Lieber Freddy,
gerne melde ich mich mal wieder bei dir.
Wie geht es dir zurzeit?
Herzlichen Dank übrigens für deinen ausführlichen Artikel zum Thema "Gnade, Rettung, Nachfolge".
Allerdings muss ich dir ehrlich gestehen, dass ich was dieses Thema angeht ziemlich verwirrt und gefrustet bin. Denn es scheint, dass jeder zu diesem Thema etwas anderes lehrt und versucht dieses biblisch zu begründen.
Du schreibst im Rahmen deiner Zusammenfassung, dass uns Gott souverän rettet und uns allein der Glaube an das Erlösungswerk von Jesus Christus von Tod und Gottesferne erlöst. Unsere guten Werke könne diesem Erlösungswerk nichts hinzufügen.
Nun lesen ich zurzeit den Jakobusbrief. Dort bin ich auf einige Stellen gestoßen, die ich allerdings mit dieser Sicht kaum in Einklang bringen kann.
Gerade im 2. Kapitel in den Versen 14-26 geht es viel um einen toten Glauben ohne entsprechende Werke.
Wenn man Vers 24 liest "So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird und nicht durch den Glauben allein" könnte man - ich drücke mich bewusst so vorsichtig aus - doch daraus schließen, dass für unser Heil doch der Glaube zusammen mit den Werken für unsere Rechtfertigung Gott gegenüber also unser Heil erforderlich ist oder?
An mehreren Stellen wird in diesem Abschnitt betont, dass ein Glaube ohne Werke tot ist und ein toter Glaube kann doch nicht wirksam sein, oder?
Schließlich glauben auch der Teufel und seine Dämonen, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist und die Schuld der Menschen am Kreuz getragen hat.
Du hast mir auch mal geschrieben, dass du persönlich glaubst, dass Christen in den Hades gelangen können, wenn sie schlechte Nachfolger von Jesus Christus sind. Sind diese Christen also doch nicht gerettet oder im Hades dennoch in Gottes Gegenwart?
Kannst du mir da evtl. weiterhelfen, Freddy, um diesen scheinbaren Widerspruch aufzulösen? I
Ich bringe das allein nicht zusammen und wünsche mir sehnlich mehr Klarheit in dieser Frage.
Im Voraus herzlichen Dank für deine Rückmeldung und viele Grüsse an deine Frau, Brigitte.
Viele Grüsse
Alex
Hallo Alex!
Schön, wieder von Dir zu hören! Dass Du meinen Artikel zum Thema "Gnade, Rettung, Nachfolge" gelesen hast, finde ich ganz toll!
Der war mir nämlich ein wichtiges Anliegen und allein an seinem erheblichen Umfang kannst Du ermessen, dass ich dafür viel Herzblut und Zeit investiert habe.
Das Thema ist mir nämlich sehr groß geworden. Es begleitet mich inzwischen Jahrzehnte. Im früheren Hauskreis führte ich sehr hitzige und nervige Gespräche darüber. Ein Bruder betonte die Werke, die wir zu erbringen haben und er zitierte solche Bibelstellen, die auch Du angeführt hast.
Und ich stand ganz auf dem Boden der allein genügenden Gnade. Auch ich hatte Bibelstellen parat… Wir kamen nicht auf einen gemeinsamen grünen Zweig.
Und auch für mich war dieses Thema sehr verwirrend. Und auch ich war deshalb ziemlich gefrustet…
Etwa vor drei Jahren, leider viel zu spät, habe ich eine Predigt des US-amerikanischen Pastors gehört, durch die mir diesbezüglich endlich ein Licht aufgegangen ist.
Der Gemeindeleiter legte klar, dass der Jakobusbrief an gerettete Christen gerichtet ist. Er enthält keinen Leitfaden, wie man die Gerechtigkeit vor Gott erlangt, sondern wie man die durch die Gnade Gottes erhaltene Gerechtigkeit praktisch so anwendet, dass sie von den Menschen in unserer Umgebung gewahrt werden kann.
Bei der Gerechtigkeit, von der Jakobus schreibt, geht es also um unsere Gerechtigkeit in ihren Augen…
In den Augen Ungläubiger vor allem, denn ihnen fehlt der Heilige Geist, sodass sie die Gerechtigkeit allein durch Gnade, nicht verstehen können. Sie begreifen nicht, wie wir gerettet und Kinder Gottes sein können, wenn dieser Umstand in unserem Verhalten nicht zum Tragen kommt.
Was ich aber in dem Artikel "Gnade, Rettung, Nachfolge" schön herausgearbeitet habe, ist, dass man Rettung/Kindwerdung von christlicher Nachfolge streng unterscheiden muss.
Letzteres baut zwar auf die Rettung auf, trägt aber zu ihr überhaupt nichts bei.
Weltmenschen begreifen aber das Gnadendenken auf der Basis reinem Glaubens nicht. Sie verstehen nicht, dass wir in den Augen Gottes ohne Werke gerechtfertigt sind.
Deshalb fordert Jakobus richtigerweise, dass wir diese Rechtfertigung, die wir bei Gott zweifellos und unverlierbar besitzen, auch durch unsere Taten unter Beweis stellen, sodass die anderen Menschen bemerken, welche Rechtfertigung wir vor Gott haben.
Wenn sie es nicht sehen, ist unser Glaube unwirksam, fruchtlos. Letzteres ist mit "tot" gemeint. "Tot" bedeutet nämlich nicht, dass der Glaube nicht existiert und vor Gott nicht gilt.
Für das Heil vor Gott zählt allein der Glaube und nicht der Glaube plus unsere Werke.
Dies macht der Apostel Paulus im Römerbrief deutlich. In Röm. 3,22-24+27+28 heißt es:
Röm. 3,22
Gottes Gerechtigkeit aber durch Glauben an Jesus Christus für alle, die glauben. Denn es ist kein Unterschied,
Röm. 3,23
denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes
Röm. 3,24
und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.
Röm. 3,27
Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist ausgeschlossen. Durch was für ein Gesetz? Der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens.
Röm. 3,28
Denn wir urteilen, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke.
Paulus scheint Jakobus zu widersprechen.
Was nun?
Nicht aus Glaube allein oder ganz ohne Werke? Was stimmt denn nun bitteschön?
Wie Du aber richtig schreibst, kann es im Wort Gottes keinen inneren Widerspruch geben. Scheinbare Widersprüche ergeben sich immer aus unserem Mangel an Verstehen.
Die uns geschenkte Rechtfertigung vor Gott ist umsonst und bedarf nur einer einzigen Bedingung:
Unseren Glauben daran, was für uns persönlich auf Golgatha durch Gott gewirkt wurde.
Die Rechtfertigung vor den Menschen gehört hingegen zur Nachfolge (Jüngerschaft) und ist nicht umsonst, sondern sie kostet unsere Mühe und Anstrengung.
Beides ist also richtig und biblisch. Es darf weder miteinander vermischt werden, noch dürfen wir dulden, dass diese beiden Positionen inhaltlich gegeneinander ausgespielt werden.
Ebenso wie Paulus im Römerbrief, richtet sich auch das Johannesevangelium an Ungläubige, denen gezeigt werden soll, wie sie Kinder Gottes werden können, d. h. wie sie das "ewige" Leben ererben, d. h. wie sie gerettet werden.
Es ist in meinen Augen ein furchtbar falsches und gefährliches "jüdisch-gesetzliches" Evangelium, wenn hier Werke beigefügt werden. Es verliert dann sofort seinen Evangeliums-Charakter und ist keine Wohlkunde, keine Freudenbotschaft mehr, sondern eine Irrlehre, die nicht zum Leben führt, sondern in den Tod. Deshalb bin ich sehr gegen eine solche Lehre.
Freilich bin ich aber weder gegen Jakobus noch gegen Paulus. Letzterer betont an anderen Stellen sehr wohl die Werke und schreibt, dass wir in einem Lauf stehen, um den Siegeskranz zu gewinnen.
Dieser Siegeskranz ist aber weder unsere Rettung noch unsere Gotteskindschaft noch das ewige Leben. Er ist schlicht und einfach ein Lohn für unsere gute Nachfolge.
Wer Jakobus jedoch in Richtung des Heils deutet, irrt gewaltig und muss noch von der Gnade Gottes überführt werden.
Nein, lieber Alex, ich denke nicht, dass der Teufel und seine Dämonen glauben, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist und die Schuld der Menschen am Kreuz getragen hat.
Sie glauben es jedenfalls nicht für sich selbst. Sie nehmen dieses Geschenk nicht für sich an.
Deshalb ist das, was sie "glauben" höchstens ein Wissen, aber kein wirklicher Glaube.
Meiner Meinung "glauben" sie lediglich, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, der sie einst richten wird. Und sie zittern vor ihm als ihren Gott.
Das ist aber kein rettender Glaube der die Verleihung der Gerechtigkeit Gottes zur Folge hat!
Sie sind nicht wiedergeboren, weil sie das Gnadengeschenk Gottes ablehnen.
Ihr "Wissen" ist ein reiner Faktenglaube, kein persönlich angenommener und im Herzen mit Dank verinnerlichter Glaube. Und deshalb sind sie auch keine Nachfolger Jesu.
Aber Jüngerschaft, das muss ich immer wieder betonen, steht sowieso auf einem anderen Papier… Ich hoffe, Du verstehst mich…
Wenn Christen in den Hades kommen, weil sie in ihrem Leben noch etwas zu lernen haben, liegt das daran, weil sie Schlafchristen sind.
Wenn sie jedoch die Rechtfertigung allein aus Glauben haben, die bei Gott zählt, kann ihr Mangel an Werke nicht dazu führen, dass sie die Kindschaft Gottes verlieren.
Sie müssen lediglich noch Lernprozesse durchlaufen. Das gehört aber dem Bereich der Jüngerschaft an und nicht der Sphäre der Rettung aus Gnade.
Letztere geht auch nicht verloren, wenn man als ein Christ in den Scheol kommt.
Bei der allgemeinen Auferstehung werden diese Christen nämlich nicht in das Gericht Gottes gelangen, denn das Blut Jesu deckt ihre Sünden zu.
Lieber Alex, nimm Dir doch bitte die Zeit und lese meinen Artikel "Gnade, Rettung, Nachfolge" mit all seinen Teilen etappenweise ganz durch. Der ist nämlich geistlich sehr bereichernd und Du wirst die Zusammenhänge gewiss besser verstehen.
Ich hoffe, ich durfte Dir mit dieser Antwort dienen. Melde Dich bitte bei mir, wenn Du noch andere Fragen an mich hast.
Sei getragen in Deiner Dir geschenkten Rettung Gottes!
Deine Grüße richte ich gerne aus und wünsche Dir den Segen unseres Herrn!
Einen lieben Gruß von Brigitte. Sie freut sich immer über Deine Beiträge.
Freddy
P. S.: Gehe bitte auf unsere Website und klicke da, wo Du eigentlich nicht drauf klicken darfst. Das ist nämlich auch ein bereichernder Artikel… Du wirst ihn schon finden…
Auch wenn Apg. 5,32 beim oberflächlichen Lesen so klingen mag, belegt dieser Vers nicht, dass man den heiligen Geist (und mit ihm die Gotteskindschaft und Rettung) durch einen praktisch tätigen Gehorsam (oder auch nur durch dessen Beginn) erhalten kann. (Elberfelder Übersetzung)
Apg. 5,31 (EÜ)
Diesen hat Gott durch seine Rechte zum Führer und Retter erhöht, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben.
Apg. 5,32 (EÜ)
Und wir sind Zeugen von diesen Dingen und der Heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen.
Der heilige Geist ist ein reines Geschenk für diejenigen, die sich auf das Wort des Evangeliums verlassen :Apg. 11,15+17:.
Genau dieses vertrauensvolle Festhalten an den Reden Jesu und seiner Apostel ist mit Gehorsam in Apg. 5,32 gemeint.
Der heilige Geist wird in keiner Weise dadurch erlangt, dass wir fromme Werke erbringen, auch nicht durch das andächtige Sprechen eines an Gott gerichteten Lebensübergabegebetes. (Elberfelder Übersetzung)
Apg. 11,15 (EÜ)
Während ich aber zu reden begann, fiel der Heilige Geist auf sie, so wie auch auf uns im Anfang.
Apg. 11,17 (EÜ)
Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe gegeben hat wie auch uns, die wir an den Herrn Jesus Christus geglaubt haben, wer war ich, dass ich hätte Gott wehren können? –
Zur falschen Begriffsfüllung von „Glauben“ i. S. v. „Wandel zur Ehre Gottes“, also zur jüdisch-gesetzlichen Umdeutung des Gnadengeschehens der Erlösung in eine als „Glauben“ bezeichnete Werkgerechtigkeit, siehe den Abschnitt „Die Voraussetzung für die Errettung und die an die Nachfolge gestellten Bedingungen“ im Kapitel „Errettung und Jüngerschaft im Vergleich“.
Weil dem heiligen Geist bei der Überführung und Wiedergeburt des sündigen bzw. gesetzisch superfromm werktätigen Menschen eine zentrale Rolle zukommt, führt jegliche selbst erbrachte Leistung (Vermeidung von Sünden oder vermehrte Anstrengung im Gesetz) nicht zur Gotteskindschaft, also zum Empfang des Geistes.
Allein wer das Evangelium hört und es in seinem Herzen trägt, wird im souveränen Handeln Gottes gerettet :Tit. 3,4+5:. (Elberfelder Übersetzung)
Tit. 3,4 (EÜ)
Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Retter-Gottes erschien,
Tit. 3,5 (EÜ)
rettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.
Gott schenkt uns die bleibende Gegenwart und Innewohnung des heiligen Geistes.
Sie wird von uns in keiner Weise durch unser Tun erworben :Eph. 1,13+14:. (Elberfelder Übersetzung)
Eph. 1,13 (EÜ)
In ihm seid auch ihr, als ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt und gläubig geworden seid, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.
Eph. 1,14 (EÜ)
Der ist die Anzahlung auf unser Erbe auf die Erlösung seines Eigentums zum Preise seiner Herrlichkeit.
Obwohl eine verbale Lebensübergabe an Gott laut Röm. 10,9-11 durchaus sinnvoll ist, bewirkt sie nicht, dass man den heiligen Geist erhält.
Vielmehr besitzt man Letzteren bereits im Glauben an Jesus Christus, bevor man ein solches Gebet an Gott richtet.
Dieses persönliche Zeugnis ist nämlich der Beweis der Errettung im Glauben ohne Werke und nicht der Beginn dieses Glaubens durch formelhaft injizierte Kindwerdung.
Alle Gläubigen sind durch das Herzenshören des Evangeliums mit dem heiligen Geist bis auf den Tag der Erlösung versiegelt worden :Eph. 1,13; Eph. 4,30:, nicht nur diejenigen, die ihr Leben Gott übergeben haben oder auch nur dazu bereit sind oder andere gute Werke zu tun gedenken :2.Kor. 1,22:. (Elberfelder Übersetzung)
Wer gläubig wird, den verbindet der heilige Geist mit dem Leib Christi :1.Kor. 12,13:.
Erst danach entstehen Werke, wenn sich Gläubige Gott unterwerfen und dem Heiligen Geist gestatten, in ihrem Leben solche Früchte hervorzubringen. Gal. 5,22+23; 2.Petr. 1,5-7:.
Der Heilige Geist sorgt dafür, dass wahre Gläubige gerecht handeln.
Er tut es, nicht wir.
Deshalb ist auch die Aufforderung in Apg. 2,38, Buße zu tun ein Synonym dafür, dass die Juden in Hinsicht auf die Göttlichkeit der Person Jesu mitdenken sollen.
Allein eine solche Buße der Wahrheit gegenüber, kein werkgerechtes Handeln führt zur Rettung des Menschen.
Siehe hierzu den Abschnitt „Die Rolle der Buße im Evangelium“ im Kapitel „Das wahre Evangelium im Unterschied zu seiner Fälschung“.
Die Erlösung kommt aus dem Vertrauen auf das himmlische Wort des Evangeliums.
Sie wird durch eine Taufe, ein öffentliches Bekenntnis (oder andere Werke) lediglich bestätigt, nicht aber bewirkt.
Da er ein reines Gnadengeschenk Gottes für diejenigen ist, die an Jesus als ihren Gott, Schöpfer und Erlöser glauben dürfen :Apg. 11,17:, kann der heilige Geist nämlich nicht durch eine Buße im praktischen Lebenswandel erworben werden :Röm. 3,20+28:.
Gnade, Rettung, Nachfolge (Einleitung)
1. Errettung und Jüngerschaft im Vergleich
2. Falsche Errettung und falsche Jüngerschaft
3. Glaube, Jüngerschaft, Werke