18.09.2021 | Die große Babylon und ihr Bräutigam (Einleitung) | In „Verschiedene Themen“ | von Freddy Baum
— Warum das irdische Jerusalem die große Hure Babylon der Offenbarung ist
Offb. 18,2 (EÜ)
Und er rief mit starker Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, und ist eine Behausung von Dämonen geworden und ein Gefängnis jedes unreinen Geistes und ein Gefängnis jedes unreinen und gehassten Vogels.
>>> Erkenntnisfähigkeit und Fehlbarkeit
>>> Die große Babylon ist die Stadt Jerusalem
>>> Bestätigungen der Identität Babylons
>>> Die alttestamentlichen Darstellungen der großen Babylon
Die Erkenntnis der wahren Identität Babylons ist für die meisten Gläubigen nur „schwer verdaulich“. Sie wird von ihnen in der Regel abgelehnt.
Wer jedoch im heiligen Geist geführt wird, sollte nicht die biblischen „guten Gründe“ für die Richtigkeit dieser These anerkennen, und dieser Zustimmung ein „aber“ hinzufügen.
Selbstverständlich darf und kann jedem biblischen Argument ein „Noch dazu ist geschrieben worden“ an die Seite gestellt werden :Mt. 4,7:, und Jesus wünscht nicht nur, dass geistliche Aussagen geprüft werden, sondern er fordert es von seinen Nachfolgern ein.
Ein fleischlicher „Aber-Glaube“ besteht jedoch dann, wenn man, trotz klarer biblischer Belege für eine bestimmte Ansicht und der Wiederlegung der sie betreffenden Gegenargumente weiterhin an seinem „Aber…“ festhält.
Natürlich ist es möglich, dass die vorliegende Auslegung zum Thema „Babylon“ in Teilen falsch ist.
In diesem Fall hat das menschliche Fleisch den Fehler hineingebracht, nicht der Herr.
Ausleger können sich täuschen, auch wenn sie den heiligen Geist haben, weil sie im Fleisch sind und „der Mensch in seinem Irren Fleisch ist“ :1.Mose 6,3:.
Glaubensgeschwister, die sich irren, müssen aber von falschen Propheten unterschieden werden, da Letztere, im Unterschied zu ihnen, den Geist Gottes nicht besitzen, sondern den antichristlichen Geist des Irrtums haben, der sie vollkommen falsche Dinge lehren lässt :1.Joh. 4,1-3:.
Der Geist des Feindes hat jedoch auf Gläubige, die durch das Blut Jesu gerecht gemacht wurden, auf der Basis des Wortes Gottes argumentieren und ihre Aussagen anhand dieses Wortes prüfen lassen kein Anrecht. Ihnen darf nicht vorgeworfen werden, sie seien falsche Propheten.
Leider ist etwas für viele Geschwister im Glauben a priori, d. h. von vornherein unwahr, wenn es nicht wahr und richtig sein darf und kann, obwohl es biblisch belegbar ist, und selbst sie diesen Nachweis als richtig akzeptieren.
Denn es widerspricht ihrer eigenen, durch das Wort Gottes gefärbten „Meinung“, ihrem gedanklichen Konstrukt zum Thema, nicht aber der Bibel selbst.
Oftmals werden diese beiden Dinge verwechselt, was einen nüchternen geistlichen Austausch fast unmöglich macht.
Auf den ersten Blick scheint es für viele Gläubige äußerst befremdlich und sehr abwegig zu sein, in der in Offb. 17 beschriebenen Hure Babylon die Stadt Jerusalem zu sehen.
Man möge die vorliegende Auslegung bitte dennoch nicht sofort verwerfen, denn es gibt gute, biblisch fundierte und mit dem Wort Gottes schwer zu entkräftende Gründe dafür, dass diese erstaunliche These richtig ist.
Selbst der Apostel Johannes geriet sehr ins Staunen, als ihm die innerste Identität der jetzigen Stadt Jerusalem gezeigt wurde :Offb. 17,6:. (EÜ)
Offb. 17,6
Und ich sah die Frau trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu. Und ich wunderte mich, als ich sie sah, mit großer Verwunderung.
In der Dissertation St. John's Vision of the heavenly city (University of Dallas, 2001) von W. Gage wird dargelegt, dass die Hurenstadt „Babylon“ der Offenbarung und die himmlische Stadt Jerusalem in einem scharfen Kontrast zueinander stehen. (Siehe hierzu den Artikel "Die Typenlehre des Johannes".)
Bruder Warren identifiziert die „große Babylon“ treffsicher als die irdische Stadt Jerusalem und erklärt, dass der Leser des letzten Buchs der Bibel vor die ethische Wahl zwischen den beiden Jerusalems gestellt wird, also zwischen der irdischen Hure des Tieres und der himmlischen Braut des Lammes.
Diese beiden Städte sind einander ausschließende, sich gegenüberstehende Alternativen, die keinen Raum für einen Kompromiss zulassen.
Wer den Begriff „Stadt“ pauschal „vergeistigt“, d. h. die Hure Babylon z. B. diffus als ein abgefallenes religiöses System deutet, übersieht, dass er dann auch das himmlische Jerusalem als ein „System“ erklären muss.
Letzteres ist aber ganz konkret die Gesamtheit all derer, die zur Braut des Lammes gehören und diese himmlische Örtlichkeit ausmachen, auch wenn sie nicht immer dort sind.
Das „Geheimnis“ Babylons liegt also nicht darin, dass sie angeblich keine Stadt, sondern ein ökumenisches, zur endzeitlichen babylonischen Mysterienreligion heranwachsendes Konglomerat ist.
Ebenso wie das neue Jerusalem, stellt die Hure der Offenbarung einen konkreten Ort dar, der durch seine Bewohner definiert wird. Babylon ist eine Stadt.
Nach sorgsamer Prüfung und im geistlichen Gebet verfestigte sich die Überzeugung, dass W. Gages diesbezügliche Auffassung biblisch wahr ist. Eigene Forschungen bekräftigen die Richtigkeit seiner Annahme.
Wie im Artikel „Der Golgatha-Bezug bei Josef“ in der Rubrik "Gleichnisse über Golgatha" gezeigt, versinnbildlicht die hurerische Frau Potifars :1.Mose 39,7:, in deren Hand der Jesus-Darsteller Josef sein Gewand ließ, das irdische Babylon-Jerusalem.
Dass Josef ins Verließ geworfen wurde, stellt den Hinabstieg der Seele Jesu in den Scheol dar.
Viele andere biblische Typologien bestätigen diese Identifizierung der Hure Babylon.
(Siehe hierzu den Artikel „Die Typenlehre des Johannes“, der weitgehend auf W. Gages Dissertation beruht.)
R. Vonderlages langjährige Forschung zu diesem Thema bestätigt W. Gages Arbeit und meine eigenen Erkenntnisse durch viele zusätzliche biblische Belege.
Seine Definition des Begriffs „Enthüllung“ (genauere Übersetzung von „Offenbarung“) ist ein weiteres biblisch fundiertes Zeugnis dafür, dass die Stadt Babylon des letzten Buchs der Bibel tatsächlich das gegenwärtige irdische Jerusalem ist.
Vonderlages diesbezügliche Erläuterung widerspricht F. H. Baaders Erklärung zu den Begriffsinhalten der Wörter „Enthüllung“ und „Offenbarung“ nicht, sondern vervollständigt sie in einer verblüffenden Weise.
C. White schreibt in „Mystery Babylon“ Folgendes:
„Wir wissen, dass der Antichristus Jerusalem als den Ort erwählt, in welchem er sich als Gott erzeigt :2.Thes. 2,4; Mt. 24,15; Dan. 11,31+32:.
Mt. 24,15-21 zeigt, dass die größte Drängnis, die jemals stattgefunden hat mit der Aufrichtung des Gräuels der Verwüstung in Jerusalem beginnt.
Wir begreifen also, dass zwischen dem Antichristus und dieser Stadt eine inhaltliche Verknüpfung existiert.
Aber nur wenige von uns setzen alle Puzzleteile zusammen, um zu erkennen, was der offensichtliche Fokus des Antichristus auf Jerusalem bedeutet.“
Im vorliegenden Artikel wird die These, das jetzige irdische Jerusalem sei die Hure Babylon der Offenbarung vielfach biblisch bestätigt.
Diese Ansicht lässt sich schlüssig in die Erklärung der Johanninischen Bücher einflechten. Noch mehr: Sie bildet einen notwendigen Bestandteil des Wortes Gottes.
W. Gage erklärt in seinem Buch „Theological Poetics: Typology, Symbol and the Christ“, dass das irdische Jerusalem im AT die Vollerfüllung der vorsintflutlichen Welt Noahs, Sodoms, Ägyptens, der Wildnis Sinai, Jerichos, Jebus' und des Israel der Tage Jeremias ist.
In erster Linie, so W. Gage, wird Jerusalem durch Babylon allegorisch vorgezeichnet. Dies zeigt der Autor u. a. folgendermaßen:
„Aber es gibt noch eine andere im AT beschriebene chaotische Stadt, die vielleicht mehr als irgendeine andere den Charakter der religiösen Leiter des Jerusalem der Tage Jesu offenbart. Jene große Stadt war Babylon.
Anhand von drei Merkmalen kann man die große Stadt „Babylon“ als eine neutestamentliche Darstellung Jerusalems identifizieren:
1.) Babel (griech. Babylon) war der ursprüngliche Platz der Teilung der Nationen und der Verwirrung der Sprachen.
In der Offenbarung des Johannes wird die große Stadt Babylon zu drei Teilen gemacht (Offb. 16,19).
Dies entspricht dem Jerusalem des Johannesevangeliums, denn die Stadt teilte sich in drei Sprachen auf (hebräisch, griechisch und lateinisch vgl. Joh. 19,20). Demnach kreuzigte die kosmopolitische Stadt der Verwirrung den König der Juden.
2.) Das ursprüngliche Babylon ist der Ort, zu dem Gott im Gericht herunterstieg, um die Sprachen zu verwirren und die Nationen zu zerstreuen (1.Mose 11,1-9), während Jerusalem, als das „geistliche“ Babylon, der Platz ist, wo Gott herabkam, um das Gericht der Sprachen zu wenden und die Nationen wieder zu sammeln (Apg. 2,1-11).
3.) Schließlich, und hier sehr entscheidend, ist die große Stadt Babylon biblisch dafür berüchtigt, den Tempel Gottes zerstört zu haben.
Jeremia rief über sie Folgendes aus: „Spitzt die Pfeile, füllt die Köcher! Der Herr hat den Geist der Könige von Medien erweckt, denn seine Absicht ist gegen Babylon, sie zu zerstören, denn es ist die Rache des Herrn, Rache für seinen Tempel“ (Jer. 51,11).
Babylon zerstörte den ersten Tempel des Herrn, aber Jerusalem zerstörte den wahren Tempel des Herrn (Joh. 2,19).
Mit anderen Worten: Die Tage Jesu in Jerusalem waren die „Tage von Babylon“.
W. Gage ergänzt dieses Argument im 4. Kapitel von „Theological Poetics: Typology, Symbol and the Christ“ folgendermaßen:
„[...] Babylon wird vor allem dadurch identifiziert, weil es die Zerstörerin des Tempels Gottes ist.
Die meisten modernen Kommentare, die sich auf 70 n. Chr. konzentrieren, sehen Rom unter dieser Anklage, da Babylon den ersten Tempel zerstörte und Rom den zweiten.
Rom wurde darin zum geistlichen Nachfolger Babylons gemacht und als Darstellung der „großen Stadt“ festgelegt.
Aber das Neue Testament versteht Christus als den wahren Tempel Gottes.
Dieser Grundsatz wurde deutlich, als Jesus den religiösen Führern gebot, den „Tempel“ seines Leibes zu zerstören (DÜ: „wegzulösen“) (Joh. 2,19-21).
Der gleiche Grundsatz erhellt die Tatsache, dass im neuen Jerusalem kein Tempel notwendig sein wird, weil der Herr selbst der Tempel ist (Offb. 21,22).
Die johanneische Darstellung Jerusalems ist also, dass es die Stadt ist, die den Tempel Gottes „zerstörte“.
Im Schänden des Herrn und im Zerstören seines Tempels wurde Jerusalem der Antitypus (d. h. die typologische Vollerfüllung) Babylons. Es wurde zur großen Babylon.
Im Gegensatz zum historischen Babylon und zur Stadt Rom, den Städten, die Gott dazu benützte, um seine Gerichtsabsichten gegen sein widerspenstiges Bundesvolk zu verwirklichen, hat Jerusalem keine Entschuldigung.
Keine Stadt übertraf die Bosheit dieses Ortes.
Jerusalem beschmutzte das Heiligtum des Herrn und wurde auf diese Weise zu einem Gräuel, der die eigene Verwüstung verursachte.
„Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! […] Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen“ (Mt. 23,37+38).“
>>> Einleitung
>>> 17a Das Wesen der Offenbarung
>>> 17b Die Bezeichnung der Stadt Babylon als eine Hure
>>> 17d Die rote Farbe des Tieres, auf dem Babylon sitzt
>>> 17e Die 7 Berge, auf denen Babylon sitzt
>>> 17f Die 7 Häupter des Tieres als Regentschaften und Regenten
>>> 17g Woher der Antichristus nicht kommt und wer er nicht ist
>>> 17h Die Identifizierung des Tieres als der jüdische Messias
>>> 17j Die Zeit vor und nach dem Millennium
>>> 17k Die Kaufleute Babylons und ihre Waren
>>> 17l Der auf die Stirn der Hure geschriebene geheime Name
>>> 17n Babylon-Jerusalem ist die große Stadt
>>> 17o Die Regentschaft Babylons
>>> 17p Babylons Leugnung ihrer Witwenschaft
>>> 17q Das aus Babylon herausgehende Volk Gottes
>>> 17r Das Babylon treffende Feuergericht
>>> 17s Die irdische Stadt Jerusalem und ihr Gegenbild, das neue Jerusalem