Das in dieser Welt erfahrene persönliche Leid kann verschiedene Ursachen haben, wie Joh. 9,1-5 zeigt: (EÜ)
Joh. 9,1
Unterwegs sah Jesus einen Mann, der von Geburt an blind war.
Joh. 9,2
»Rabbi«, fragten die Jünger, »wer ist schuld daran, dass dieser Mann blind ist? Hat er selbst Schuld auf sich geladen oder seine Eltern?«
Joh. 9,3
»Weder noch«, antwortete Jesus. »Vielmehr soll an ihm die Macht Gottes sichtbar werden.
Joh. 9,4
Solange es Tag ist, müssen wir die Taten Gottes vollbringen, der mich gesandt hat. Bald kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann.
Joh. 9,5
Doch solange ich in der Welt bin, werde ich für die Menschen das Licht sein.«
Das Leiden, in diesem Fall die Blindheit des Mannes, rührt also daher, dass man:
a) selbst sündigt und deshalb die Früchte seiner Verfehlungen zu essen hat, was dem göttlichen Gesetz von Saat und Ernte entspricht
b) infolge der Vergehungen seiner Vorfahren gerichtet wird, d. h. keine eigene Schuld für seinen Zustand trägt, sondern zur Erzüchtigung, d. h. Erziehung und Zurechtbringung des eigenen Umfelds dient und in den Herzen der Verwandten und Bekannten etwas Positives bewirkt
c) lediglich dazu benutzt wird, dass andere Menschen die Macht Gottes wahrnehmen, also selbst keine eigene Schuld für das zu erfahrende Leid trägt
d) vorgeburtlich, d. h. in einer früheren Inkarnation, Schuld auf sich geladen hat, denn es wird doch niemand ernsthaft behaupten wollen, dass ein von Geburt an Blinder im Mutterbauch gesündigt haben soll, sodass er deshalb zur "Strafe" als ein Behinderter geboren wurde.
Hinsichtlich der Punkte a) und d) kann niemand Gott vorwerfen, er sei in seinem Handeln ungerecht, denn das talionische Rechtsprinzip der Vergeltung von Gleichem mit Gleichem ist der gerechteste Grundsatz der göttlichen Gesetzgebung überhaupt.
Das in den Punkten b) und c) beschriebene stellvertretende Leiden wirft jedoch die Frage auf, ob es gerecht sein kann, dass ein Unschuldiger für die Vergehungen anderer leidet.
Dass so etwas grundsätzlich möglich ist, zeigt ja das Beispiel Jesu selbst, welcher für die Sünden der Welt in das Gericht Golgathas kam.
Dennoch bleibt die Frage, ob so etwas dem Leidenden gegenüber gerecht sein kann.
Auf den Pharao zur Zeit des Auszugs Israels aus Ägypten bezogen, stellt und beantwortet sie Paulus hinsichtlich des Punktes c) in Röm. 9,17-21 folgendermaßen: (EÜ)
Wie erging es dem Pharao? Die Heilige Schrift berichtet, dass Gott zu ihm sagte: »Ich habe dich nur deshalb als König über Ägypten eingesetzt, um an dir meine Macht zu zeigen und meinen Namen in der ganzen Welt bekannt zu machen.«
Röm. 9,18
Gott schenkt also seine Barmherzigkeit, wem er will, aber er macht Menschen ihm gegenüber auch hart und gleichgültig, wenn er es will.
Röm. 9,19
Sicher werdet ihr mich jetzt fragen: »Wie kann Gott dann noch von unserer Schuld sprechen? Wer kann denn etwas gegen Gottes Willen unternehmen?«
Röm. 9,20
Darauf kann ich nur antworten: Wer seid ihr denn eigentlich, ihr Menschen, dass ihr meint, Gott zur Rechenschaft ziehen zu können? Glaubt ihr wirklich, dass ein Gefäß aus Ton den Töpfer fragt: »Warum hast du mich so gemacht?«
Röm. 9,21
Der Töpfer hat schließlich die Freiheit, aus ein und demselben Klumpen Lehm zwei verschiedene Gefäße zu machen: ein kostbares zum Schmuck und ein gewöhnliches für den Abfall.
Anders als bei Hiob, trifft auf Pharao sicherlich nicht allein der Punkt c) zu, sondern auch Punkt a).
Hier liegt eine Mischung von beidem vor. Zum einen geschah das Gericht am ägyptischen Regenten zurecht, weil er es durch seine eigene Bosheit "verdiente", bestraft zu werden, also Leid zu erfahren, zum anderen musste Pharao unfreiwillig als ein Objekt des Beweises der siegenden Größe Gottes herhalten, was nicht sehr gerecht erscheint, aber wegen der unbedingt vorauszusetzenden absoluten Integrität Gottes sehr wohl gut und richtig sein muss.
Aber wie kann das sein?
Wie kann Gott liebevoll und gerecht sein, wenn er jemanden etwas Unfreiwilliges aufbürdet?
Im anderen Bild desjenigen, der allein deshalb als ein Blinder geboren wurde und sein Leben lang darunter zu leiden hatte, nur damit ihm Jesus über den Weg läuft und ihn heilt, sodass an ihm die Macht Gottes sichtbar wird, stellt sich dieselbe Frage:
Wie kann das diesem Menschen gegenüber gerecht sein?
Die Frage beantwortet Paulus in Röm. 9 nicht wirklich, weil sie dort rhetorisch in einer anmaßenden Form gestellt wird.
Dieses Verhalten des Apostels sollten wir uns zum Vorbild nehmen, wenn uns Menschen mit der Frage "angiften", warum Gott so viel Leid und Ungerechtigkeit "zulässt".
Viele von ihnen empören sich sogar und sagen:
"Was? An einen solchen Gott soll ich glauben? Nein! Das ist nicht mein Gott! Lieber glaube ich an gar nichts."
Solchen Leuten muss man mit Röm. 9,20 den Mund stopfen und man darf ihnen nichts, aber auch gar nichts erklären.
Den frevlerischen Geist Satans kann man nämlich daran erkennen, mit welchen listigen Worten die Schlange Eva im Garten Eden zuerst ansprach :1.Mose 3,1:. (EÜ)
Die Schlange war listiger als alle anderen Tiere, die Gott, der HERR, gemacht hatte. »Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem Baum die Früchte essen dürft?«, fragte sie die Frau.
Wer in unserer Verwandtschaft oder Bekanntschaft anzweifelt, dass die Bibel wirklich das von Gott stammende wahre und vertrauenswürdige Wort ist oder in unsere Herzen den Zweifel an der Güte Jesu säen will, wer uns mit Überspitzungen und Übertreibungen weismachen möchte, dass uns Gott etwas Gutes vorenthält, dass er nicht wirklich gerecht ist, der besitzt diesen Geist, der sich in der ersten Frage Satans offenbart, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht, ob er sich "Christ" nennt oder nicht, ob er ein "Pastor" ist oder nicht.
Wer jedoch demütig von vornherein von der Gerechtigkeit Gottes ausgeht und darauf aufbauend wissen will, wie diese Gerechtigkeit angesichts vieler Ungerechtigkeiten in der Welt zu verstehen ist, weil er selbst keine Weisheit hat, sie zu begreifen, dem wird Jesus antworten.
Wegen der unbedingten Gerechtigkeit Gottes ist diese Antwort logischerweise, dass Gott jedes zu Unrecht erfahrene Leid mit Herrlichkeit erstatten wird :2.Kor. 4,17:, sodass sich niemand beschweren kann, er sei zu kurz gekommen.
Keiner wird es wagen, Gott auch nur einer einzigen Ungerechtigkeit zu bezichtigen.
Niemand wird sich anmaßen, ihn irgendwie verurteilen zu wollen :Röm. 3,3+4:. (EÜ)
Was wir jetzt leiden müssen, dauert nicht lange. Es ist leicht zu ertragen und bringt uns eine unendliche, unvorstellbare Herrlichkeit.
Zwar sind einige ihre eigenen Wege gegangen, aber was ändert das? Kann die Untreue dieser Menschen etwa Gottes Treue aufheben?
Röm. 3,4
Niemals! Gott steht auf jeden Fall zu seinem Wort, auch wenn alle Menschen Lügner sind. Es heißt ja schon in der Heiligen Schrift: »Deine Worte, Gott, werden sich als wahr erweisen, und du wirst siegen, wenn man dich verurteilen will.«
Zu den bereits genannten Punkten a)-d) kommt für gläubige Christen auch ein weiterer Grund hinzu, warum Menschen in dieser Welt leiden:
e) Weil sie Leibesglieder des Lammes Gottes sind und deshalb den Weg ihres Hauptes gehen, d. h. an der Bedrängnis, aber auch an der daraus resultierenden Herrlichkeit Jesu Anteil haben.
Dies zeigt Joh. 15,18-21, Röm. 8,36-39 und 2.Kor. 4,8-12: (EÜ)
Joh. 15,18
»Wenn die Menschen euch hassen, dann vergesst nicht, dass man mich schon vor euch gehasst hat.
Joh. 15,19
Diese Welt würde euch lieben, wenn ihr zu ihr gehören würdet. Doch ihr gehört nicht mehr dazu. Ich selbst habe euch erwählt und aus der Welt herausgerufen. Darum hasst sie euch.
Joh. 15,20
Erinnert euch daran, dass ich gesagt habe: ›Ein Diener steht niemals höher als sein Herr!‹ Deshalb werden sie euch verfolgen, wie sie mich verfolgt haben. Und wenn sie auf meine Worte gehört haben, werden sie auch auf eure hören.
Joh. 15,21
Das alles wird mit euch geschehen, weil ihr euch zu mir bekennt; denn die Welt kennt Gott nicht, der mich gesandt hat.
Röm. 8,36
Man geht wirklich mit uns um, wie es schon in der Heiligen Schrift beschrieben wird: »Weil wir zu dir, Herr, gehören, werden wir überall verfolgt und getötet – wie Schafe werden wir geschlachtet!«
Röm. 8,37
Aber dennoch: Mitten im Leid triumphieren wir über all dies durch Christus, der uns so geliebt hat.
Röm. 8,38
Denn ich bin ganz sicher: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch irgendwelche Gewalten,
Röm. 8,39
weder Hohes noch Tiefes oder sonst irgendetwas auf der Welt können uns von der Liebe Gottes trennen, die er uns in Jesus Christus, unserem Herrn, schenkt.
Die Schwierigkeiten bedrängen uns von allen Seiten, und doch werden wir nicht von ihnen überwältigt. Wir sind oft ratlos, aber wir verzweifeln nicht.
2.Kor. 4,9
Von Menschen werden wir verfolgt, aber bei Gott finden wir Zuflucht. Wir werden zu Boden geschlagen, aber wir kommen dabei nicht um.
2.Kor. 4,10
Tagtäglich erfahren wir am eigenen Leib etwas vom Sterben, das Jesus durchlitten hat. So wird an uns auch etwas vom Leben des auferstandenen Jesus sichtbar.
2.Kor. 4,11
Weil wir zu Jesus gehören, sind wir unser Leben lang ständig dem Tod ausgeliefert; aber an unserem sterblichen Leib wird auch immer wieder sein Leben sichtbar.
2.Kor. 4,12
Uns bringt der Dienst für Jesus andauernd in Todesgefahr, euch dagegen hat er neues Leben gebracht.
Punkt e) bedeutet, dass Gott auch mit leidenden Christen gerecht umgeht, obwohl sie in dieser Welt eigentlich keine Bitternis erfahren müssten, weil Jesus z. B. ihre Krankheiten bereits stellvertretend trug :Jes. 53,4:.
Logischerweise beteiligen wir uns als Leibesglieder Jesu durch "unser" Leiden an seiner stellvertretenden Bedrängnis, welche die Erlösung und Belebung der Schöpfung zum Ziel hat.
Jesus könnte nämlich gefragt werden, wann er laut Jes. 53 z.B. Krebs, MS oder schwere Verbrennungen stellvertretend trug und wann er einen geliebten Menschen z. B. durch einen schlimmen Unfall verlor.
Wann und wo trug der Herr dieses Leid der Welt?
Dann wird er auf solche zeigen, die wegen ihm wie Schafe der Schlachtung geachtet wurden und sagen:
"Oh doch! Das habe ich alles für Euch stellvertretend erfahren, nämlich selbst in einem dieser meiner geringsten Brüder hier.
Was sie erlebten, habe ich erlitten, denn alle, die an mich glauben und mir nachfolgen sind meine Leibesglieder. Ihre Not ist meine Last.
Auch in ihnen trug ich eure Krankheiten und erlitt eure Schmerzen. Auch in ihnen wurde ich von der Welt verkannt und verachtet."
Ist dieser letzte Punkt der Begründung dessen, warum Gott gerecht ist, auch wenn es in dieser Welt Leid, Drängnis und Tod gibt, nicht wunderbar?
Gibt es etwas Besseres, als am großen Projekt Gottes der Rettung des Alls mitwirken zu dürfen und sich dafür als sein Leibesglied gebrauchen zu lassen?
Kann das Geschenk übertroffen werden, an seiner Lichtherrlichkeit Anteil zu haben?
Gibt es einen größeren Sinn im Leben, als an der allbezüglichen Herrschaft Jesu, an seinem Reich, mitzuarbeiten :Eph. 1,8-10:?
Gibt es etwas besseres, als mit dem Sohn Gottes eins zu sein? (EÜ)
Ja, in seiner Liebe hat er uns überreich beschenkt: Er hat uns mit Weisheit erfüllt und uns seinen Willen erkennen lassen.
Sein Plan für diese Welt war bis dahin verborgen, doch nun hat er ihn uns gezeigt. Durch Christus verwirklicht er ihn genauso, wie er es sich vorgenommen hat.
So soll, wenn die Zeit dafür gekommen ist, alles im Himmel und auf der Erde unter der Herrschaft von Christus vereint werden.
Wie bedauerlich sind doch solche Menschen, die wegen des Leides der Welt Gottes Gerechtigkeit infrage stellen!
Und wie glücklich und beneidenswert bist doch Du, lieber Leser, wenn Du die Freudenbotschaft Gottes, das Evangelium Jesu, persönlich als Wahrheit empfängst und dadurch von der Nacht dieser Welt befreit wirst.
Sag "Ja!" dazu und freue Dich, denn Gott ist gerecht und gnädig!
Er ist vollkommen gut zu Dir.