19.11.2019 | „Glaube, Jüngerschaft, Werke“ | Das Evangelium - Gnade, Rettung, Nachfolge | In „Verschiedene Themen“ | von Freddy Baum
Abschnitt 1
>>> Zwei gegensätzliche Definitionen für Glauben
>>> Rettender Glaube oder unechter Glaube?
Abschnitt 2
>>> Ist der Glaube eine Gabe Gottes?
>>> Heilsunsicherheit oder Gewissheit der Rettung
Abschnitt 3
>>> Kann man die Kindschaft Gottes verlieren?
Abschnitt 4
>>> Was bringt die Früchte hervor?
>>> Die Lehre von der Belohnung
Abschnitt 5
>>> Der Wandel im wahrhaften Glauben
Was heißt das eigentlich, wenn Christen über jemand anderen sagen: "Der ist kein gläubiger Mensch gewesen"?
War er kein Christ?
Legte er keinen Eifer an den Tag und tat zu wenig Gutes?
Oder bedeutet "nicht gläubig sein" schlicht und einfach, daran zu zweifeln, dass der Mensch gewordene Gott stellvertretend für die individuellen Sünden starb?
Was bedeutet "gläubig" und woher kommt eigentlich der ideale Glaube?
Wer bringt die Früchte hervor und werden wir für unsere guten Werke belohnt?
Und wenn man nicht im wahrhaften Glauben wandelt, kann man dann die Kindschaft Gottes verlieren?
Diese und viele andere Fragen werden im Folgenden im Lichte des Gegensatzes von Free Grace und Lordship Salvation behandelt.
Gemäß "Lordship Salvation und Free Grace in acht Punkten" von Arch Rutherford deuten Verfechter der "Jüngerschaftserrettung" den Begriff "Glaube" dahingehend um, dass er die umfassende Bereitschaft von Geist, Herz und Willen darstellt, Jesus Christus als Jünger nachzufolgen, d. h. ihm alles zu übergeben, was wir haben und sind.
Für sie sind Glaube und Jüngerschaft zwei Seiten derselben Medaille. Glaube beinhalte, Jesu Jünger zu werden, d. h. ihm nachzufolgen.
Werner Gitt schreibt in "Fragen – die immer wieder gestellt werden" folgendes zu diesem Thema (Seite 69, 70):
"Dieser rettende Glaube besteht nicht in einem Fürwahrhalten biblischer Fakten, sondern in der personalen Bindung an den Sohn Gottes: "Wer den Sohn hat, der hat das Leben" (1.Joh. 5,12). Wer sich zum Herrn Jesus bekehrt, erfährt dadurch die größte Veränderung des Lebens.
[…] Der Dienst im Namen Jesu unter Einsatz der anvertrauten Gaben ist eine unbedingte Folge des rettenden Glaubens. Dieses Handeln wird im NT als Frucht oder Werk des Glaubens bezeichnet. Wer nicht wirkt, geht dadurch verloren."
Darin, dass Werner Gitt Glaube nicht als ein "Führwahrhalten biblischer Fakten" ansieht, stellt er sich gegen das wahre und klare Wort Gottes!
Und wenn der Autor erklärt, ohne Werke sei man nicht gerettet, widerspricht er 1.Kor. 3,15 und Röm. 3,28 und erweist sich als ein Vertreter der Lordship Salvation, deren bekanntester Verfechter John MacArthur ist.
MacArthur schreibt in "Lampen ohne Öl" ("The Gospel According to Jesus", Seite 32, 274 und 157f.) folgendes:
"Rettender Glaube ist mehr als nur das Verstehen von Tatsachen oder das gefühlsmäßige Hinnehmen
[…] Ein Sünder, der zu Jesus kommt, muss Glauben haben, aber rettender Glaube beinhaltet die bewusste Unterwerfung unter Christus als Herrn seines Lebens.
[…] "Ewiges Leben ist in der Tat eine freie Gnadengabe […]. Das heißt aber nicht, sie sei kostenfrei in Bezug auf die Einwirkung der Errettung auf das Leben des Sünders.
[…] Natürlich erkennt ein junger Gläubiger im Augenblick seiner Bekehrung noch nicht die Tragweite des Herrseins Jesu. Aber ein wahrer Gläubiger möchte sich Ihm unterstellen. Gerade das unterscheidet ein echtes von einem scheinbaren Bekenntnis. Wahrer Glaube ist demütiger, ergebener Gehorsam" (S. 157f.)"
Auf Seite 107 klagt MacArthur: "Die heutige Christenheit akzeptiert allzu leicht eine seichte Buße, die keine Früchte trägt".
Ernest D. Pickering, ein Vertreter der freien Gnade, schreibt hierzu in "Lordship Salvation":
Dieses Thema durchzieht das ganze Buch MacArthurs. Das empfohlene Heilmittel besteht letztlich darin, von der suchenden Seele mehr zu verlangen, als die Bibel verlangt. Anstatt "nur" an das vollbrachte Werk Christi zu glauben, muss der Sünder auch bereit sein, Christus die Herrschaft über jeden Bereich seines Lebens zu übergeben.
Damit wird dem Evangelium jedoch etwas hinzugefügt, das in der Schrift nicht zu finden ist."
Arch Rutherford definiert den Glauben ebenfalls biblisch, denn für ihn ist er "[…] die einfache und unkomplizierte Antwort auf die Wahrheit, die Gott über seinen Sohn Jesus Christus und über das Geschenk der Erlösung offenbart hat".
Wenn Jesus sagt: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben" :Joh. 6,47:, bedeutet "glauben", überzeugt und versichert zu sein, dass das, was er sagt, wahr ist.
In dem Moment, in dem wir an ihn als unseren persönlichen Retter und Herrn glauben, empfangen wir ewiges Leben. ("Herr" bedeutet, dass er der Sohn Gottes ist und damit auch unser "Retter" sein kann.)
Andy Stanley erklärt in "Wie gut ist gut genug?" über den Glauben, dass "[er] bedeutet, unser Vertrauen darauf zu setzen, dass Jesus wirklich der ist, als der er sich bezeichnet hat, und dass sein Tod wirklich das vollbracht hat, was er versprochen hat."
Die Scofield-Bibel definierte Glauben als ein "persönliches Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus ohne verdienstvolle Werke".
Die Ryrie-Studienbibel erklärt: Sowohl Paulus als auch Jakobus definieren Glaube[n] als lebendiges, fruchtbringendes Vertrauen auf Christus".
Arch Rutherford schreibt: "Es besteht ein Unterschied zwischen dem "Ruf zum Glauben" an Jesus Christus als unseren persönlichen Retter und dem "Ruf zur Jüngerschaft/Nachfolge". (Vgl. in Joh. 4 das, wozu Jesus die Frau auffordert [V. 10], mit dem, wozu er die Jünger auffordert [V. 31–38].)"
Biblisch sollte also das Evangelium der Errettung allein aus Gnade allein durch Glauben ohne weitere Zusätze und Bedingungen verkündet werden, wie Michael Schneider auf seinem Blog schreibt.
Er ist die einfache Botschaft, die schon Paulus und Silas dem Kerkermeister von Philippi verkündigten: "Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden"
(Apg. 16,31)".
Scott Crawford weist in seinem Artikel "Glaube, Werke und Heilsgewissheit" auf Joh. 20,30+31 hin: (EÜ)
Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind.
Joh. 20,31
Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
Glaube, so Crawford, sei demnach sich auf jemanden oder etwas zu verlassen und ihm zu vertrauen.
Ein Wörterbuch definiere Glauben als "zuversichtliches Vertrauen auf die Wahrheit, den Wert oder die Zuverlässigkeit einer Person, Idee oder Sache".
Crawford fährt folgendermaßen fort: "Glaube beinhaltet mehr als nur das Zur-Kenntnis-Nehmen von Tatsachen. Glaube findet statt, wenn man sich der Tatsachen bewusst wird und zu der Überzeugung gelangt, dass sie wahr sind.
Tatsächlich rettender Glaube findet statt, wenn man die Tatsachen des Evangeliums versteht und dann den Verheißungen vertraut, die darin zum eigenen Heil enthalten sind.
Glaube ist eine einfache Sache – für Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Die Herrlichkeit des Evangeliums ist seine Einfachheit."
Gemäß seiner oben zitierten Aussage scheint Werner Gitt diese "einfache Sache" nicht begriffen zu haben, denn er sagt exakt das Gegenteil davon.
Zane Hodges definiert Glauben folgendermaßen: "In der Sprache der Bibel ist Glaube die Annahme des Zeugnisses Gottes. Es ist die innere Überzeugung, dass das, was Gott uns im Evangelium sagt, wahr ist. Dies – und nur dies – ist rettender Glaube."
Scott Crawford ergänzt diese Aussage Hodges wie folgt:
"Der Schlüssel zum rettenden Glauben ist sein Gegenstand, der Herr Jesus Christus.
Charles C. Ryrie schreibt: "Gegenstand des Glaubens oder Vertrauens ist der Herr Jesus Christus, wie wenig oder wie viel man auch von ihm wissen mag.
Der Grund, warum wir ihm vertrauen, ist seine Macht, unsere Sünden zu vergeben und uns in den Himmel zu bringen. Und weil er Gott der Heer ist [Anm.: Jahwe Elohim], gibt es ein Element der Beugung vor ihm und seiner Anerkennung als ein Höchster, wenn ihm einer zur Errettung vertraut.
[…] Ganz klar, einer der glaubt, liefert an Gott aus. Was liefert er aus? Seine ewige Bestimmung. Das ist die Sache, nicht die Lebenszeit auf der Erde. Sicher, wenn einer glaubt, dann beugt er sich einem Höhergestellten, nämlich dem Höchsten im ganzen Universum. Er steht so hoch, dass er Sünde beseitigen kann."
Der Sünder empfängt das Heil, wenn der Heilige Geist ihn von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht überführt (vgl. Joh. 16,8) und er an das Wort Gottes glaubt. Er wird gerettet oder gerechtfertigt, wenn er zu der Überzeugung gelangt, dass Gottes Wort wahr ist, und an die Verheißung Jesu glaubt, allen Glaubenden ewiges Leben zu geben (vgl. Joh. 3,16; Joh. 5,24; Joh. 6,40+47; Joh. 11,25–27).
Das Mittel, durch das dem unwürdigen Sünder das Geschenk der Errettung zuteilwird, ist der Glaube.
Paulus drückt diese Wahrheit so aus: Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus" (Röm. 5,1).
Charles C. Ryrie schreibt: "Das Neue Testament spricht stets vom Heil durch den Glauben nicht wegen des Glaubens (Eph. 2,8). Der Glaube ist der Kanal, durch den wir Gottes Geschenk der Vergebung und des ewigen Lebens empfangen.
Gott hat es so angelegt, dass niemand jemals prahlen kann, nicht einmal über seinen Glauben.
[…] Gebraucht das Neue Testament im Wechsel mit der Vokabel glauben auch andere Begriffe?
Ja, das tut es.
Eines davon lautet aufnehmen (Joh. 1,12); anrufen ist ein weiteres (Röm. 10,13). Eines ist bekennen (Röm. 10,9; Hebr. 4,14); ein anderes bitten (Joh. 4,10). Kommen ist ein weiteres (Offb. 22.17) und nehmen noch ein anderes (Offb. 22,17). Wer bittet oder bekennt oder anruft oder aufnimmt oder kommt oder nimmt, der glaubt."
Charles C. Ryrie zitiert A. Duane folgendermaßen: "Zu glauben heißt, das göttliche Geschenk des Heils anzunehmen und sofort zu erlangen."
Gemäß Ryrie ist Glaube erstens das Vertrauen darauf, dass Jesus für unsere Sünden bezahlt hat und wir dadurch Vergebung und ewiges Leben erhalten haben.
Darüber hinaus enthält er einen intellektuellen Aspekt der Zustimmung zu diesen Fakten und zur Auferstehung Jesu :1.Kor. 15,3+4; Röm. 4,25: und als drittes den persönlichen Willensakt, dem Gebot Gottes, zu glauben :Apg. 16,31:, zu gehorchen.
Der Glaube geht aber über "bloße Zustimmung oder bloßes Vertrauen" hinaus.
Gemäß Charles Hodge ist er "[…] eine einsichtsvolle Wahrnehmung, Empfindung und zuversichtliche Hoffnung der Wahrheit, wie sie im Evangelium geoffenbart wird."
Ryrie weist darauf hin, dass selbst die Dämonen an einen Gott glauben, also Monotheisten sind :Jak. 2,19: und König Agrippa zwar der Tatsache glaubte, dass Jesus der Retter war :Apg. 26,27:, sich aber weigerte, ihn anzunehmen. Geschöpfe können also "glauben" und dennoch nicht erlöst sein.
Der Autor schreibt: "Was macht den Unterschied aus zwischen denen, die glauben und nicht errettet sind und denen, die glauben und das Heil haben?
Offenbar kennen die Erstgenannten die Tatsachen des Evangeliums und stimmen vielleicht auch ihrer Wahrhaftigkeit zu. Aber sie sind nicht bereit, dem Heiland zu ihrem persönlichen Heil zu vertrauen. Kenntnis und Zustimmung, ohne die Bereitschaft zu vertrauen, können allein nicht retten."
Der Glaube besitzt also ein emotionales, verstandesmäßiges und willentliches Element.
Gemäß Louis Berkhof setzt sich der dritte Aspekt aus dem persönlichen Vertrauen auf Jesus als Heiland und Herr [i.S.v. Gott] einschließlich der Übergabe der schuldigen Seele an Christus und der Aneignung Jesu als die Quelle von Vergebung und geistlichem Leben zusammen.
Das sind alles Teile eines aktiven Tuns in der Freiheit des persönlichen Willens und dem Vertrauen auf das Heil durch den Herrn.
Ganz im Gegensatz zu John MacArthur geht es hier aber nicht um eine Unterstellung des Lebens unter die Herrschaft Jesu.
John Murray schreibt: "Es ist eine Übertragung der zuversichtlichen Hoffnung, die wir auf uns selbst und auf alle menschlichen Quellen setzen, in eine gewisse Hoffnung auf Christus allein als Grund des Heils. Es heißt, ihn empfangen und auf ihm ruhen […] Es bedeutet, uns ihm anzuvertrauen. Es bedeutet nicht einfach, ihm zu glauben; es bedeutet, seinen Glauben in ihn und auf ihn zu setzen."
Die Anhänger der Rettung durch Unterordnung unter die Autorität Gottes definieren hingegen die Bedeutung des Glaubens um.
Für sie ist der Gehorsam des Sünders und seine Bereitschaft, bei der Bekehrung Christus zum Herrn seines Lebens zu machen ein integraler Bestandteil bußfertigen Glaubens. Nachfolge wird demnach nicht von Glaube unterschieden, sondern beide bilden eine untrennbare Einheit, in welcher die Qualität eines solchen "Glaubens" wichtiger als sein Gegenstand ist.
Bedingungslose lebenslange Unterordnung oder zumindest die Bereitschaft, alle Gebote Jesu zu befolgen, werden in der Lordship Salvation als ein Beweis wahren rettenden Glaubens gedeutet, was umgekehrt bedeutet, dass eine geringe Anzahl oder gar das gänzliche Fehlen von Werken und Früchten ein vermeintlich sicherer Hinweis dafür ist, dass der Mensch nicht "gläubig" und somit auch nicht erlöst ist.
Obwohl Jesus tatsächlich der Herr eines jeden Christen ist und ihm die größte Ehre und völlige Unterwerfung gebührt, übersteigert diese Lehre die Wahrheit und "propagiert eine Theologie, die auf eine Rechtfertigung aus Werken hinausläuft
[…] und die Einfachheit des Evangeliums zerstört" (Scott Crawford).
Laut John MacArthur bezahlen wir in gewisser Weise den höchsten Preis für die Errettung, wenn unser sündiges "Ich" durch unseren Gehorsam ans Kreuz genagelt ist ("Lampen ohne Öl, Seite 157f.).
Unsere eigenen Werke, nicht das für uns stellvertretend erbrachte Heilswerk Jesu werden also als ein "Glaube" definiert, durch den wir uns selbst retten.
MacArthurs Glaubensverständnis bedeutet, dass nicht allein Jesus durch das Opfer seiner Seele den höchsten Preis bezahlte, sondern wir durch unsere tatkräftige, d. h. sehr ruhelose Unterordnung ebenfalls einen großen Anteil für unsere Erlösung erbringen, was eine Verkehrung des einfachen und wahren Evangeliums darstellt.
Gemäß dieser Vorstellung habe Jesus alles für uns getan, damit wir alles für ihn tun, um gerettet zu werden. Er sei der größten Ehre und Unterwerfung würdig.
In "Evangelism and the Sovereignty of God" argumentiert J. I. Packer im Orwellschen Doppeldenk:
"In unserer Darstellung des Evangeliums müssen wir Wert darauf legen, die Kosten der Nachfolge Jesu zu betonen. Wir müssen den Sünder in aller Klarheit darauf hinweisen, bevor wie ihn auffordern, auf die Botschaft von der freien Vergebung zu antworten. Ehrlicherweise dürfen wir nicht verschweigen, das die kostenlose Vergebung in einem gewissen Sinne alles kostet."
Was ist das für ein "Glaube"?
Die kostenlose Rettung kostet uns alles?
Ist sie dann immer noch kostenlos?
Charlie Bing schreibt: "Lordship Salvation spricht von einer teuren Gnade, aber die Bibel kennt nur eine einzige Form der Gnade und die ist umsonst.
John MacArthur sagt: "Errettung ist beides, umsonst und kostet doch."
Wie geht das?
Wie kann etwas umsonst sein und trotzdem etwa kosten?"
Was und wem glauben wir?
Welche Definition von "Glauben" ist richtig?
Wie Scott Crawford richtig feststellt, ist unter dem System der Rettung durch Herrschaft oder Meisterschaft Jesu eine Heilsgewissheit unmöglich, denn der Beweis für das eigene Heil liegt immer in der Zukunft und hängt von den Werken des "Gläubigen" ab.
Folglich wissen solche Christen ihr Leben lang nicht, ob sie tatsächlich genug gehorcht, also vor Gott ausreichend viel "Glauben" bewiesen haben, um als seine erlösten Kinder zu gelten, denn es wird nirgends definiert, wie viele "Früchte" hierfür nötig sind.
Der aus der "Jüngerschaftserrettung" resultierende "Glaube" wirft die Christen also wieder in den Stand des Judentums zurück, denn durch sie wird die Rettung durch das Tun des Menschen angestrebt und nicht mehr allein durch das freie Geschenk Gottes gewirkt.
Die Vertreter der heilsnotwendigen Befehlsgewalt Jesu führen jedoch Jak. 2,14-26 als eine wichtige Belegstelle für ihr Verständnis von Glauben an. (EÜ)
Was nützt es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, hat aber keine Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten?
Jak. 2,15
Wenn aber ein Bruder oder eine Schwester dürftig gekleidet ist und der täglichen Nahrung entbehrt,
Jak. 2,16
aber jemand unter euch spricht zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht das für den Leib Notwendige, was nützt es?
Jak. 2,17
So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hat, in sich selbst tot.
Jak. 2,18
Es wird aber jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich werde dir aus meinen Werken den Glauben zeigen!
Jak. 2,19
Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht; auch die Dämonen glauben und zittern.
Jak. 2,20
Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, dass der Glaube ohne die Werke nutzlos ist?
Jak. 2,21
Ist nicht Abraham, unser Vater, aus Werken gerechtfertigt worden, da er Isaak, seinen Sohn, auf den Opferaltar legte?
Jak. 2,22
Du siehst, dass der Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte und der Glaube aus den Werken vollendet wurde.
Jak. 2,23
Und die Schrift wurde erfüllt, welche sagt: "Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet", und er wurde "Freund Gottes" genannt.
Jak. 2,24
Ihr seht also, dass ein Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein.
Jak. 2,25
Ist aber nicht ebenso auch Rahab, die Hure, aus Werken gerechtfertigt worden, da sie die Boten aufnahm und auf einem anderen Weg hinausließ?
Jak. 2,26
Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.
Gemäß David R. Anderson ("The Nature of Faith") hat der Glaube hier keinen heilsnotwendigen Charakter, denn Jakobus schreibt von einem Glauben, der untätig ist, also keine für andere Menschen sichtbaren Früchte und keinen sozialen ("rettenden") Nutzen hervorbringt und deshalb als "tot" bezeichnet werden muss.
"Tot" bedeutet weder im Deutschen, Englischen, noch im Griechischen "falsch", "vorgetäuscht" oder "unecht". In Jak. 2,26 ist damit "untätig", "nicht lebhaft", "nicht feurig" gemeint.
Gemäß der Herrschaftslehre ("Lordship Salvation") ist ein solcher wirkungsloser Glaube jedoch gar kein Glaube, sondern ein faktischer Unglaube oder zumindest ein falscher, unechter Glaube, welcher niemanden zu retten vermag.
Eine fehlende Lebensfrucht offenbare jeden "Gläubigen" als einen tatsächlich ungläubigen Scheinchristen, denn wer bis zum Tod in Sünde verharre, sei kein wahrer Christ.
Charles C. Ryrie schreibt hingegen: "Bedeutet mangelndes Einverständnis mit Christi Herrschaft über jemandes Leben, dass da kein errettender Glaube sein kann?
Ist Glaube ohne Herrschaft errettender Glaube?
Es ist nicht die Frage, ob Gläubige sündigen oder ob sie Frucht tragen werden. Sie werden sündigen und sie werden Frucht tragen.
Es ist auch nicht die Frage, ob Gläubige sich der Entscheidung gegenübersehen, wer ihr Leben lenken wird.
Die Frage ist vielmehr, ob die Übergabe des eigenen Lebens (oder die Bereitschaft zur Übergabe) eine notwendige Bedingung des Glaubens und damit des Evangeliums ist.
[…] Wir sind gerechtfertigt durch den Glauben an Jesus, nicht durch Glauben und Lebensübergabe (Röm. 3,26)."
John MacArthur lehnt es jedoch ab, zwischen fleischlichen und geistlichen Christen zu unterscheiden.
Für ihn suche man dadurch nur nach einem Weg, den lockeren Lebenswandel von Bekennern zu entschuldigen.
In diesem Kontext sei die Differenzierung von Errettung und Jüngerschaft zu sehen.
Jeder Gläubige, so MacArthur, sei ein Jünger. Daraus folgt aber, dass sündigende Nachfolger Jesu keine wahrhaft Gläubigen sein können. Ernest D. Pickering führt hingegen 1.Kor. 3,1-3 und Röm. 8,3+4 an.
1.Kor. 3,1
Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christus.
1.Kor. 3,2
Ich habe euch Milch zu trinken gegeben, nicht feste Speise; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Ihr könnt es aber auch jetzt noch nicht,
1.Kor. 3,3
denn ihr seid noch fleischlich. Denn wo Eifersucht und Streit unter euch ist, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise?
Röm. 8,3
Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn in Gestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sandte und die Sünde im Fleisch verurteilte,
Röm. 8,4
damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt wird in uns, die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln.
Der Autor kommentiert MacArthurs Bedenken folgendermaßen:
"Wer die Existenz solcher Menschen leugnet, könnte in seiner eigenen Gemeinde wahrscheinlich eine beträchtliche Anzahl davon finden!
Man kann "fleischliche" Christen nicht einfach dadurch verschwinden lassen, dass man als Bestandteil rettenden Glaubens die Unterwerfung unter Christi Herrschaft fordert.
Selbst wenn das geschähe, wäre damit noch nicht garantiert, dass der Neubekehrte sich auch später in jedem speziellen Punkt, mit dem er konfrontiert würde, der Herrschaft Christi unterstellen würde.
Wenn er es nicht täte, würde er zum "fleischlichen" Christen, der "nach dem Fleisch" und nicht "nach dem Geist" wandelt.
[…] In einer Anmerkung zu 1.Kor. 3,3 gibt MacArthur zu, dass die korinthischen Gläubigen "auf fleischlichen Wegen" wandelten (S. 277). Ist das wirklich etwas völlig anderes als zu sagen, dass sie "fleischliche Christen" waren?"
Auch Scott Crawford weist darauf hin, dass es biblisch Beispiele für Menschen gibt, die gläubig waren und dennoch in einem unreifen oder sogar vorsätzlich sündigen Zustand außerhalb der Gemeinschaft mit Jesus starben :Apg. 5,1-10; 1.Kor. 11,30:.
Obwohl sie errettet waren, legten sie Merkmale an den Tag, die einem nicht erretteten Leben angehören :Eph. 2,3:. (EÜ)
Eph. 2,3
Unter diesen hatten auch wir einst alle unseren Verkehr in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die anderen.
Ungläubige sind fleischlich. Gläubige können es sein, wenn ihr Fleisch den Geist überwiegt.
Gnade, Rettung, Nachfolge (Einleitung)
1. Errettung und Jüngerschaft im Vergleich
2. Falsche Errettung und falsche Jüngerschaft
3. Glaube, Jüngerschaft, Werke