheidung vom wahren Messias Gottes und dessen himmlischer Beglaubigung)
b) Dem Blindgeboren stellte die Jerusalemer Geistlichkeit drei Fragen nach dem sehend machenden Werk des Sohns (Jesus betreffende Identitätsfragen nach dem göttlichen Licht Israels und dessen „Wort-Wasser“)
c) Maria Magdalena wurde insgesamt dreimal von den Engeln und dem auferstandenen Christus befragt (Identitätsfragen nach dem Gottesleben Jesu)
d) Die in drei Sprachen verfasste Anklageschrift am Kreuz Jesu (Jesus betreffende Identitätsfragen zur anderen Herkunft und Art seiner himmlischen Regentschaft)
Der vorliegende Vergleich der Jünger Petrus und Johannes spiegelt sich in der zeitlichen Reihenfolge (er kam zuerst), minderen Bedeutung und geringeren Funktion des Täufers Johannes im Vergleich zu Jesus wider.
Der vom Herrn väterlich geliebte Apostel Johannes und Petrus wechseln sich in der räumlichen, zeitlichen und die Erkenntnis des Willens und der Person Jesu betreffenden Reihenfolge in der Nachfolge ab.
Dies gilt auch in Hinsicht auf ihre Ankunft in der Gruft Jesu, was tiefer gesehen den relativen Zeitpunkt des eigenen Todes der beiden Glaubensnachfolger andeutet.
Den in Herrlichkeit wiederkommenden lebenden Sohn Gottes erreicht Johannes erst nach Petrus, denn ihm ist bestimmt, bis zur Rückkehr Jesu zu bleiben, was einen auch heute noch weitgehend unbekannten endzeitlich-eschatologischen Zusammenhang impliziert.
Dieses Unwissen führte damals dazu, dass über Johannes und seine höhere Aufgabe und Sonderstellung falsch spekuliert wurde.
Die die Wahrheit im Wort Gottes bezeugende „Gnade Jahwes“ (Johannes) bleibt, bis die göttliche und beständige „Rettung Jahwes“ (Jesus) kommt.
Sie hört niemals auf, zum Glauben an Jesus zu führen, der in seinem Wort wahrgenommen werden kann, denn die Liebe Gottes treibt sie an und macht sie vertrauenswürdig.
Der Jerusalem-„Kosmos“ ist hingegen mit der fälschenden Finsternis Satans angefüllt und hat deshalb keinen Raum für die unzähligen gerechten Taten des himmlischen Lichtes Gottes.
Deshalb hasst er das Zeugnis der „Gnade Jahwes“ (Johannes).
Zusammenfassungen der 49 Mikrostrukturen:
Mikrostrukturen {1}-{7} (Joh. 1,1-Joh. 2,25)
Mikrostrukturen {8}-{14} (Joh. 3,1-Joh. 6,15)
Mikrostrukturen {15}-{21} (Joh. 6,16-Joh. 7,44)
Mikrostrukturen {22}-{28} (Joh. 7,45-Joh. 10,42)
Mikrostrukturen {29}-{35} (Joh. 11,1-Joh. 18,11)
Mikrostrukturen {36}-{42} (Joh. 18,12-Joh. 19,42)
Mikrostrukturen
{43}-{49} (Joh. 20,1-Joh. 21,25)